„One Piece: Pirate Warriors 4“ im Test für Playstation 4 – Es passiert immer wieder, dass ein erdachtes Spielkonzept derart populär wird, dass ein eigenes Subgenre daraus wird. Berühmte Beispiele sind sogenannte „Soulslikes“, „Metroidvanias“ oder eben auch das hierzulande weit weniger bekannte „Musou“-Genre. Jenes bezeichnet Action-Spiele, in denen ihr euch fast schon gottgleich durch wahre Massen von Gegnern schnetzelt, bedeutet Musou doch nicht umsonst so viel wie „unübertrefflich“.

Was böte sich da besser an, als die Helden zugkräftiger Lizenzen auf die meist hoffnungslos überfüllten Schlachtfelder zu schicken? So unlängst geschehen mit der erfolgreichen „One Piece“-Franchise, die nach einer langen Wartezeit mit „One Piece: Pirate Warriors 4“ nun endlich in die nächste Musou-Runde geht.

Am Grundprinzip hat sich dabei nicht viel geändert. In ansehnlicher Comic-Grafik durchleben wir in „Pirate Warriors 4“ insgesamt sechs Akte der Vorlage, anhand derer ikonischsten Momente, was vor allem bei Fans eben jener für ordentlich Wiedererkennungswert sorgt. Schön auch, dass man dazu nun verstärkt auf möglichst authentische Zwischensequenzen in Spielgrafik setzt und die Liebe zum Detail selbst kritische Nasen nicht zum Niesen bringt.

Dabei versammeln wir im Laufe der rund 15-20-stündigen Kampagne immer mehr Mitstreiter und sogar einige Schurken um uns, so dass uns schlussendlich satte 43 Spielfiguren zur Verfügung stehen, die alle mit ihren eigenen Spezialfähigkeiten in den Kampf ziehen, um die Schlachtfelder ordentlich umzupflügen.

Hat uns das Story-Vehikel auf ein solches gekarrt, prügelt ihr sogleich munter darauf los und treibt den K.O.-Zähler ratzfatz in ungeahnte Höhen. Besonders taktisch geht es dabei nicht zu, und auch vor nur mühselig zu erlernenden Combos braucht ihr euch nicht zu fürchten. „Pirate Warriors 4“ ist bewusst einfach gehalten und setzt voll auf spaßige Dauer-Action. Dazu führt ihr neben den normalen Attacken zu Lande und in der Luft vier besonders mächtige Angriffe ins Feld, mit denen ihre effektvoll große Lücken in die Feindesmasse reißt.

Neben den immer gleichen Klon-Armeen stellen sich euch in den weitläufigen und nun deutlich organischer angelegten Arealen auch immer wieder Kommandanten und Bosse in den Weg, die deutlich mehr einstecken, als das Fußvolk-Kanonenfutter. Hier und da will zudem ein Freund aus einer brenzligen Situation gerettet werden, mitunter piesackt euch ein Zeitlimit – und auch die Nebenziele locken mit zusätzlichen Belohnungen.

Jene dienen dazu, eure Figuren anhand passiver Wertsteigerungen zu verbessern und neue Attacken zu erlernen. Das bringt einen (kleinen) Schuss Rollenspiel-Würze in das Massenschlacht-Süppchen und motiviert vor allem mit Blick auf die große Anzahl an Figuren, will man am Ende doch jede Spezialattacke zumindest einmal gesehen haben. Besonders spaßig wird es natürlich mit einem Kumpel an eurer Seite, oder wenn es online gar zu viert so richtig rund geht.

Zwar ist das vermeintliche Chaos auf dem Bildschirm dem Genre geschuldet, ist jenes zu kontrollieren doch ein zentrales Spielelement. In „Pirate Warriors 4“ hat uns die nicht zuverlässige Kamera jedoch genau dabei immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diese bleibt nämlich gerne mal hängen und verfolgt die anvisierten Ziele nicht verlässlich, so dass wir ständig neu justieren müssen.

Allerdings ist das kein echter Beinbruch. Das Spiel ist nämlich so dermaßen leicht ausgefallen, dass es im Zweifelsfall vollkommen ausreicht, einfach weiter auf die Knöpfchen zu hämmern, bis ihr die Übersicht wieder zurückerlangt und/oder einen Kaffee geholt habt.

Letzten Endes steht und fällt der Spielspaß von „One Piece: Pirate Warriors 4“ also vor allem damit, ob ihr dem Genre zugeneigt seid und natürlich, ob ihr der Vorlage etwas abgewinnen könnt. Fans der Franchise bekommen hier auf jeden Fall die volle Packung „One Piece“ kredenzt und auch Freunde wilder Massenschlachten werden verdammt viel Spaß haben. Wer jedoch bei Ruffys Anblick schon die Nase rümpft und eine spielerische Herausforderung sucht, der ist hier garantiert falsch.

Effektgeladene Anime-Massenschlachten mit der Strohhut-Bande. „One Piece: Pirate Warriors 4“ bietet vor allem Fans der Vorlage reichlich Futter und präsentiert sich dabei als leicht zugängliches Action-Spektakel, bei dem ihr euch mit effektvoll inszenierten Spezialattacken fast schon gottgleich der eindrucksvollen Anzahl an Gegnern erwehrt. Spielerisch ist das Ganze jedoch vergleichsweise seicht ausgefallen und auch technisch ist immer noch Luft nach oben.

„One Piece: Pirate Warriors 4“ ist für Playstation 4, Xbox One, Nintendo Switch und PC erhältlich.