„Moss + Moss: Book II“ im Test für PS VR2: Auf der ersten PS VR erfreute sich neben den üblichen Shootern und Horror-Games ausgerechnet eine putzige kleine Maus namens Quill enorm großer Beliebtheit und demonstrierte mit ihren Abenteuern in „Moss“ und „Moss: Book II“ eindrucksvoll, wie das Medium der virtuellen Realität auch abseits der in diesem Bereich fast schon inflationären First-Person-Perspektive funktionieren kann.

Presse und Publikum waren begeistert, so dass bald auch Umsetzungen auf andere Systeme erfolgten. Mit einer Neuauflage der beiden Spiele kehrt Quill nun aber erst einmal wieder auf eine Sony-Konsole zurück und hat dabei nichts von ihrem Charme eingebüßt – ganz im Gegenteil.

Inhaltlich haben wir es auf der PS5 mit den gleichen Spielen zu tun, die bereits 2018 und 2022 auf der PS4 für die erste PS-VR-Generation erschienen waren. Allerdings haben sich die Macher von Polyarc die Mühe gemacht, die beiden Titel nicht nur grafisch gehörig aufzuhübschen, sondern auch an die Möglichkeiten der neuen Hardware anzupassen.

Doch fangen wir von vorne an: Bei „Moss“ und Moss: Book II“ handelt es sich um zwei Action-Adventure-Puzzlespiele, bei denen wir als Spieler einer kleinen tapferen Maus unter die Arme greifen, die zunächst versucht, ihren Onkel zu retten, nur um sich dann plötzlich in der Rolle einer Heldin wiederzufinden, die sich einer bösartigen Bedrohung stellen muss, um Familie und Heimat zu retten.

Teil 2 schließt dabei nahtlos an das Ende des Erstlings an und ergänzt das Spielprinzip lediglich um einige wenige Facetten.

Nach dem Start beider Spiele finden wir uns zunächst in einer von Kerzen erleuchteten Kathedrale an einem Tisch sitzend wieder und blicken in ein wunderschön illustriertes Märchenbuch. Eine angenehme Stimme beginnt, uns die Geschichte eines magisch anmutenden Königreiches und der dort lebenden Mäusedame Quill zu erzählen, da werden wir auch schon in das Buch eingesogen, um das putzige kleine Ding persönlich zu treffen.

Denn fortan sind wir der „Leser“; ein geisterhaftes Wesen, durch ein magisches Glasrelikt mit Quill verbunden und ihr treuer Begleiter auf einem Abenteuer, das mit der Suche nach ihrem Onkel beginnt und mit der Rettung des Königreiches endet.

Dabei blicken wir stets auf einen fixen Bereich des Levels herab, der sich vor uns ausbreitet, ganz so, als stünden wir ihr im Modellbaukeller eines Mitarbeiters von Pixar. Sind die Umgebungsrätsel in einem dieser Dioramen überwunden oder gar alle Gegner besiegt, blendet das Spiel in den nächsten Bildschirm, so dass die für VR so typischen Übelkeitsgefühle vollkommen ausbleiben.

Während wir inmitten des Waldes noch über die wunderschöne Mini-Architektur des Mäusereiches staunen, gibt uns Quill – die den Leser als einzige sehen kann – durch Gesten zu verstehen, dass sie loslegen möchte.

Denn wir steuern nicht nur mittels der Bewegungssensoren der Controller zwei leuchtende blaue Kugeln, um mit dem Levelinventar zu interagieren, und so für Quill schwere Türen zu öffnen oder massive Blöcke zu verschieben, sondern die kleine Mäusekriegerin selbst. Mehr als laufen, springen, mit dem Schwert zuschlagen und Angriffen ausweichen gilt es dabei aber nicht zu beachten, so dass wir uns von der Doppelrolle zu keinem Zeitpunkt überfordert gefühlt haben.

Tatsächlich entwickelt man rasch eine erstaunlich emotionale Bindung zu der knuffigen Maus, die von väterlichem Beschützerinstinkt und purer Sympathie geprägt ist. Denn wer die fantastisch animierte Mäusedame nicht in sein Herz schließt, während man dabei zusieht, wie sie mit zappelnden Beinchen über Hindernisse krabbelt, sich schüttelt, wenn man ihr über den Kopf streichelt, sich über ein High-Five freut oder in der Kälte bibbert, der hat kein solches! 

Der Mittendrin-Faktor ist in dieser zauberhaften Welt gigantisch.

Es sind diese Augenblicke, in denen Quill euch nervös hüpfend auf ein Hindernis aufmerksam macht, der Moment, wenn ihr zum ersten Mal nach unten schaut und euer geisterhaftes Konterfei in einem See erblickt, oder euch nach vorne neigt, um nachzuschauen, ob sich hinter einer ansonsten nicht einsehbaren Ecke womöglich eine versteckte Schriftrolle verbirgt, die das Medium VR so besonders machen. Das Ganze beschränkt sich aber nicht nur auf den reinen Schauwert, sondern wird auch spielerisch sinnvoll genutzt, was bisher kaum ein anderes Spiel so gut hinbekommen hat, wie dieses kleine verträumte Abenteuer.