Tennis-Legende vor Gericht: Boris Becker drohen bis zu sieben Jahre Haft – Sportlicher Ruhm hält ewig, das damit verdiente Vermögen allerdings nicht. Boris Becker kann davon wohl ein Lied singen, und würde es sicherlich auch, brächte es ihm Geld ein. Das einstige Tennis-Ass ist bekanntermaßen nämlich derart pleite, dass unlängst ein Insolvenzverfahren läuft. Doch als wäre das nicht schon schlimm genug, droht Becker nun auch noch eine Haftstrafe.

Weil der 54-Jährige im Zuge des Insolvenzverfahrens Vermögenswerte unterschlagen und Informationspflichten nicht eingehalten haben soll, steht er in seiner Wahlheimat London nun wegen Insolvenzverschleppung vor Gericht.

Im schlimmsten Fall muss Becker mit sieben Jahren Haft rechnen.

Der dreimalige Wimbledonsieger war bereits im Juni 2017 von einem Konkursgericht für zahlungsunfähig erklärt worden. Seinerzeit schätzte man die Außenstände auf rund 59 Millionen Euro.

Und es war nicht das erste Mal, dass Becker wegen seiner Finanzlage in den Fokus von Juristen geriet. So hatte man ihn 2009 in Spanien wegen Schulden im Zusammenhang mit seiner Villa auf Mallorca ins Visier genommen und 2002 in München wegen Steuerhinterziehung in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro sogar zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung sowie einer Geldstrafe von 500.000 Euro verurteilt.

Dass er im Zuge des Insolvenzverfahrens in London erneut gegen geltendes Recht verstoßen habe, weist Becker jedoch von sich.

Laut seinem Anwalt fest entschlossen, die Vorwürfe zu entkräften und damit seinen Ruf wiederherzustellen, plädierte Becker anlässlich einer Gerichtsanhörung im Oktober 2020 in sämtlichen der 28 Anklagepunkte auf nicht schuldig.

Unter anderem wurde der Tennis-Legende vorgeworfen, mehrere Pokale zurückgehalten, Immobilien und Bankguthaben verschwiegen sowie größere Geldsummen auf andere Konten verschoben zu haben – darunter auch jene seiner Ex-Frauen Barbara und Lilly.

Mit der Zwangsversteigerung seines Besitzes sollte ein Teil des Schuldenberges abgetragen werden, den Becker angehäuft hatte. Über 80 Gegenständen wechselten dabei den Besitzer, wenn auch einige relevante Trophäen sich als nicht auffindbar erweisen sollten.

Zwar kamen immerhin rund 765.000 Euro zusammen, da Becker seine Vermögenswerte jedoch nicht vollständig offengelegt habe, wurde vonseiten der britischen Behörden verfügt, dass die Insolvenzauflagen weitere zwölf Jahre Bestand haben sollen.

Wie die zuständige Insolvenzbehörde erklärte, wolle man damit verhindern, „dass Herr Becker seinen Gläubigern weiteren Schaden zufügt“.

Auch auf politischer Ebene wurde es zeitweilig brisant, als Becker sich auf seine angebliche diplomatische Immunität berief, die er in seiner Funktion als Sport-Attaché der Vertretung der Zentralafrikanischen Republik bei der EU in Brüssel innehabe.

Allerdings erklärte der damalige Außenminister des afrikanischen Landes, Charles Armel Doubane, im Juni 2018, dass der Diplomatenpass gefälscht sei.

In Zuge eines Interviews mit „Bild“ erklärte Becker seinerzeit, dass dieser Vorwurf „absurd“ sei und bekräftigte, sich mit Blick auf das Insolvenzverfahren keinerlei Vorteile von seinem Diplomatenpass versprochen zu haben. Mal abgesehen davon, dass der Insolvenzverwalter das Dokument ohnehin achselzuckend abtat.

So oder so wird sich Becker in London nun dem Verfahren wegen Insolvenzverschleppung stellen müssen. Sollte es der Verteidigung nicht gelingen, die Vorwürfe zu entkräften, könnte Deutschlands einstiger Tennis-Heroe hinter Gittern landen.

Quelle: n-tv.de