„FIFA“ ist zurück! Das mag sich bei einer jährlichen Serie erstmal wenig spektakulär anhören. Doch in diesem Jahr ist vieles anders. Schließlich ist „FIFA 23“ nicht nur einfach der nächste Ableger einer beinahe 30-jährigen Geschichte, es ist das letzte Spiel der beliebten Fußballsimulation, das den weltbekannten Namen trägt. „FIFA“ ist also nicht nur zurück, es ist auch das letzte „FIFA“ aller Zeiten. Ganz nebenbei steht im selben Jahr noch eine – nicht ganz unwichtige – Fußballweltmeisterschaft an, der natürlich auch in „FIFA 23“ ordentlich Bedeutung zukommt. Ob EA seine erfolgreiche Fußballsimulation mit einem letzten großen Hurra in Rente schickt und sich erneut den Weltmeistertitel sichert, oder man schon in der Vorrunde nach Hause fährt, verraten wir in unserem Test.

Wenn man einmal so darüber nachdenkt, weist die „FIFA“-Reihe erstaunliche Parallelen zur Karriere eines ihrer größten Stars auf: Cristiano Ronaldo. Über weit mehr als ein Jahrzehnt dominierten sie ihre Metiers, holten Titel um Titel, brachen Rekorde, gewannen Millionen Fans für sich und wussten dabei stets zu polarisieren. Man liebte sie, man hasste sie. Und nun, im Jahr 2022, stehen sowohl „FIFA“ als auch Ronaldo vor ihrem letzten großen Tanz, bevor sie gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten. Während der portugiesische Superstar im Winter ein letztes Mal versuchen wird, die Weltmeisterschaft für sein Land zu gewinnen, startet EA mit „FIFA 23“ ins finale Jahr unter dem Namen des internationalen Fußballverbands.

Obwohl EA die hauseigene Fußballsimulation natürlich auch nach „FIFA 23“, dann unter neuem Namen, weiterführen wird, ist das Ende einer solchen Ära Grund genug, sich mit einem Knall zu verabschieden. So schreibt sich „FIFA 23“ selbst auf die Fahne, „The World’s Game“ zu sein, nicht weniger als das authentischste „FIFA“ aller Zeiten. Hierfür wird das Spiel noch näher an das reale Pendant herangeführt. Durch ausgeklügelte Motion-Capture-Technologie wurden mehrere tausend Bewegungsabläufe tatsächlicher Fußballspieler direkt auf den virtuellen Rasen übertragen, wodurch „FIFA 23“ im Ersteindruck weitaus realistischer als der Vorgänger erscheint.

Das ist neu

Die wohl größte Neuerung in „FIFA 23“ befindet sich neben den virtuellen Spielfeldern, oder besser gesagt „dazwischen“. Cross-Play hält endlich Einzug in der Fußballsimulation. So könnt ihr euch nun mit anderen Spielern von Xbox Series, PlayStation 5 und PC gleichzeitig messen oder eure Freunde auf diesen Plattformen über das Spielmenü zu Freundschaftsspielen herausfordern. Dies funktionierte in unserem Test hervorragend, ohne jegliche Beeinträchtigung der Verbindungsqualität. Es bleibt zu hoffen, dass die Server auch dem großen Andrang der Spieler nach dem Full-Release des Spiels standhalten.

In Sachen Gameplay geht „FIFA 23“ den nächsten Schritt mit der, im Vorjahr eingeführten, „HyperMotion“-Technologie. Diese sorgt für noch realistischere Bewegungsabläufe und adaptives Verhalten der digitalen Kicker. Eure Spieler orientieren sich nun viel mehr an ihren Teamkollegen und Gegenspielern, sie agieren häufiger als geschlossene Einheit und weniger als Einzelspieler. Dies verleiht dem Spiel eine größere taktische Tiefe.

In „FIFA 23“ gilt dies erstmalig ebenfalls für die integrierten Frauenteams. Dank „HyperMotion2“ wurden auch die Bewegungen von Fußballerinnen eingefangen und ins Spiel übertragen. Hierdurch und durch die Implementierung einiger Frauen-Vereinsmannschaften erhält der Frauenfußball endlich die lang verdiente realistische Abbildung in „FIFA“.

Mit dem Einzug der neuen „Powerschüsse“ erhaltet ihr in „FIFA 23“ eine völlig neue Methode, echte Knallertore zu erzielen. Diese löst ihr aus, indem ihr beim Schießen die beiden Bumpertasten gedrückt haltet. Anfänglich wirkt das noch recht ungewohnt, da die Kicker beim „Powerschuss“ länger brauchen, um sich in Position zu bringen, und ihr obendrein manuell aufs Tor zielen müsst. Setzt man diese neue Art zu schießen jedoch im richtigen Moment ein und zielt präzise, wird man mit einem Gewaltschuss belohnt, vor dem selbst Lukas Podolski vor Neid erblassen würde. Dementsprechend groß ist das Belohnungsgefühl, wenn der Ball mit Schallgeschwindigkeit im Knick einschlägt.

Um den neuen „Powerschüssen“ entgegentreten zu können, gibt „FIFA 23“ dem Spieler zusätzlich neue Defensivwerkzeuge an die Hand. Grätschen und harte Zweikämpfe sind um einiges effektiver als noch in vergangenen Jahren. Neue Animationen sorgen dafür, dass man den Ball auch im letzten Moment noch vom Fuß des Gegenspielers grätschen, und vermeintlich sichere Gegentore verhindern kann.

Vollständig überarbeitet wurden die Standardsituationen. Bei Freistößen und Eckbällen bestimmt man nun exakt, wo der Schütze den Ball treffen soll, und verleiht ihm so den gewünschten Schnitt. Da es keinen Zielpunkt mehr gibt, bedarf es auch hier ein wenig Übung, um sich an das neue System zu gewöhnen. Da der Spieler deutlich mehr Kontrolle erhält, handelt es sich langfristig jedoch mit Sicherheit um eine sehr willkommene Neuerung.

Das neue Elfmetersystem hingegen ist fast ein wenig zu einfach zu meistern. Ihr müsst nun lediglich einen sich zuziehenden Kreis im engsten Punkt treffen und schon ist es beinahe unmöglich, kein Tor zu erzielen. Da der Kreis recht langsam ist, trifft man ihn mit spielender Leichtigkeit im perfekten Moment. Die Elfmeter landen demzufolge nahezu ausnahmslos und für den Torwart unerreichbar im Winkel. Etwas mehr Herausforderung wäre hier auf Dauer sicher wünschenswert, schließlich treffen selbst die besten realen Kicker nicht jeden Strafstoß absolut perfekt.

Zusätzlich zu den Gameplay-Verbesserungen verpasst „FIFA 23“ seinen beliebtesten Modi auch in diesem Jahr eine mal mehr, mal weniger umfangreiche Frischzellenkur. So habt ihr im Karrieremodus nicht mehr nur die Wahl ein Spiel entweder komplett zu spielen oder es gänzlich zu simulieren, ihr könnt jetzt auch in wichtigen Momenten des Spiels einsteigen und die Kontrolle über euer Team übernehmen. Ihr könnt ein Spiel also grundsätzlich simulieren und nur dann selbst eingreifen, wenn eure Mannschaft zum Beispiel eine Torchance hat, oder einen Konter unterbinden muss. Außerdem wurden zahlreiche reale Trainer in den Karrieremodus implementiert. Das gibt euch die Möglichkeit, als Pep Guardiola oder Jürgen Klopp höchstpersönlich an der Seitenlinie zu stehen und euer Team anzuleiten.