Schlachtplatte à la Jupitermond„The Callisto Protocol“ im Test für PS5 und XBX
Glücklicherweise stößt Jacob im Laufe seines gradlinigen Abenteuers, welches lediglich ein paar wenige optionale Pfade zum Entdecken bietet, auf eine Handvoll Waffen, die er mittels gefundener Baupläne am 3D-Drucker erstellt. Mit Revolver, Schrotflinte und Sturmgewehr wird das übliche Arsenal geboten, welches bis hin zu einem alternativen Feuermodus an den überall verteilten Druckstationen verbessert werden kann – die nötige Kohle vorausgesetzt.
Als wertvollster Freund erweist sich jedoch der GRP-Handschuh, eine Abwandlung des aus „Dead Space“ bekannten Stase-Moduls, mit dem wir Gegenstände aber auch Feinde telekinetisch aus der Ferne zu uns heranziehen und dann wegschleudern können. Der Gebrauch kostet jedoch Energie, die mittels gefundener Batterien oder einer längeren Wartezeit wieder aufgeladen werden kann. Haben wir genug Saft, schleudern wir dem Feindespack explosiven Tanks entgegen, oder katapultieren es direkt in laufende Maschinen, Ventilatoren oder Stachelwände.
In Sachen Gewaltdarstellung macht „The Callisto Protocol“ keine halben Sachen.
Wobei die Wortwahl nicht ganz treffend ist, halbiert wird nämlich so einiges. Vor allem wir, wenn die durch ein holographisches Implantat auf unserem Nacken eingeblendete Lebensenergie sich dem Ende neigt. Da werden Arme und Beine ausgerissen, Schädel abgeschlagen, abgebissen oder zertreten und auch gerne mal Augen ausgedrückt. Für kommende DLCs sind sogar noch weitere Tötungsanimationen angekündigt.
Doch auch wir zerstückeln und zerfetzen fröhlich alles, was sich uns in den Weg stellt. Die für dieses Genre typische Munitionsarmut zehrt mitunter allerdings gehörig an den Nerven, wenn mal wieder eine Art Facehugger aus einer Kiste springt, in der wir eigentlich frische Ausrüstung zu finden gehofft haben.
Dabei entfaltet das Gameplay jedoch niemals den taktischen Anspruch, wie im Falle von „Dead Space“ mit dem legendären Plasmacutter. Zwar erfordern die Kämpfe insbesondere zum Ende hin eine gute Übersicht über das Schlachtfeld und geschicktes Ressourcenmanagement, im Wesentlichen sind sie aber eher stumpf und brutal – inklusive des Isaac-Clarke’schen Gedenkstampfers.
Denn auch wenn die Gegner später etwas Varianz hinsichtlich ihrer Angriffsmuster erfahren, wird auf der Feindesbank nur sehr wenig Abwechslung geboten, so dass sich die Kämpfe meist gleichförmig gestalten. Dazu passt, dass es im Prinzip nur zwei Bosskämpfe gibt, wobei wir einen davon gleich mehrmals vorgesetzt bekommen. Zu Zeiten von „Dead Space“ ging es diesbezüglich noch kreativer zu.
Gleiches gilt für den generellen Spielablauf, der uns im Kern durch einen langen, allerdings durchaus pompösen Schlauch schickt. Highlight ist dabei ganz klar die zum Schneiden dichte Atmosphäre, die durch das eindrucksvolle Spiel von Licht und Schatten und vor allem die großartige Soundkulisse erzeugt wird.
Spielt „The Callisto Protocol“ unbedingt mit 3D-Kopfhörern und lasst euch von plötzlichem Gepolter, dem Ächzen des Stahls und panischen Schreien in der Ferne eine wohlige Gänsehaut bereiten. So wirklich gruselig geht es dabei aber nie zu. Bis auf ein paar obligatorische Jumpscares und einer undefinierbaren Bewegung im Wasser hat uns eigentlich nichts erschreckt oder überrascht.