So muss eine Fortsetzung aussehen„Star Wars Jedi: Survivor“ im Test für PS5 und Xbox Series X

„Star Wars Jedi: Survivor“ im Test für PS5 und Xbox Series X: Obgleich wir es dabei mit einer der wohl potentesten Franchisen überhaupt zu tun haben, ließ man „Star Wars“-Fans mit Faible für intime Singleplayer-Abenteuer lange Zeit im Regen stehen. Der einzige Hoffnungsschimmer, wenn auch ohne Jedis, war lange Zeit „Star Wars 1313“, welches nach einer furiosen Demo im Jahr 2012 jedoch überraschend eingestampft wurde. Dann kam aber glücklicherweise Respawn Entertainment daher und ebnete 2019 mit „Jedi: Fallen Order“ den Weg in eine neue Ära.
Das Game war bei weitem nicht perfekt, bediente sich jedoch klug quasi sämtlicher seinerzeit angesagten Gameplay-Mechaniken, und vermengte diese zu einem Jedi-Trip quer durchs Universum, wie ihn sich Fans schon lange gewünscht hatten. Das kam gut an und so wurde offenbar direkt mit den Arbeiten an einem Nachfolger begonnen, der die Geschichte des nun ausgebildeten Jedi-Ritters Cal Kestis im Plot-Kontext zwischen der dritten und vierten Film-Episode angesiedelt weitererzählt.
In „Jedi: Survivor“ sind fünf Jahre seit den Ereignissen des Vorgängers vergangen.
Der sichtlich verhärmte Cal hat sich von seiner damaligen Truppe getrennt, und versucht sich im Kampf gegen das übermächtig erscheinende Imperium mit neuen Gefährten wenig erfolgreich an der Strategie der vielen Nadelstiche.
Als Cal schließlich auf dem Planeten Koboh mit der Mantis eine Bruchlandung hinlegt, stößt er auf die Spur einer alten Legende aus den Zeiten der Republik, die ein neues Zuhause verheißen könnte, wo selbst ein Jedi frei von der durch die Order 66 initiierte Verfolgung durch das Imperium leben könnte. Und so beginnt eine wilde Schnitzeljagd, die in Cal nicht nur das alte Feuer wiedererweckt, sondern auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten verspricht.
Inhaltlich bekommen wir mit „Jedi: Survivor“ einen Plot geliefert, der sich erfolgreich um eine tiefere Charakterzeichnung bemüht und weit weniger vorhersehbar ausfällt, als die dann doch sehr typische „Star Wars“-Story des Vorgängers. Das Alter und die Erfahrungen tun Cal gut – zumindest narrativ, erleben wir den Jedi doch am Rande der Desillusionierung, irgendwo zwischen Resignation und Wut.
Doch die Zeit hat natürlich nicht nur an ihm Narben hinterlassen, auch seine Weggefährten haben so einiges durchgemacht und im Zuge dessen ein gehöriges Maß an Persönlichkeit spendiert bekommen. Insofern setzt das Verständnis der Beweggründe das Wissen um den Inhalt des Vorgängers voraus, ein kurzer Zusammenschnitt zu Beginn des Spiels liefert diesbezüglich kaum brauchbare Infos.
In spielerischer Hinsicht bleibt man dem Erfolgsrezept des Vorgängers treu, macht dabei aber alles größer, schöner und auch besser.
Soll heißen, dass wir abermals ein ausladendes Action-Adventure mit Metroidvania- und Rollenspielaspekten sowie einer gehörigen Prise „Dark Souls“-DNA serviert bekommen – und das ist auch gut so. Cal klettert wie Nathan Drake umher, kehrt wie Samus Aran mit neu erlernten Fähigkeiten in bereits besuchte Gebiete zurück, um neue Wege zu erschließen, und kann im Falle eines Ablebens seine dabei verlorenen Erfahrungspunkte wiedererlangen.
Ohne Spezialisierung erhebt sich „Jedi: Survivor“ zwar in keiner dieser Disziplinen zum Primus, und liefert quasi nur Light-Varianten der einzelnen Elemente, als großes Ganzes funktioniert diese Mischung aber erstaunlich gut und profitiert dabei natürlich immens von der grandios eingefangenen „Star Wars“-Stimmung, die ähnlich wie die unerhört erfolgreiche „The Mandalorian“-Serie gekonnt auf dem Western-Klavier herumklimpert.
Cal erinnert diesmal sicherlich nicht zufällig ein wenig an Han Solo, bedient sich im Laufe des Spiels sogar eines Blasters und darf diesmal sogar Reittiere verwenden.
Dementsprechend präsentiert sich Koboh als das erste große Gebiet des Spiels auch als wildes Grenzland voller Outlaws, Kopfgeldjäger und Glückssuchender und mutet dabei fast schon wie eine Open World an. Letztendlich haben wir es hier aber „nur“ mit einem von mehreren Hub-Gebieten zu tun, welches mit der Cantina als unser Hauptquartier fungiert, zu dem wir im Laufe des Spiels immer wieder zurückkehren.
Der Erkundungsanreiz ist dabei groß, warten doch an allen Enden und Ecken optionale Nebenquests, versteckte Geheimnisse, Sammelgegenstände und auch so manch legendärer Gegner. Eine hilfreiche Karte, die komfortablerweise noch nicht zugängliche oder unerforschte Wege markiert, hilft bei der Erforschung ebenso, wie die vielen verteilten Meditationspunkte, zwischen denen wir nun auch schnellreisen können. Ganz „Dark Souls“ schalten wir außerdem auch immer wieder praktische Abkürzungen frei.