„Saints Row“ im Test für PS5 und Xbox Series: Mit dem neuen „Saints Row“ vollziehen die Macher einen Reboot der Reihe, die bereits seit dem Erstling aus dem Jahr 2006 als frecher kleiner Bruder des großen Vorbildes „GTA“ verstanden werden will. Narrativ hatte sich die Storyline nach dem vierten Teil nämlich derart festgefahren, dass nichts anderes blieb, als mit frischen Figuren noch einmal von vorne zu beginnen.

Und da sind wir wieder: Ein winzig kleines Rädchen im Getriebe einer neuen Stadt, das sich zu Größerem berufen fühlt. Nachdem wir uns zu Beginn im überraschend potenten Charaktereditor den „Boss“ unserer Wahl zusammengeschustert haben, treten wir unseren ersten Tag als Söldner bei einem hochmilitarisierten Sicherheitsunternehmen an. Zunächst stehen alle Zeichen auf eine große Karriere, doch als ein Job unter unserer Führung vollkommen daneben geht, sitzen wir wieder auf der Straße.

Oder genauer: In unserer WG, die wir uns mit drei Mitbewohnern teilen. Und eben dort fällt dann auch der Entschluss, sich künftig von Gangs und der Obrigkeit nicht mehr herumschubsen zu lassen, sondern stattdessen ein Gangsterimperium aufzubauen und Stück für Stück zur einzig wahren Größe in Santo Ileso zu werden.

So weit so „Saints Row“ – doch leider wird direkt zu Beginn deutlich, dass die neue Truppe in Sachen Charisma nicht einmal ansatzweise mit Johnny Gat und Co. mithalten kann. Das liegt im Wesentlichen daran, dass man sich für Neena, Eli und Kevin an modernen Klischees bedient und diese als Hipster gestaltet hat, die schaurige Erinnerungen an die Gurkentruppe aus „Watch Dogs 2“ wecken. Für die Gründung eines brutalen Verbrechersyndikates wären die drei eigentlich in etwa so geeignet wie ein Bleistift zum Holzbohren, aber gut … „Saints Row“ hatte es ja noch nie so mit Logik.

Das ist auch im neuen Teil so, wenngleich der Abgedrehtheitsfaktor enorm heruntergeregelt wurde. Wilde Dildo-Schlachten gehören der Vergangenheit an, kommt das Waffenarsenal doch nun sehr viel geerdeter daher und erfüllt im Wesentlichen bloß die üblichen Standards.

So ganz an die Leine legen lassen wollte man sich dann aber doch nicht, so dass wir bereits in den ersten paar Spielstunden ein paar Action-Szenen geliefert bekommen, die so dermaßen überzogen sind, dass einem das Herz dann doch noch aufgeht und wir uns bei so mancher Zwischensequenz beim Kichern ertappt haben. Denn so fremdschämig unsere Gang zuweilen aus sein mag: Unser Boss ist schon eine ziemlich coole Sau.