Endlich wieder Teenie-Horror„The Quarry“ im Test für Playstation 5 und Xbox Series
Obwohl diese doch noch am ehesten an die aktive Freiheit eines Videospieles erinnern, und bei einem Marsch durch den dunklen Wald eigentlich doch Gruselstimmung aufkommen sollte, empfanden wir persönlich diese Abschnitte als die langweiligsten des Spiels. Viel interessanter, weil aktiver, sind da schon die Fluchtsequenzen mit ihren Quick-Time-Events. Zumindest sollte man das meinen, denn das System wurde so derart vereinfacht, dass man lediglich noch rechtzeitig den linken Stick in die richtige Richtung oder schnell hintereinander den immer gleichen Knopf drücken muss.
Die Anbiederung an den Casual-Massenmarkt bricht sich zudem in der Entscheidung Bahn, dem Spieler drei Leben zu schenken, mit denen man versehentliche Tode rückgängig machen kann. Zwar muss man diese Funktion nicht nutzen, und doch nimmt sie der Endgültigkeit unserer Entscheidungen die Schärfe. Und eben jene war es doch stets, die diesen ganz besonderen Nervenkitzel hervorrief.
Wir haben das Feature dann aber doch dankend angenommen, als wir wiederholt in Szenen draufgingen, in denen es gilt, mit einer Waffe zu schießen. Denn da das Tutorial ausdrücklich davon spricht, dass man mit Schrotflinten auf der Distanz weniger Schaden ausrichtet, ließen wir in den Sequenzen den Feind stets näherkommen und drückten erst spät ab. Zu spät offensichtlich, denn obwohl noch ein Stück des kleiner werden Balkens vorhanden war, der unser Zeitfenster zum Reagieren symbolisiert, wurden wir schon gepackt. Sehr ärgerlich.
Und auch so mache Entscheidung führte ohne wirklich nachvollziehbaren Grund zum Tod. Aber das ist natürlich auch der immens flexiblen Natur des Spieles geschuldet, ebenso wie teils holperige Übergange zwischen den Szenen.
Als Hilfestellung könnt ihr in den zu durchsuchenden Arealen immer wieder Tarotkarten finden. Gebt ihr diese bei einer alten Wahrsagerin ab, die zwischen den Kapiteln die Rolle des Kurators aus der „Dark Pictures Anthology“ einnimmt, gewährt sie euch einen Blick in ihre Kristallkugel, die bruchstückhaft eine mögliche Zukunft zeigt. Die Bilder korrekt zu deuten, ist euch selbst überlassen.
Mit Blick auf die vielen unterschiedlichen Verzweigungen und Entscheidungen bietet „The Quarry“ durchaus Wiederspielwert. Auch das Aufspüren von Notizen und Hinweisen motiviert mit vielen Hintergrundinformationen zu den mysteriösen Vorgängen und Figuren im Spiel. Allerdings kann man die teils ausufernden Dialoge nicht vorspulen, was uns auch ein wenig die Lust daran verhagelt hat, nach dem Abspann die einzelnen Kapitel gezielt anzuwählen und noch einmal anders anzugehen.
Wer sich „The Quarry“ gänzlich passiv hingeben will, kann das über den Filmmodus tun. Legt ein paar Grundattribute fest, wie die Geschichte verlaufen soll, und lehnt euch ganz bequem zurück. Auch wieder mit dabei: Der Couch-Koop, bei dem ihr die verschiedenen Rollen auf eure Mitspieler verteilt und das Pad entsprechend immer weiterreicht, wenn die handelnde Figur wechselt. Mit den richtigen Leuten durchaus spaßig, je mehr es werden, desto mehr zieht sich das gemeinsame Erlebnis aber auch hin.
Fazit:
Blutiger Teenie-Horror der alten Schule. Mit „The Quarry“ liefern Supermassive Games endlich den „Until Dawn“-Nachfolger, auf den Fans schon lange gewartet haben: Der Cast ist hochkarätig, die Figuren endlich wieder sympathisch, die Geschichte nicht unbedingt überraschend, aber allemal interessant und vor allem äußerst blutig.
Während die Fülle an möglichen Entscheidungen und Enden imponiert, tendiert der Anspruch speziell mit Blick auf die lachhaft einfachen Quick Time Events jedoch noch ein ganzes Stück weiter gen null.
Wer Bock auf einen kompetenten und cineastisch schick in Szene gesetzten interaktiven Schauer-Film hat, wird hier fraglos bestens bedient, wenn auch nicht so gut unterhalten, wie einst bei „Until Dawn“. Wer hingegen echten Grusel oder gar eine spielerische Herausforderung sucht, sitzt bei „The Quarry“ aber wohl am falschen Lagerfeuer.
„The Quarry“ ist für PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox One, Xbox Series und PC erhältlich.