„Return to Monkey Island“ im Test für Nintendo Switch: Mal abgesehen davon, dass klassische Point-and-Click-Adventures dieser Tage ein Nischendasein fristen, ist ein neues „Monkey Island“ eigentlich gar nicht mal so bemerkenswert, bringt es die Reihe mit dem neuesten Teil doch mittlerweile auf insgesamt sechs Spiele. Was „Return to Monkey Island“ dann aber doch so besonders macht, ist die Tatsache, dass die ursprünglichen Schöpfer der bis heute kultisch verehrten ersten beiden Teile, Ron Gilbert und Dave Grossmann, für den neuesten Ableger der Franchise verantwortlich zeichnen. Und das merkt man …

Für alle, die „Monkey Island“ nicht kennen, hier eine grobe Zusammenfassung: Ein ambitionierter junger Mann namens Guybrush Threepwood schickt sich an, Pirat zu werden und einen Schatz zu bergen, der angeblich auf dem sagenumwobenen Monkey Island versteckt sein soll. Ein Unterfangen, welches er jedem kundtut, ob dieser es hören will oder nicht. Auf der karibischen Insel Melee Island muss er sich dazu diversen Aufgaben stellen, trifft dabei seine spätere Frau Elaine und auch auf den cholerischen Geisterkapitän LeChuck, der zu seinem Erzfeind avancieren soll.

Als federführender Autor etablierte Ron Gilbert mit dem ersten Teil nicht weniger als die Blaupause für quasi alle Point-and-Click-Adventures, die darauf folgen sollten. Abgesehen von der verträumten Grafik und den denkwürdigen Rätseln war es dabei vor allem der Humor in den schwungvoll geschriebenen Dialogen, der die Reihe unsterblich machen sollte. Nachdem Gilbert den zweiten Teil mit einem legendären Cliffhanger enden ließ, verließ er jedoch den Spielentwickler LucasArts und musste sein Vermächtnis in andere Hände geben.

Mittlerweile besitzt Disney aber die Rechte an der Reihe und Gilbert nutzte die Chance, eine offene Rechnung zu begleichen. Und so schließt „Return to Monkey Island“ doch tatsächlich an das rätselhafte Ende des zweiten Teils an und damit eine 30 Jahre alte Lücke. Die späteren Fortsetzungen werden deshalb nicht ignoriert, aber wir wollen hier nicht zu viel verraten.

Was man sagen darf, ist, dass Guybrush Threepwood unzufrieden damit ist, trotz all seiner Abenteuer, das im ersten Teil namensgebende Geheimnis von Monkey Island nicht gefunden zu haben. Also wagt er einen neuen Versuch und kehrt zurück nach Melee Island, um quasi in seine eigenen Fußstapfen zu treten.

Und so ist der Titel „Return to Monkey Island“ dann auch Programm, erleben wir in den ersten paar Spielstunden doch eine nostalgische Reise in die Vergangenheit, die auch Guybrush nicht kalt lässt. Abermals benötigt er Schiff und Crew, abermals ist die SCUMM-Bar sein erster Anlaufpunkt. Doch der Wahl-Pirat ist – wie wir Spieler auch – älter geworden und entdeckt vermeintlich bekannte Orte und Gesichter neu – oder besser: anders.

Gilbert spielt dabei augenzwinkernd mit unseren verklärten Erinnerungen an vergangenen Zeiten und präsentiert uns die alten Sets im Wandel der Zeit. So ist das Hafenkaff auf Melee Island Opfer der Gentrifizierung geworden, die einst so schrecklichen drei Piraten sind zugunsten einer diverseren Gruppe ihres Amtes enthoben, Limettengegner wollen das Heilmittel gegen Skorbut nicht anerkennen und selbst LeChuck muss sich mit einer Crew herumschlagen, der bewusst ist, dass auch Arbeitnehmer eine Stimme haben – allen Drohungen zum Kielholen zum Trotz.

Gefühlt durchlaufen wir den ersten Teil der Reihe unter anderen Bedingungen zunächst erneut und erfreuen uns dabei an der vollem Breitseite Fanservice, bis sich „Return to Monkey Island“ schließlich öffnet und neue Figuren und Orte hinzufügt. Wir würden an dieser Stelle wahnsinnig gerne schreiben, was wir dabei alles erlebt haben, doch selbst wenn wir nur eine Aufgabenstellung in einem Satz beschrieben würden, verrieten wir bereits zu viel.

Generell lässt sich festhalten, dass „Return to Monkey Island“ zwar bei weitem nicht so revolutionär und denkwürdig ist, wie die ersten beiden Teile, genau das aber auch nicht sein will und dafür mit selbstreferenziellem Humor aufwartet, der immer wieder clever die vierte Wand durchbricht und unverkennbar Gilberts Handschrift trägt.