„Need for Speed: Unbound“ im Test für PS5 und Xbox Series: Die einst so ruhmreiche „Need for Speed“-Reihe hat harte Zeiten hinter sich. Mit Entwickler Ghost Games am Steuer entwickelte sich der beliebte Arcade-Raser innerhalb der letzten Jahre zunehmend zu einer von technischen Mängeln geplagten Durchschnittsware mit hohem Fremdschämfaktor. Erst das Remaster von „Need for Speed: Hot Pursuit“ ließ die Fanherzen wieder höherschlagen, so dass die federführenden Straßenanarchos von Criterion Games auch für den nächsten großen Serienteil „Unbound“ angeheuert wurden, die anno 2012 bereits mit „Most Wanted“ abgeliefert hatten.

Der Fairness halber muss betont werden, dass nicht alles aus der „Payback/Heat“-Ära schlecht war, weshalb das neue „Unbound“ auch auf einigen Aspekten der Vorgänger aufbaut und diese mit alten Tugenden der Reihe verknüpft. Das Herz des Spiels bildet die Story-Kampagne, die sich ausschließlich an Solospieler richtet. Davon im Wesentlichen losgelöst lässt sich das von Chicago inspirierte Lakeshore City auch in einem Onlinemodus mit anderen Spielern befahren, um diese dort zu Rennen herauszufordern.

Dabei geht es stets darum, möglichst hohe Platzierungen für möglich hohe Preisgelder einzufahren, um neue Wagen zu kaufen, oder vorhandene in Sachen Leistung und Optik gehörig aufzpimpen. Diesmal zählen nur noch harte Dollars – dubiose Reputationspunkte gibt es in „Unbound“ nicht mehr, und das ist auch gut so.

Der narrative Aufbau weiß zu gefallen.

Starten wir in vergleichbaren Spielen wie etwa „Forza Horizon“ quasi direkt zu Beginn mit einem extrem hochgezüchteten Fahrzeug, gestaltet sich der Einstieg in die Solo-Kampagne von „Need for Speed: Unbound“ erfrischend härter.

An der Seite unserer Kompagnons Yasmin starten wir als namenloser Raser – den wir uns in einem überschaubaren Editor selbst gestalten können – mit dem Plan, die illegale Rennszene von Lakeshore gehörig aufzumischen. Dazu pimpen wir einen von drei möglichen Schrottwagen, den uns unser Mentor Rydell aus seiner Werkstatt zur Verfügung stellt.

Was folgt, ist ein ausgedehnter Prolog, der uns die Grundlagen des Spiels nahebringt, jedoch damit endet, dass uns Yasmin hintergeht und mit ihrer Crew Rydells Garage in einer Nacht-und-Nebel-Aktion komplett leerräumt. Zwei Jahre später erhalten wir die Chance, unsere ehemalige Freundin, im Rahmen einer „The Grand“ genannten Rennveranstaltung herauszufordern, und dabei nicht nur unsere alte Karre zurückzugewinnen, sondern auch Rache für den Verrat zu üben.

Bis es so weit ist, müssen wir innerhalb von vier Wochen genug Geld für einen konkurrenzfähigen Fuhrpark zusammenkratzen.

Denn vor dem unvermeidlichen Showdown mit Yasmin gilt es zunächst, die drei Qualifikationsrunden zu überstehen, was sich ungleich härter gestaltet als in anderen Rennspielen. Denn einerseits müssen wir teils hohe Startgelder investieren, was hochdotierte Rennen bei einer schlechten Platzierung zu einem Minusgeschäft macht, und dann wäre da ja auch noch die Polizei, die alles tut, um die Rennen zu verhindern.

Wir starten stets in Rydells Garage, wo wir an unseren Wagen schrauben können, neue erwerben und auch unseren Charakter neu einkleiden dürfen. Letzteres natürlich nur gegen bare Münze in lizenzierten Originalklamotten von Herstellern wie Fila oder Puma. Auch die Wagen und Teile sind lizenziert, auffällig ist dabei, dass große Marken wie Audi oder Toyota fehlen. Doch auch ohne haben es immerhin 149 Autos vom VW Käfer bis zum McLaren F1 ins Spiel geschafft.

Die Wagen verfügen über eine Wertung, die in fünf Klassen von A bis S+ reicht.

Durch den Einbau von leistungsfähigeren Bauteilen oder sogar einem neuen Motor lässt sich aber selbst die kleinste Straßengurke zu einem brüllenden PS-Monster hochzüchten. Das ist auch dringend nötig, denn gerade zu Beginn ist das Geld knapp, schnelle Wagen sind teuer, neue Tuning-Teile erfordern ein kostspieliges Upgrade der Garage und gute Wertungen sind ohne die nötige Power nur schwer einzufahren.

Innerhalb der fünf Klassen gibt es noch nummerische Abstufungen – je höher der Zahlenlevel, desto besser. Wird ein bestimmter Wert durch Tuning überschritten, steigt der Wagen in die nächste Klasse auf. Da die Rennen stets nur innerhalb einer Wagenklasse stattfinden, ist man also gut beraten, seinen Wunschwagen innerhalb dieser möglichst nah an den Schwellwert zu bringen. Denn wenn man in einem A+-Rennen antritt, der Wagen jedoch nur einen niedrigen Klassenlevel hat, fährt man der hochstufigen Konkurrenz hoffnungslos hinterher.