„The Devil in Me“ im Test für Xbox Series X: – Die „Dark Pictures Anthology“ beweist, dass Gamer ein Herz für Horror-Trash haben. Zum nunmehr vierten Mal lädt uns der Kurator ein, über das Leben einer Gruppe von Menschen zu entscheiden, und bringt damit die erste Staffel zum Abschluss. Nachdem wir bereits durch ein Geisterschiff geschlichen sind, es mit einem Hexendorf zu tun bekommen und uns durch eine tiefe Wüstenhöhle gekämpft haben, dient für „The Devil in Me“ diesmal ein historisch fundierter Serienmörder als Grundlage.

Henry Howard Holmes gilt als einer der ersten amerikanischen Serienmörder und soll angeblich mehr als 200 Menschen umgebracht haben.

Obwohl mittlerweile bekannt ist, dass die Vorfälle seinerzeit von der Boulevardpresse massiv aufgebauscht worden sind (Holmes gestand von Gericht 27 Morde, viele seiner angeblichen Opfer lebten aber noch), greifen die Macher die Mär um ein mit Fallen gespicktes Hotel auf, welches Holmes zu Zeiten der großen Weltausstellung in Chicago 1893 betrieben haben soll.

Zu Beginn lernen wir den Mann auch tatsächlich kennen, nach diesem kurzen Sprung in die Vergangenheit spielt „The Devil in Me“ aber in der Gegenwart und folgt einem abgehalfterten Filmteam, welches an einer True-Crime-Dokumentarreihe über Holmes arbeitet, der vor Gericht ausgesagt haben soll, vom Teufel besessen zu sein.

Das Team ist allerdings von Misserfolgen und internen Querelen gebeutelt, weshalb der Regisseur Charlie nur zu gern die Einladung eines dubiosen Geschäftsmannes annimmt, in einem Nachbau des einstigen Mörder-Hotels drehen zu dürfen.

Keine Sorge, wir werden nicht spoilern, aber kurz darauf finden sich die fünf Protagonisten in einem Alptraum irgendwo zwischen „Saw“ und „Halloween“ wieder.

Auch wenn im Vorfeld mehr spielerische Freiheiten angekündigt wurden, gestaltet sich das Spielgeschehen wie eh und je: Wir übernehmen nacheinander die Kontrolle über verschiedene Mitglieder der Gruppe, mit denen wir dann entweder abgesteckte Szenarien erkunden oder in Quick-Time-Events unser Reaktionsvermögen auf die Probe stellen.

Außerdem gilt es immer wieder, in Gesprächen oder bestimmten Situationen Entscheidungen zu treffen, deren Auswirkungen nicht immer sofort ersichtlich sind. Manchmal ist der Effekt auf den Weiterverlauf der Geschichte nur marginal, aber schon die Wahl, wer einen bestimmten Gegenstand bekommt, kann über Tod und Leben entscheiden.

Wirklich neu ist lediglich, dass die Figuren in den explorativen Phasen an vorgegebenen Stellen nun auch klettern oder sich durch Engpässe quetschen können. Außerdem wollen zuweilen Kisten verschoben werden, und gibt es ein rudimentäres Inventar, in welchem jedes Teammitglied spezielle Gegenstände mit sich trägt. Tonassistentin Erin hat als Asthmatikerin zum Beispiel einen Inhalator mit begrenzter Ladung dabei, Kameramann Mark ein ausfahrbares Stativ, Charlie eine Kreditkarte.

Wirklich oft kommen die damit verbundenen Fähigkeiten aber nicht ins Spiel. Hier und da kann Charlie mit seiner Karte mal ein Schloss knacken, Mark ab und zu einen höhergelegenen Gegenstand vom Schrank holen oder Moderatorin Kate mit einem Bleistift eine Nummer auf einem Block sichtbar machen. Damit einher geht auch die Einbindung kleinerer Umgebungsrätsel, wenn man zum Beispiel einen Türcode aufspüren, Stromkästen aktivieren oder in einem Labyrinth einen Schalter finden muss.

Das alles ist nur wenig anspruchsvoll, lockert das Geschehen aber wohltuend auf.

Inhaltlich lässt sich „The Devil in Me“ viel Zeit, bis der eigentlich spannende Teil endlich in Fahrt kommt. Bis dahin erleben wir eine für die „Dark Pictures Anthology“ ungewöhnlich ausführliche Charakterzeichnung, die den Figuren deutlich mehr Tiefe und Glaubwürdigkeit verleiht, als es in den Vorgängern noch der Fall war. Aber um die Kirche im Dorf zu lassen: Abermals haben wir es mit einem Haufen immerhin nicht ganz so unsympathischen Personen zu tun, die zu hoffnungslos dämlichen Entscheidungen neigen.