Spiritbox – MusiktippEternal Blue

Lange Zeit schlugen die Kanadier mit zahlreichen Songs hohe Wellen im Netz. So bauten sich Spiritbox mit ihrem ganz eigenen Kreativ-Sound eine recht große Fanbase auf. Nach einigen EPs steht nun mit „Eternal Blue“ endlich ihr erstes Studioalbum auf der Matte. Auf der Debütplatte sind zwölf Tracks enthalten, die ihre frischen und spannenden Sound-Kreationen zeigen.
Diese fußen auf progressivem Metalcore, den Spiritbox allerdings durch Synthies und melodische Pop-Einschüben zu einem ganz eigenen Musikstil formen. Wobei gerade diese genialen Djent-Gitarren und natürlich der ikonische Gesang von Courtney LaPlante der Spiritbox-Klangwelt ihre unverwechselbare Charakteristik verleihen. Allen voran Courtney LaPlante, die Genrekenner sicher noch gut als Fronterin der Mathcore-Band Iwrestledabearonce kennen.
Bei Spiritbox zeigt LaPlante auf eindrucksvolle Art und Weise ihre begnadete Range, wenn sie in den Tracks von bezaubernd-cleanen Gesangsparts zu wilden und tiefbösen Growls sowie Shouts wechselt. Es gibt zur Zeit nicht viele Sängerinnen, ausgenommen natürlich Tatiana Shmailyuk von Jinjer, die auf diesem Niveau agieren, wenn es um solche heftigen Clean-Growl-Wechsel geht.
Spiritbox überzeugen aber generell als Band, zeigen sie doch technisch höchstes Niveau, egal, ob es die Bass- und Gitarrenarbeit oder das ausgefeilte Drumming sind. Die zwölf Songs des Albums offenbar eben all diese musikalischen Facetten. Hierbei poltern Songs wie „Hurt You“, „Silk In The Strings“, „Yellowjacket“ mit Architects-Frontmann Sam Carter als Gastsänger oder „Circle With Me“ nach besten Spiritbox-Tradmarks durch die Boxen.
Nicht zu vergessen ihr Smash-Hit „Holy Roller“. Dieser Song explodierte zuvor schon im Netz, ist es doch einer der biestigsten und coolsten Metal-Tracks der letzten Zeit. Vor allem weil hier Courtney LaPlante so phänomenal böse Growls ins Mikro schreit – gepaart mit diesem abgefahrenen Sound. Nicht verwunderlich, dass das coole Musikvideo zu „Holy Roller“ mittlerweile über 18 Millionen Views verzeichnen kann. Davon abgesehen zeigt die Band mit „Constance“ oder „Eternal Blue“ sehr emotionale Momente des Albums, die mit einer besonderen Schwere und unterschwelligen Härte begeistern.
Bei all diesen Songs imponiert diese Komplexität in den Arrangements, vor allem in den Phasen, wenn es zu diesen genialen progressiven Gitarrenriffs und Tempowechseln kommt. Doch auf „Eternal Blue“ zeigen die Kanadier auch ihre andere Seite, wenn bei Tracks wie „The Summit“, „Secret Garden“ oder „We Live In A Strange World” mit Pop-Elementen gearbeitet wurde, die das Ganze sehr eingängig, fast schon radiotauglich machen.
Das ist aber nicht negativ gemeint, bekommt man so doch eine sehr abwechslungsreiche und tiefgängige Platte spendiert. Alles in allem ist Spiritbox ein geniales, auffälliges Debütalbum gelungen, das nicht nur druckvoll daherkommt, sondern auch musikalisch detailreich raffiniert ausstaffiert wurde. Hier wechseln sich vertrackte Songstrukturen mit eingängigen Passagen und markigen Refrains ab.
Fazit: Auch wenn die Band schon seit vielen Jahren in der Szene ihr Standing hat, wird sie mit ihrem ersten „richtigen“ Album nun den nötigen Schritt nach vorne machen. Denn mit diesem eigenständigen Sound-Monster mutieren Spiritbox zur aufsehenerregenden Genre-Überraschung des Jahres.