„Hilf mir Leon“: „Resident Evil 4“ im Test für Xbox Series X – Das erste „Resident Evil“ war seinerzeit ein Überraschungshit, Teil zwei, der alles größer und besser machte, ein echter Kracher, Teil drei offenbarte jedoch bereits deutliche Ermüdungserscheinungen. Für den vierten Teil musste also eine neue Formel her, die – wie die Zeit zeigen sollte – zur Blaupause für eine ganze Generation Third-Person-Action-Titel avancierte.

„Resi 4“ ersetzte Horror durch Terror, was einigen Fans vielleicht nicht so recht in den Kram passen mochte, aber selbst diese können nicht leugnen, dass Capcom mit der Neuausrichtung der Reihe einen weiteren Meilenstein der Videospielgeschichte erschaffen hatte.

Nachdem seinen beiden Vorgängern inzwischen bereits eine Generalüberholung in modernem Gewand zuteilwurde, ist nun „Resident Evil 4“ an der Reihe.

Zwar ist der grafische Quantensprung nicht ansatzweise der gleiche wie im Falle der Remakes für Teil zwei und drei – die ursprünglich schließlich auf der PS1 und noch nicht in 3D liefen – allerdings müssen gute Remakes weit mehr verbessern, als nur die Optik. Denn „Resi 4“ war zwar ein Pionier und Wegbereiter, aber bei weitem nicht perfekt.

Folgerichtig hat man sich also nicht nur mit einer technischen Frischzellenkur zufriedengegeben, sondern dem Titel gleich eine ganze Reihe Komfortfunktionen spendiert, die das Spielerlebnis deutlich runder und flüssiger machen. Inhaltlich bleibt man der ursprünglichen Geschichte weitestgehend treu, ergänzt diese jedoch mit einigen neuen Zwischensequenzen, überarbeiteten Dialogen und neuen Facetten.

Über charmantes B-Movie-Niveau kommt aber auch die Story der Neuauflage nicht hinaus.

Abermals machen wir uns mit einem nach den Ereignissen in Racoon City gestählten Leon S. Kennedy auf den Weg in ein spanisches Dorf, wo die entführte Tochter des amerikanischen Präsidenten gesichtet worden sein soll, die es zu retten gilt.

Allerdings sind ihre Entführer nicht bloß irgendwelche Terroristen, sondern ein Kult, der einen invasiven Parasiten verehrt – die „Las Plagas“, welche den T-Virus der Vorgänger beerbt und aus den Bewohnern der Gegend mordlüsterne Wahnsinnige gemacht hat. Dass deren Köpfe gerne mal aufbrechen, um akiraesken Tentakeln Platz zu machen, gestaltet die Sache natürlich auch nicht unbedingt einfacher.

Das Spiel startet diesmal in der Nacht und gibt damit gleich die neue, deutlich düstere Marschrichtung vor.

Die neue Farbpalette macht das Erlebnis ein Stück weit glaubwürdiger und wesentlich atmosphärischer, wirklich gruseliger im eigentlichen Sinne wird es dadurch aber nicht. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass wir die Taschenlampe nicht jederzeit aktivieren können, die Leon nur in bestimmten Sequenzen auspackt und automatisch einschaltet.

Generell geht der Überarbeitung zwar selbst im Auflösungsmodus etwas an Schärfe ab, das Remake von „Resident Evil 4“ gefällt dafür aber durch gelungene Lichtstimmungen, vielfältige Details und herrlich schaurige Gegnermodelle.

Zur Wahl steht außerdem ein Performancemodus, allerdings fällt der Unterschied so marginal aus, dass wir uns entgegen unserer Gewohnheit diesmal für die bessere Grafikqualität entschieden haben und bis zum Ende des Spiels dabei geblieben sind – auch wenn dies mit einigen sich erst spät scharf stellenden Texturen einherging.

Das zuschaltbare Raytracing-Feature fiel dabei weder wirklich auf, noch ins Gewicht.

In den Zwischensequenzen geben sich die Charaktere zwar sichtlich Mühe, gute Schauspieler zu sein, in Sachen Mimik sind wir inzwischen jedoch ganz andere Maßstäbe gewohnt. Vielleicht aber auch gerade, weil es nicht „perfekt“ ist, bewahrt sich das neue „Resident Evil 4“ interessanterweise nahezu vollständig seinen ursprünglichen Charme, so dass man sich verblüfft Videos des Originals zum Vergleich reinzieht, nur weil man fälschlicherweise annimmt, dass das Spiel doch schon immer so ausgesehen hat. Spoiler: Hat es nicht!