„The Valiant“ im PC-TestStarke Echtzeit-Mittelalter-Strategie

Bereits „Age of Empires IV“ hatte im letzten Jahr gezeigt, das im modernen Gaming durchaus noch reichlich Platz ist für zünftige Echtzeitstrategie. Nun ist mit „The Valiant“ ein weiterer Vertreter der Echtzeit-Strategie erschienen, der uns tief ins Mittelalter entführt. Die neue RTS-Hoffnung von Entwickler Kite Games und Publisher THQ Nordic will dem Genre dabei mit neuen Ideen frischen Wind verleihen. Wir haben uns den Mittelalter-Strategen angesehen und verraten euch, ob sich „The Valiant“, das schier aus dem Nichts aufgetaucht ist, als wahres RTS-Highlight entpuppt.
Darum geht’s:
Wie eingangs erwähnt, bietet euch „The Valiant“ ein spannendes Mittelalter-Setting. Genauer gesagt geht es ins Hochmittelalter, wo sich Ritter Theoderich von Akenburg zusammen mit seinem Waffenbruder Ulrich von Grevel auf dem Kreuzzug ins Heilige Land befinden. Während ihrer Kämpfe gegen die Sarazenen stoßen sie auf das Bruchstück eines uralten Artefakts. Dieses verleiht dem Besitzer unbeschreibliche Macht.
Nicht ganz verwunderlich kommt es zwischen den beiden Kreuzfahrern zu einem heftigen Streit deswegen, weshalb sich ihre Wege letztendlich trennen. Als Spielerin oder Spieler steigt man dann einige Jahre später ins Geschehen ein. Denn zurück im Deutschen Reich gilt mit Ritter Theoderich von Akenburg seinen abtrünnigen ehemaligen Kameraden aufzuhalten.
Das ist gut/Das ist schlecht:
Dies geschieht in der Kampagne mit insgesamt 16 Missionen. Diese gestalten sich im Verhältnis zur Konkurrenz etwas kürzer, sind aber extrem unterhaltsam und abwechslungsreich. Was zudem gut gefällt, ist, dass man mit seinem Helden auf den typischen Taktikkarten das mittelalterliche Europa bewandert. Dies wiederum bereitet zudem reichlich Abwechslung, kämpft und taktiert man so doch in verschiedenen Klimazonen von den Alpen bis hin zum Mittelmeer.
Spieltechnisch liegt in „The Valiant“ der Fokus derweil nicht auf dem Basisbau oder dem Sammeln von Ressourcen, sondern auf den Missionen und noch mehr auf den Echtzeit-Taktik-Gefechten. Hierbei setzt das Game auf kleinere Ritterverbände und keine großen Armeen. Die kleinen Kampftrupps ermöglichen euch in den Gefechten nach dem Stein-Schere-Papier-System reichhaltige Variationen bezüglich der Taktik- und Strategiewahl.
So stehen zum Beispiel diverse Truppengattungen zur Verfügung: Schwertkämpfer, Speerträger, Bogenschützen, Reiter oder Axtschwinger. Jede Einheit hat, wie man es aus der RTS-Welt kennt, ihre Vor- und Nachteile, besitzt zudem mehrere Spezialfertigkeiten. Gerade diese speziellen Fähigkeiten bringen noch mal mehr Taktiktiefe, können beispielsweise Bogenschützen doch anrückende Feinde verlangsamen.
„The Valiant“ setzt daher sehr auf die richtige Zusammenstellung des Ritter-Squads gegen die jeweilige Gegnergruppe, wo man dementsprechend auch die Sonderfähigkeiten der Einheiten optimal einzusetzen hat. Auf der anderen Seite versucht eine gute KI einem das Leben so richtig schwer zu machen. Das Ganze erinnert an die flotten und taktischen Fights aus der „Total War“-Reihe.
Generell erfindet „The Valiant“ das RTS-Genre zwar nicht komplett neu, aber das Spiel schafft es mit seiner vielseitigen Spielmechanik, richtig spannende Ritter-Schlachten zu erschaffen, bei denen sich Strategen nach Herzenslust austoben können. Was darüber hinaus positiv ins Gewicht fällt, sind die Helden, die sich unserem Theodore im Verlauf des Spiels immer mehr anschließen. Die Helden bringen der eigenen Kampftruppe gute Vorteile wie den Anstieg der Moral. Sie selbst sammeln von Mission zu Mission Erfahrung und neue Ausrüstung.
Zudem haben sie Spezialangriffe auf Lager, die in den Echtzeit-Kämpfen äußerst dienlich sind. Diese Gefährten lassen sich zudem über einen Talentbaum verbessern. Die eigenen Truppen können darüber hinaus mit Söldnern verstärkt werden. „The Valiant“ bietet generell ein einige interessante Strategie-Elemente. Dazu gehört auch das obligatorische Ressourcen- und Bausystem. Zudem besitzt das Spiel einen Multiplayer-Modus mit PvP-Gefechten für bis zu vier Teilnehmern sowie einen kooperativen Last-Man-Standing-Modus.
Was indes weniger gefällt, ist das Missions-Design, bei dem einem doch einiges an Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit genommen wird, weil man hierbei meist auf vorgeschriebenen Routen über die Karten manövriert. Auch dass es kein freies Speichern gibt, wird dem einen oder andern sicherlich nicht so gut schmecken. Das Spiel speichert nämlich nur nach wichtigen Ereignissen automatisch. Positiv fällt hingegen die Grafik auf, die mit liebevoll detaillierten Landschaft und Einheiten punktet, was wiederum eine dichte Mittelalter-Atmosphäre aufbaut.
Fazit:
Ja, tatsächlich, „The Valiant“ ist eine echte Genre-Überraschung. Vor allem deshalb, da die Entwickler einen erfrischend anderen Weg gewählt haben als noch zuletzt „Age of Empires 4“. So setzt das Game auf spannende Echtzeitkämpfe mit kleinen Trupps, statt auf Massenschlachten und Basisbau. Das verleiht dem Spiel einiges an Abwechslung und Dynamik, welche das meist konservative RTS-Genre erfreulich auflockern. „The Valiant“ ist somit ein starkes Mittelalter-Strategiespiel geworden, das für zahlreiche Spielstunden und durchgezockte Nächte sorgt. Well done!