138 Dezibel und ein V8-Motor: Die lauteste Luftschutz-Sirene der Welt – Die meisten Laien (darunter der Autor dieser Zeilen), die an Warnsirenen wie für Fliegeralarme oder militärischen Gebrauch denken, vermuten wohl eine Handkurbel oder ein elektrisches System hinter dem nützlichen Lärm. Während des Kalten Krieges gab man sich in den USA nicht mit solchem Kleinkram ab: Die nukleare Bedrohung erforderte eben auch eine Sirene entsprechenden Kalibers. Dieses Biest aus dem Hause Chrysler setzte deshalb auf einen V8 …

Der US-Autohersteller aus Detroit setzte im Zeitalter des atomaren Patts bei seiner Zusammenarbeit mit den Bell Labs auf ein Kraftpaket von einem Motor, um die erste „Chrysler Bell Victory Siren“ zu erschaffen. Die lief aber nicht wie geplant, unter anderem, weil jemand beim Urmodell stehenbleiben (!) musste, um sie zu bedienen. Taubheitsgefahr. Also musste eine zweite Version her, überarbeitet und besser zu bedienen.

Endlich war die „Chrysler Air Raid Siren“ geboren, die ihr in diesem Video zu sehen bekommt. Wie dumm von uns … Wir meinten natürlich: zu hören!

1952 war es soweit – die neuartige Luftschiff-Powersirene wurde eingeführt. Eckdaten: ein 331-Kubikzoll-HEMI-V8 von Chrysler mit knapp 190 Pferdestärken, der über einen dreistufigen Kompressor seine ganze Kraft in die Erzeugung der Lautstärke steckte. Trommelfell-zerfetzende 138 Dezibel noch in 30 Metern Entfernung. Damit gilt die Chrysler Air Raid Siren bis heute als die lauteste Sirene der Welt.

Mit einem Druck von rund 7 Psi stieß sie pro Minute 73,6 Kubikmeter Luft aus. Damit war sie über ein Areal von knapp 42 Quadratkilometern zu hören. Man vergleiche dies mit heutigen elektrischen Sirenen, die vor Umweltkatastrophen wie etwa Tornados oder einem Tsunami warnen: Diese decken etwa „lediglich“ ein Gebiet von 10,5 Quadratkilometern ab.

Knapp 350 Chrysler Air Raid Sirens erblickten laut Unternehmensaufzeichnungen das Licht der Welt, von denen die letzten irgendwann in den 70er Jahren außer Dienst gestellt wurden. Die meisten wanderten auf den Schrott, einige wenige gingen an Museen oder befinden sich bis heute in den Händen privater Sammler historischer Militärausrüstung.

Quelle: jalopnik.com