Volles Tempo, extremes GeländeGelähmter Mountainbiker fährt Downhill im Rollstuhl

Volles Tempo, extremes Gelände: Gelähmter Mountainbiker fährt Downhill im Rollstuhl – Großveranstaltungen wie die Paralympics beweisen eindrucksvoll, welche Rolle der Sport in den gesellschaftlichen Fragestellungen der Inklusion spielen kann. Unlängst durften wir euch an dieser Stelle einen Triathleten mit Down-Syndrom präsentieren, der den nicht grundlos Ironman genannten Wettbewerb mitlief, -schwamm und -fuhr und es über die Ziellinie schaffte. Eine Leistung, vor der man den Hut ziehen muss. Ebenso verhält es sich mit dem Fahrer und seinen halsbrecherischen Manövern aus diesem Video.
Wer als Mitglied der Gen. X Ende der 80er Anfang der 90er aufwuchs, erinnert sich: Man sah einen nie ohne Skateboard, BMX-Rad, Straight-Edge-Filzer auf der Hand und Lagwagon-/Millencolin-/Helmet-/Shelter-/NOFX-Shirt. Extremsportarten, Monstertrucks und Dragster waren damals zumindest in diesen Subkulturen populär. Einer, der nach Schilderungen in seiner Biografie (siehe Quelle) auch so aufwuchs, ist der Kanadier Stacy Kohut.
Im Elternhaus des Sportlers wimmelte es vor Dragstern, BMX-Rädern und Dirtbikes, wie er beschreibt:
„Meine Familie war Teil des Extremsports, bevor das Wort Extremsport überhaupt erfunden wurde“, so Kohut in dem Kurzporträt über sein Leben. Auf seinem Shirt steht sinngemäß: „Lebe, um zu fahren, fahre um zu leben“.
Er erklärt, was ihn 1992 in den Rollstuhl brachte: „Ich brach mir den Rücken nicht beim Extremsport. Ich brach ihn mir, als ich auf einer Schaukel herumalberte, nachdem ich ein paar zu viel gehoben hatte. Also fiel es mir leicht, wieder ins riskante Dasein zurückzukehren.“
Kohut war damals 21 und alle Welt legte ihm nach der Lähmung nahe, er solle „es mit Fotografie versuchen“, „es ruhig angehen lassen“, wie er selbst beschreibt
„Aber das bin ich nicht. Ich war nicht 21 geworden, um plötzlich alles zu ändern, die Weise, wie ich lebte, nur weil ich mir das Rückgrat gebrochen habe“, resümiert Kohut seine Entscheidungen. Er blieb dem Extremsport treu, sieht sich als Pionier. Es zog ihn zum Downhill – mit dem Mountainbike, einem speziellen Anbau für den Rollstuhl.
„Für mich geht das Hand in Hand, ist untrennbar:“, erklärt Kohut, „ich würde diesen Sport nicht betreiben, das Downhilling, bräuchte ich dauernd Leute, Menschen die mir helfen, jemanden, der konstant vor Ort ist. Mein Bike hochhält, mir hilft, es aus dem Transporter zu holen. Darum geht’s nicht. Sondern darum, unabhängig zu sein, ich zu sein. Gehe ich zum Bikepark hier am Whistler, ist das auch nicht anders, als hätte ich mein Bike dabei oder mein Skateboard.“
Kohut liebt die Unabhängigkeit, sie ist es, die ihn nicht nur trotz, sondern gerade wegen seiner Beeinträchtigungen zu diesem Sport zog, wie er selbst sagt
Ein Sport, den er auf eine Weise meistert, bei der „beeinträchtigungsfreie“ Menschen nur mit den Ohren schlackern können. Erlebt, wie dieser Wagemutige die Waldwege herunter rast.