Das Feindesvolk rekrutiert sich größtenteils aus augenscheinlich für andere Zwecke ersonnenen Automaten. Bestes Beispiel dafür sind ein mechanischer Trompeter, der das Instrument noch am Mund trötend auf uns losgeht, und die schlangenartigen Heckenschneider, deren scharfe Klingen ursprünglich einer anderen Profession als dem Kriegerhandwerk angedacht waren.

Derlei Details erfreuen das geneigte Auge immer wieder, und auch das düster-morbide Paris weiß in seinen besten Momenten durchaus zu gefallen. Hervorzuheben ist dabei vor allem das großartige Leveldesign, welches zwar ebenfalls nicht mit dem From-Software-Genius zu konkurrieren vermag, aber durch den klugen Aufbau immer wieder zu Aha-Momenten führt, wenn mal wieder eine entdeckte Abkürzung überraschend zum Levelanfang führt.

Zudem haben die Macher einige Metroidvania-Elemente eingebaut, die mit zunehmendem Bewegungsrepertoire zuvor unzugängliche Orte erreichbar machen. So gewinnt das Spiel mit Erhalt des Enterhakens an Vertikalität, wenn auch nur an fest vorgegeben Punkten. Der Air-Dash ermöglicht wiederum das Überqueren weiter Abgründe.

Das Ganze hat jedoch von den Entwicklern gesetzte Grenzen, denn immer wieder stoßen wir in der Spielwelt auf unsichtbare Wände. Dass damit ein Sprung über eine Mauer, der von der Höhe her eigentlich hätte klappen müssen, nicht gelingt, ist zu verschmerzen. Dass wir hinter einer der Schnellreisekutschen auf eine weite Straße blicken, die zu betreten uns aufgrund der besagten unsichtbaren Mauer schlicht untersagt ist, fällt allerdings arg unschön auf.

Dennoch macht es Spaß, die sich immer weiter verzweigende und öffnende Spielwelt zu erforschen, dabei neue Ausrüstung und Waffen zu entdecken, eine Handvoll Nebenquests zu lösen und die düstere Atmosphäre zu genießen.

Rein technisch wäre hier allerdings fraglos mehr drin gewesen, erweist sich doch lediglich der Performance-Modus mit seinen 60 fps als spielbar. Das geht jedoch auf Kosten der Auflösung einer ohnehin nicht sehr beeindruckenden Grafik, die insgesamt recht matschig ausfällt.

Eine hohe Auflösung geht wiederum mit einer geringeren Bildrate einher, die einfach nicht zu dem Spiel passen mag. Irritierenderweise fallen zudem selbst die Ladezeiten für Next-Gen-Verhältnisse erstaunlich lang aus. Dafür hat uns aber der Sound sehr gut gefallen, wenn es auch leider nicht für deutsche Sprecher gereicht hat.

Fazit:

Ein ungeschliffener Diamant: „Steelrising“ ist eines dieser Spiele, dessen Qualitäten sich nicht auf den ersten Blick offenbaren. Zwar stimmt die originelle Prämisse, die uns ein erfrischend unverbrauchtes Setting und ein cooles Grunddesign präsentiert, allerdings kommt dieses mit Blick auf die eher biedere Grafik nicht vollends zur Geltung. Ähnliches gilt auch für die Spielwelt, die einerseits mit einem sehr klugen Aufbau zu gefallen weiß, allerdings auch arg repetitiv und ohne markante Highlights daherkommt.

Hat man sich allerdings erst einmal etwas eingespielt, treiben der durch Metroidvania-Elemente geförderte Erkundungsdrang und vor allem die spaßigen Kämpfe die Motivation, weiterzuspielen, beständig an. Beinharte „Souls“-Veteranen werden zwar bemängeln, dass „Steelrising“ viel zu einfach ist, dafür stellt es aber einen geeigneten weil belohnenden Einstieg in das Genre dar, der weniger frustgestählte Spieler nicht direkt wieder rauswirft.

Unterm Strich steht damit ein Spiel, das voller guter Ideen steckt und mit einem entsprechenden Budget so viel mehr hätte sein können. Hoffen wir also, dass es sich rentiert und einen vor allem technisch aufwendigeren zweiten Teil folgen lässt. Uns würde es sehr freuen!

„Steelrising“ ist für PlayStation 5, Xbox Series und PC erhältlich.