Kurioses Aussehen bietet technische Vorteile: Deutsches Startup will Fusionsreaktor bauen – Fusionsreaktoren und deren weltweite Testläufe geistern mitunter durch die Medienlandschaft. Oftmals stammen die Durchbrüche aus dem Ausland. Doch es gibt mindestens ein deutsches Start-up, das eigene Ansätze verfolgt: Bei Proxima Fusion arbeitet man an einem solchen. Stellarator nennt sich die kurios aussehende Maschine, welche eine Variante eines Fusionsreaktors darstellt. Sie könnte Probleme lösen, welche bei dieser Art Kraftwerk auftreten.

Dies geht aus einem Bericht des Portals „t3n“ hervor. Proxima Fusion ist eine Ausgründung von Max-Planck-Innovation. Einer Pressemitteilung zufolge erzielte das Unternehmen in einer ersten Runde, um Mittel zu sichern, ganze sieben Millionen Euro. Geld, mit dem das Start-up die Experimente mit dem Stellarator Wendelstein 7-X weiter voranbringen will. Dieser Fusionsreaktor wurde intensiv erforscht, insgesamt flossen 27 Jahre Arbeit in das System.

Kurioses Detail:

Der Stellarator besteht aus einem scheinbaren Gewirr von Metallröhren, bei „t3n“ zieht man gar den Vergleich zu Arbeiten des Ausnahmegenies H. R. Giger. Technologisch unterscheidet sich der Stellarator vom klassischen, aber auch leichter zu bauenden Fusionsreaktor-Typus des Tokamaks. Bei Letzterem gibt es eine Art „Käfig“ in Hufeisen oder Mehrkammerform, welcher das fusionskritische Plasma beinhaltet. Dort kommt es zu einer Erhitzung von innen heraus durch Elektromagneten.

Der Stellarator wahrt das Plasma stattdessen in seinen komplexen Röhren, die elektromagnetische Ladung erfolgt hier von außen. Damit lassen sich bereits Temperaturen für das Plasma von 100 Millionen Grad Celsius erreichen, wie der Bericht betont. Eine Temperatur, die dem Zehnfachen der Hitze unseres Sonnenkerns entspricht. Fusionskraftwerke imitieren vereinfacht ausgedrückt, wie Sterne ihre Hitze/Energie erzeugen und sich dabei selbst am Leben erhalten.

Wissenschaftler hoffen durch diese Nachahmung auf eine sichere und emissionsfreie Energiequelle

Noch dazu könnte eine solche Art der Energiegewinnung unabhängig von endlichen Ressourcen erfolgen. Wie das Unternehmen in einer Pressemitteilung wissen lässt, möchte man in den 2030er Jahren den ersten Stellarator errichten. Das Plasma lässt sich in den komplizierten Röhrensystemen dieser Maschine stabiler halten als in einem klassischen Tokamak. Zudem muss ein solches System keine Pausen für das Zurücksetzen der Magnetspulen einlegen.

Zuletzt hatte der Wendelstein 7-X durch einen Rekord im Februar von sich reden gemacht. Seinerzeit hatte der Energieumsatz überzeugt. Francesco Sciortino, Mitgründer und CEO von Proxima Fusion, erläutert: „Die experimentellen Fortschritte von W7-X und die jüngsten Fortschritte bei der Modellierung von Stellaratoren haben das Bild radikal verändert. Stellaratoren können inzwischen die Hauptprobleme von Tokamaks überwinden und signifikant weiterentwickelt werden, wodurch die Stabilität des Plasmas verbessert und stationäre Spitzenleistungen erreicht werden.“

Es gibt bereits funktionierende Fusionsreaktoren, welche Strom erzeugen können:

Doch das Verfahren ist energieintensiv und verschlingt entsprechend gewaltige Mengen – daher gibt es keine rentable Ausbeute. Sobald ein Unternehmen es schafft, dieses Kernproblem zu lösen, würde der Energiesektor eine echte Revolution erleben. Nuklearenergie oder fossile Brennstoffe könnten damit komplett überflüssig werden. Man darf gespannt sein, ob Proxima Fusion dieser Durchbruch zuerst gelingt. Das Rennen geht weiter.

Quelle: t3n.de