Pünktlich zur Wrestlemania-Season versorgen uns 2K und Visual Concepts mit dem neuesten Ableger ihrer Wrestling-Simulation „WWE 2K23“. Nachdem die Serie eine Zeit lang ordentlich einstecken musste, feierte man im Vorjahr ein fulminantes Comeback und sicherte sich endlich wieder den World Heavyweight Title unter den Kampfspielen. „WWE 2K23“ steigt nun in den Ring, um diesen Titel zu verteidigen. Wir haben die Next-Gen-Version des Spiels für euch getestet.

Wer sich in der Welt des Sport-Entertainments bewegt, stolpert früher oder später unausweichlich über seinen Namen – John Cena. Keiner polarisiert die Massen so wie er. Man liebt ihn, man hasst ihn. Doch eines ist sicher: Sobald seine Musik aus den Lautsprechern ertönt, bebt jede Arena. Passend also, dass „WWE 2K23“ von keinem Geringeren als dem 16-fachen Champion höchstpersönlich präsentiert wird.

So ist der „Leader Of The Cenation” nicht nur der diesjährige Cover-Athlet, er soll auch den Soundtrack handverlesen haben, der von den Red Hot Chili Peppers, über Post Melone bis hin zu Luciano einen wilden Mix verschiedenster Genres liefert, jedoch leider nur zwölf Songs umfasst. Cena steht auch im Mittelpunkt von „Showcase“, aber dazu später mehr.

Das ist gut

Im vergangenen Jahr legte „WWE 2K22“ den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft der Franchise. Mit actiongeladenem Gameplay, generalüberholter Steuerung und aufpolierter Grafik gelang der Wrestling-Reihe eine „Phönix aus der Asche“-gleiche Rückkehr an die Spitze der Kampfsimulationen. „WWE 2K23“ knüpft hier nahtlos an. Dabei verzichten 2K und Visual Concepts auf sprachgewaltige Neuerungen. Stattdessen verpassen sie dem ohnehin hochwertigen Gameplay des Vorgängers sinnvolle Verfeinerungen und hieven „WWE 2K23“ auf die nächste Stufe.

So kommt die im letzten Jahr von Grund auf erneuerte Steuerung im aktuellen Ableger der Serie noch intuitiver daher. Die virtuellen Matches sind nicht mit unnötigen Tastenkombinationen überfrachtet. Jede Aktion fühlt sich flüssig und nachvollziehbar an und geht gleichzeitig locker von der Hand. Bereits nach wenigen Minuten im Ring sind alle wichtigen Kniffe verinnerlicht. Danach entscheiden Antizipation und Timing über den Ausgang der Matches.

Optisch macht die Next-Gen-Version von „WWE 2K23“ eine Menge her. Die virtuellen Superstars sehen ihren realen Pendants in den meisten Fällen verblüffend ähnlich. Die In-Ring-Action wirkt stets lebendig und zeigt nur seltene Schwächen in der Hitbox-Mechanik. Insgesamt legt „WWE 2K23“ in diesem Bereich im Vergleich zum schon fantastisch aussehenden Vorgänger noch einmal mächtig nach. Die schweißgebadeten Körper der Athleten sind nach einem anstrengenden Match von Blessuren geschunden. Durch geschickte Inszenierung fühlt man somit auch auf der heimischen Couch bei jedem einzelnen Suplex mit seinem Superstar. Die grandiose Präsentation mit dynamischen Kameraschnitten, fulminanter Soundkulisse und detailreicher Grafik tut hier ihr Übriges.

Eine der größten Stärken der Reihe liegt seit jeher in den schier endlosen Möglichkeiten, die „WWE 2K“ den Spielern Jahr für Jahr an die Hand gibt. Im diesjährigen Ableger stehen beinahe 250 aktuelle und ehemalige Superstars zur Verfügung. Jeder Einzelne von ihnen ausgestattet mit originalem Entrance und eigenem Moveset. Diese prügeln sich dann durch zahlreiche Matcharten, von klassischem Eins gegen Eins, über Hell in a Cell bis hin zum Royal Rumble. Neu dabei in „WWE 2K23“ sind die chaotischen WarGames. Hier werden zwei Ringe nebeneinander aufgebaut und mit einer gewaltigen Stahlkonstruktion verbunden. Doppelte Spielwiese für doppeltes Vergnügen.

Wer trotz dieser unzähligen Möglichkeiten noch nicht genug hat, bekommt von „WWE 2K23“ erneut den wohl umfangreichsten Editor des Genres geboten. Wer möchte, kann hier sicher hunderte Stunden verbringen, um immer neue Superstars und Matcharten zu erschaffen. Und wenn’s schneller gehen soll, greift man einfach auf eine der sicher bald Millionen Kreationen anderer Spieler weltweit zurück.

Die einzelnen Modi des Spiels wurden ebenfalls um einige sinnvolle Ergänzungen erweitert. Der beliebte „MyGm“ Modus, in dem der Spieler in die Rolle eines General Managers schlüpft und seine eigene Franchise aufbaut, um anschließend gegen andere Shows um Quoten, Fans und Einnahmen zu wetteifern, ist nun mit bis zu vier Personen spielbar. Hier geht es darum, die richtigen Superstars zu verpflichten und anschließend sinnvoll einzusetzen, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Auch neu: Durch das Abschließen besonderer Herausforderungen sammelt man Fortschritt, um irgendwann selbst zur Manager-Legende ernannt zu werden.

Der Story-Modus des Titels, „MyRise“, bietet nun mit „The Legacy“ und „The Lock“ zwei unterschiedliche Kampagnen. In „The Legacy“ folgt ihr den Fußspuren eurer Tante, die selbst eine legendäre Karriere im Wrestling hinlegte, und müsst beweisen, ob ihr die Bürde eures großen Namens schultern könnt. „The Lock“ versetzt euch in die Position eines gestandenen Superstars, der bereits in anderen Shows erfolgreich war und nun einen Fuß in die „WWE“ setzt. Beide Kampagnen liefern mehrere Handlungsstränge und sollen so ordentlich Wiederspielwert bieten.

Der Main Event eines jeden „WWE 2K“ ist jedoch der gefeierte „Showcase“ Modus. Dieser widmet sich dieses Jahr dem „Doctor Of Thuganomics“, John Cena. Anders als in den Vorjahren übernimmt jedoch der Spieler in „WWE 2K23“ nicht die Kontrolle über den im Mittelpunkt stehenden Superstar, sondern erlebt einige der größten Matches in Cenas Karriere aus der Sicht seiner Kontrahenten nach. John Cena selbst stimmt mit interessanten und lustigen Geschichten auf die jeweiligen Machtes ein, in denen dann verschiedene Aufgaben erfüllt werden müssen, um den originalen Ablauf möglichst realitätsnah nachzubilden. Die Aktionen im Ring gehen immer wieder in kurze Videoaufnahmen der realen Duelle über, der Nostalgiefaktor könnte hier nicht größer sein. Obwohl nach nur drei bis vier Stunden Spielzeit alles schon wieder vorbei ist, stellt der „Showcase“ Modus auch in „WWE 2K23“ das absolute Highlight des Jahres dar.

Das ist nicht gut

In „WWE 2K23“ gibt es auffallend wenig, was nicht gelungen ist. Die einzig wirkliche Schwäche des Gameplays zeigt sich, wenn viele Superstars gleichzeitig im Ring unterwegs sind. Die actiongeladenen Aktionen und der außerordentlich schnelle Spielfluss arten dann schnell in Chaos aus. Selbst schwer getroffene Fighter bleiben nur wenige Sekunden am Boden und greifen anschließend schnell wieder ins Geschehen ein. Das ist toll für kleinere Matches, sorgt in großen Runden jedoch dafür, dass man ständig aus allen Himmelsrichtungen attackiert wird. Hier kann die Übersicht leicht verloren gehen.

Die bereits angesprochene Hitbox-Mechanik funktioniert hier und da noch nicht perfekt. So greifen die virtuellen Entertainer ab und an am Gegner vorbei oder verfehlen ihre Angriffe gar komplett. Der Spielspaß wird hierdurch allerdings nicht beeinträchtigt, da diese kleinen Fehler durchaus den ein oder anderen Schmunzler ins Gesicht zaubern können.

Ein größerer Dorn im Auge, als teilweise zu schnelles Gameplay oder kleine Schwierigkeiten im Kampfsystem, ist jedoch der „MyFaction“ Modus. Oder besser gesagt: Das Lootbox-System, das aus Sportsimulationen mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist und natürlich auch in „WWE 2K23“ eine wichtige Rolle spielt. In „MyFaction“ werden wieder einmal bunte Karten der Wrestler gesammelt, um mit diesen anschließend in verschiedenen Modi gegen die KI oder andere Spieler anzutreten. Die Karten kann man sich entweder durch abgeschlossene Herausforderungen verdienen, oder sie ganz einfach aus Packs im Store ziehen. Wie in anderen Spielen des Genres gilt auch hier: Die wirklich guten Karten bekommt man nur, indem man entweder unendlich viel Zeit oder bares Geld in das Spiel steckt.

Fazit

Mit „WWE 2K23“ steigen 2K und Visual Concepts in den Ring, um den Titel des Vorjahres zu verteidigen. Dank intuitiver Steuerung und actionreichem Gameplay, das vom Entwickler fantastisch in Szene gesetzt wurde, wirken die virtuellen Kämpfe realistisch wie nie. Ob Lesnars „F5“, Mysterios „619“ oder Ortons „RKO“, jede Aktion überträgt sich direkt in die heimischen Wohnzimmer.

Zum absoluten Highlight wird auch in diesem Jahr der „Showcase“ Modus, in welchem John Cena den Spieler auf eine Reise durch einige seiner größten Matches entführt. Kleinere Schwächen des Gameplays schaden dem außerordentlich hohen Spielspaß nur in den seltensten Momenten.

Man möchte der Konkurrenz nur noch zurufen: „You can’t see me!“

„WWE 2K23“ ist erhältlich für XBOX Series, XBOX One, PlayStation 5, PlayStation 4 und PC.