Erik Cohen „Northern Soul“ – Musiktipp – Freunde deutscher Rock-Musik bekommen mit dem neuen Studioalbum „Northern Soul“ des Kielers Erik Cohen elf erfrischende Songs spendiert. Musik mit Herz, ganz viel Wucht und Seele, so wie man es vom Deutschrocker ohnehin gewohnt ist, der aber mit seinem mittlerweile vierten Album seinen enormen Reifeprozess zeigt. Entstanden sind dabei Tracks, die beeindruckend vielseitig sind, dabei aber nie ihre rockige Grundbasis verlieren.

Hinzu kommt auch, dass Eriks charismatisch-brummige Stimme diesen typischen Cohen-Stil festhalten und auf der Platte zementieren kann. Davon abgesehen gibt es soundtechnisch keine Schublade, in die man die Scheibe pressen könnte. So prescht bei dem einen Track Alternative Rock hervor, bevor es in Classic Rock übergeht, um dann beim Hard Rock zu landen.

Hier und da gibt es fast schon Metal-Anleihen, dann wieder etwas wavige Einflüsse, die sich mit Pop und Punk die Klinke in die Hand geben. Wer aber nun glaubt, das Ganze hätte keinen roten Faden und würde nur zu einer wirren Platte führen, der wird beim Hören des Drehers eines Besseren belehrt. Denn Cohen vollzieht es meisterlich, dass sich die Tracks auf „Northern Soul“ am Ende zu einer abwechslungsreichen Rock-Scheibe vereinen, die einfach nur gute Laune bringt.

Auch lyrisch hat sich der Nordrocker enorm gesteigert und produziert so einige hymnische Momente mit etlichen Mitgröhl-Refrains. Entstanden sind dabei so geniale Tracks wie „Nach Dem Sturm“ mit Hit-Charakter. Gleiches gilt auch für Songs wie „Junger Matrose“ oder das zackige „Bomberjacken“. Gefühlvolle Balladen kann Cohen aber auch, so zu hören beim Track „Millionenstadt“.

Auch richtig stark sind Lieder wie „Schleswig-Holstein“, Cohens musikalische Hommage an seine Heimat, oder der Biker-Track „Doomrider“ – beide mit Refrains ausgestattet, die direkt ins Ohr scheppern und sich dort festsetzen. Die Songs haben trotz ihres grenzbefreiten Einschlags immer einen herrlich eingängigen-melodischen Charakter. Sogar mehr als je zuvor, was auch daran liegt, dass der Musiker die Düsterkeit immer mehr über Bord geworfen hat.

Schlussendlich ist Album Nummer vier des Kieler Jungen eine wunderbar eigenständige Deutschrock-Platte, auf der lyrisch sowie musikalisch jede Menge entdeckt werden kann. Ein Album, das durchweg rockt, unterhält und vor allem zeigt, dass Erik Cohen mittlerweile zur obersten Schublade der Deutschrocker gehört.

Erik Cohen „Northern Soul” (RYL NKR Recordings) // VÖ: 26. Feb. 21