Stylische Oldschool-Action mit Macken„Soulstice“ im Test für PS5 und Xbox Series X

„Soulstice“ im Test für PS5 und Xbox Series X: Da spielenswerte Großproduktionen noch auf sich warten lassen, schicken sich aktuell vor allem sogenannte AA-Titel an, etwas frischen Wind in die schlaffen Segel der spätsommerlichen Gameflaute zu blasen – also Spiele, die im Gegensatz zu den Indies am anderen Ende der Skala mit vergleichsweise geringem Budget möglichst groß und episch daherkommen möchten.
„Soulstice“ ist einer dieser Titel, und auch wenn es der Name implizieren und auf den Bildern so erscheinen mag, wildert es nicht im derzeit so beliebten „Soulslike“-Genre, sondern widmet sich ganz im Gegenteil einer Nische, die manch einer als Old School bezeichnen mag: dem Hack and Slay.
In dem Königreich Keidas sorgt der sogenannte Schleier dafür, dass die Toten nicht die Welt der Lebenden korrumpieren. Als sich über der gigantischen Festungsstadt Ilden jedoch ein Riss im Schleier auftut, und sämtliche Bewohner daraufhin entweder bestialisch dahingemetzelt oder ihre Körper in mordlüsterne Monstrositäten verwandelt werden, entsendet ein mächtiger Orden sogenannte Chimären, um den Riss wieder zu schließen.
Briar und ihre Schwester Lute bilden gemeinsam eine solche Chimäre – hybride Krieger, die aus der Vereinigung zweier Seelen hervorgegangen sind, und die sich durch außerordentliche Kampfkraft auszeichnen. Während Briar noch über ihren physischen Körper verfügt, der nach ihrer Wiedergeburt als Chimäre enorm widerstandsfähig geworden ist, fristet ihre Schwester ihr Dasein als Geist und unterstützt Briar im Kampf mit unerlässlichen mystischen Kräften.
Wie genau es dazu kam, dass die Beiden zu einer Chimäre verschmolzen sind, und was es mit der Verderbnis auf sich hat, die Briar in sich trägt, erfahren wir erst im Laufe der mit etwa 20 bis 25 Stunden Spielzeit überraschend umfangreichen Geschichte. Erzählt wird diese in dynamisch inszenierten Cutscenes in Spielgrafik, die sich durch einen interessanten Stil auszeichnet.
Während der Dark-Fantasy-Welt ein realistischer Look verliehen wurde, kommen die Figuren mit einem Anime-Einschlag daher, der sich nicht nur anhand der großen Augen, sondern auch der dezenten Cel-Shading-Konturen verdeutlich, welche die Charaktere wie in einem Comic rahmen. Klingt zunächst etwas unpassend, fügt sich aber überraschend gut zusammen und verleiht „Soulstice“ eine optisch angenehme Eigenständigkeit.
Die Macher haben dabei nicht klein gedacht und einen AA-Titel kreiert, der hinsichtlich der Grafik klotzt, anstatt zu kleckern: Epochale Aussichten, die dann doch immer wieder „Dark Souls“-Vibes versprühen, wunderschöne Lichtstimmungen, wilde Effektgewitter und knackige Texturen erfreuen das Auge. In Sachen Sound weiß wiederum vor allem Stefanie Joosten zu gefallen, die sowohl Briar als auch Lute ihre Stimme verleiht, und so manchem sicherlich als Quiet in „Metal Gear Solid 5“ bekannt sein dürfte.
Für ein Spiel, das nicht als Vollpreistitel deklariert ist, wird also schon einmal eine ganze Menge geboten. Und auch in Sachen Gameplay verkauft sich „Soulstice“ zu Beginn äußert gut.
Briar prügelt mit einem überdimensionierten Schwert, welches ein wenig an das berühmte Buster Sword aus „Final Fantasy VII“ erinnert, mit spürbarer Wucht auf die Gegner ein, und verfügt dazu über eine Reihe Zweitwaffen, wie etwa einem Hammer oder einen Bogen. Sie beherrscht einen Doppelsprung, einen Ausweichdash und macht sich außerdem Lutes Kräfte zunutze.