Und täglich grüßt das Alientier„Returnal“ im Test für PS5
Dabei kommt allerdings erschwerend hinzu, dass viele Gegenstände „verdorben“ sind, ihr euch beim Einsammeln also der Gefahr aussetzt, dass euer Anzug eine Fehlfunktion erleidet, die euch solange schwächt, bis ihr eine daran geknüpfte Herausforderung – etwa „Töte x Gegner“ oder „Sammle ein Alien-Artefakt ein“ – absolviert habt. In Sachen Charakterstärke drehen sich also so einige Zahnräder, nur eben leider viel zu selten ineinander.
Bis ihr die mannigfaltigen Funktionsweisen durchschaut habt, vergeht einiges an Zeit. Die Einstiegshürde in „Returnal“ ist recht hoch, und dürfte so manchem Gelegenheitszocker überraschen, der in Erwartung des nächsten PS5-Exklusive-Blockbusters mal eben 80 Euro hingelegt hat. Und spätestens hier zeigt sich, wie mutig dieses Spiel ist. Insbesondre wenn man bedenkt, dass wir es hier mit einem der ersten echten Next-Gent-Titel überhaupt zu tun haben.
Von daher die klare Warnung: „Returnal“ richtet sich ganz klar an eine Core-Spielerschaft mit extrem langer Lunte. An sich wäre das natürlich vollkommen okay, mit einer Schikane haben es die Macher dann aber doch deutlich übertrieben: dem Speichersystem. Nicht nur, dass es nur einen Speicherplatz gibt, ihr könnt während eines Runs auch nicht zwischenspeichern, um zu pausieren. Geht die Konsole aus oder wechselt ihr das Spiel, beginnt ihr zwangsläufig wieder an der Absturzstelle.
Den zu Beginn eingeblendeten Hinweis, dass man seine PS5 alternativ ja in den Ruhemodus versetzen könne, haben wir als blanken Hohn empfunden. Da hat wohl jemand keine Geschwister, mit denen man die Konsole teilt, und außerdem die regelmäßigen Updates vergessen, im Zuge deren Spiele im Hintergrund beendet werden. Von daher muss man seine mitunter auch mal mehrstündigen Runs gut planen, was eine unnötige Gängelei darstellt.
Technisch gibt man sich ansonsten keine Blöße. „Returnal“ sieht ihn seiner gigeresken und lovecraftschen Fremdartigkeit nicht nur großartig aus, sondern kommt auch noch so poliert daher, wie man es heutzutage erst nach einer Welle von Patches gewohnt ist. Dabei spielt „Returnal“ seine optischen Stärken vielleicht nicht direkt auf den ersten Blick aus, aber die tollen Licht- und vor allem feinen Partikeleffekte bei stets stabilen 60 Bildern pro Sekunde und natürlich in 4K-Auflösung versprühen ordentlich Next-Gen-Flair.
Und auch PS5-exklusive Features wie das saubere und präzise 3-D-Audio und die feinfühligen Dual-Sense-Funktionen kommen prima zur Geltung. Letztere lassen euch sogar den Regen spüren, während die adaptiven Trigger dank des fühlbaren Widerstandes zwei verschiedene Feuermodi der Waffen auf einem Knopf vereinen.
Was die Story betrifft, werden sich die Gemüter jedoch scheiden. Um alle Zusammenhänge zu verstehen, wird man sich einiges selber zusammenreimen und mehr als nur einen Durchlauf starten müssen. Da kann es schon mal sein, dass plötzlich mitten in einem Alien-Sumpf ein stinknormales Wohnhaus auftaucht, welches ihr dann in Ego-Sicht und bester „P.T.“-Manier durchsucht, während euch ein mysteriöser und vor allem gruseliger Astronaut zu verfolgen scheint. Freunde klarer Botschaften werden sich hier wohl nur verwirrt am Kopf kratzen. Wer indes psychologischen Facetten einer Story etwas abgewinnen kann, bekommt viel Stoff zum munteren Drauflos-Interpretieren.
Ein Wort noch zum Multiplayer: „Returnal“ ist also Solo-Abenteuer konzipiert, jedoch tauchen in den Levels immer mal wieder die Leichen anderer Spieler auf. Interagiert ihr mit diesen, kann es passieren, dass ein schwerer Gegner auftaucht, den ihr quasi als Rache erlegen müsst, und dafür fette Beute erhaltet. Genauso gut kann es aber auch passieren, dass die Leiche plötzlich quicklebendig wird und euch angreift. Darüber hinaus könnt ihr an einem Terminal im Wrack der Helios tägliche Herausforderungen mit vorgegebener Ausrüstung und festgelegtem Ziel absolvieren, und euch anhand der dabei verdienten Punkte in einer Rangliste mit Spielern auf aller Welt vergleichen.
Fazit:
Knallharte Zeitschleifen-Sci-Fi-Action für frustresistente Zocker. „Returnal“ verlangt viel vom Spieler, belohnt Lernwillen und Geduld aber mit nahezu perfektem Gameplay, einer beeindruckend sauberen Next-Gen-Optik und unverbrauchter Prämisse: Ein Roguelike in Third-Person-Perspektive voller origineller Feinde, die euch ein spektakuläres Bullet-Hell-Inferno entgegenwerfen, eingebettet in ein atmosphärisch dichtes und mysteriöses Psycho-Horror-Setting auf einem schauderhaft-fremdartigen Alienplaneten. Das wird nicht jedem gefallen, aber gesehen haben sollte man es auf jeden Fall mal.
„Returnal“ ist exklusiv für Playstation 5 erhältlich.