Das ist gut/schlecht:

Wir wollen und werden an dieser Stelle natürlich nicht spoilern – bei Spielen, die derart von ihrer Erzählung leben, käme dies einer Todsünde gleich. Wir verraten aber sicherlich nicht zu viel, wenn wir euch erzählen, dass „The Quarry“ sich ganz bewusst an gängigen Klischees bedient. Das fängt schon mit der Zusammensetzung der Truppe an, die von der selbstverliebten Schönheit, über den introvertierten Denker, bis hin zum dämlichen Kraftprotz alle gängigen Stereotypen vereint.

Zu den Kids gesellen sich noch eine ganze Reihe weitere Figuren, die etwas geerdeter, dafür mitunter aber auch deutlich durchgeknallter daherkommen. Das mag wie ein Widerspruch klingen, ihr werdet aber verstehen, was wir meinen, wenn ihr „The Quarry“ selbst spielt.

Dem Cast ist gemein, dass er durchweg gut, zum Teil sogar hochkarätig besetzt ist. Hervorzuheben wäre dabei zum Beispiel David Arquette in seiner Rolle als Campleiter Chris „Mr. H“ Hackett, Ted Raimi als örtlicher Sheriff oder Ariel Winter als schüchterner Teen. Und mit weiteren Namen wie Lance Henriksen oder Justice Smith ist noch lange nicht Schluss.

Wie gut also, dass man bei Supermassive Games die technische Messlatte ein ganzes Stück anhebt, und im Zuge dessen an der Darstellung von Gesichtern und Mimik gefeilt hat. Dies kommt bei den vielen Nahaufnahmen ganz besonders zum Tragen, in denen selbst kleine Veränderungen am Gesichtsausdruck glaubwürdig eingefangen werden. Mit ein bisschen Abstand vom Bildschirm kommt das Ganze einem echten Film schon verdammt nahe.

Und auch die Settings im und um das Sommercamp gefallen mit knackigen Texturen und gelungener Ausleuchtung. Nur ganz selten fielen uns nachladende Details bei einem Szenenwechsel auf.

Schön auch, dass man sich endlich der holprigen Bildrate angenommen hat, die in der „Dark Pictures Anthology“ immer wieder unangenehm auffiel. „The Quarry“ läuft auf PS5 und Xbox Series angenehm flüssig und kommt ohne störende Ladezeiten aus. Glücklicherweise ist auch die deutsche Synchro äußerst gelungen und gibt kaum Anlass zur Kritik. Inszenatorisch liefern Supermassive Games fraglos ihr bis dahin bestes Werk ab.

Hinsichtlich der Geschichte lässt sich jedoch streiten: „The Quarry“ gelingt es zwar, gerade zu Beginn eine unbehagliche Stimmung aufkommen zu lassen, so wirklich gruselig sind für Genre-Kenner aber wohl eher die teils saublöden Entscheidungen der Teenager. Das gehört aber natürlich zum Konzept und im Gegensatz zur „Dark Picture Anthology“ wünschen wir den größtenteils sympathischen Charakteren nicht direkt den Tod. Ein großer Fortschritt.

Zwar hat die Story vor allem im Mittelbereich mit einigen Längen zu kämpfen, dafür werden blutrünstige Naturen aber auch immer wieder mit heftigen Splatter-Szenen wachgerüttelt, in denen nicht an Brutalität und Blut gespart wird.

Wie oft der Lebenssaft spritzt, hängt aber natürlich von euren Entscheidungen ab, womit wir beim spielerischen Teil angekommen wären. In ulkig gemachten Lehrvideo-Tutorials erklärt euch „The Quarry“ die Grundpfeiler des Spielsystems. Wenn wir nicht gerade einer automatisch ablaufenden Szene zuschauen, müssen wir entweder aus einer von zwei möglichen Entscheidungen wählen, die den Ablauf der Geschichte mal mehr, mal weniger offensichtlich beeinflussen, oder bewegen uns supermassive-typisch mit hakeliger Steuerung lahmarschig auf der Suche nach Hinweisen und dem nächsten Plotpoint durch überschaubare Szenarien.