Die Rückkehr einer Legende"Like a Dragon Gaiden" im Test für PS5 und Xbox Series X

"Like a Dragon Gaiden" im Test für PS5 und Xbox Series X – Eigentlich war die Geschichte um Kazuma Kiryu, dem legendären Drachen von Dojima, zu Ende erzählt. Nach dem sechsten Teil der hierzulande "Yakuza" getauften Spielereihe sollten neue Hauptdarsteller die Franchise mit einem nun rundenbasierten Kampfsystem in die Zukunft führen – und das mit großem Erfolg. Während dem neuen Helden Ichiban Kasuga die Herzen nur so zuflogen, wurde dem stoischen Kazuma lediglich ein kleiner Nebenauftritt zuteil.
Für die im nächsten Jahr erscheinende Fortsetzung von Ichibans Debütspiel "Yakuza: Like a Dragon" war darüber hinaus ein DLC geplant, welches Kazumas Geschichte doch noch weitererzählen sollte. Offenbar hatten die Autoren aber wohl noch so viel zu sagen, dass man nun doch noch ein vollwertiges Spiel daraus strickte, welches sich dem ursprünglichen Gameplay verschrieben hat.
Wie es heißt, hätten der Direktor Masayoshi Yokoyama und sein Team bei dem federführenden Ryu Ga Gotoku Studio das Spiel innerhalb von gerade einmal sechs Monaten fertiggestellt. Möglich wurde dies durch die serientypische Verwertung bekannter Umgebungen und Assets sowie die Reduzierung des ohnehin einstmals als Zusatzcontent geplanten Inhaltes.
Entsprechend ist die Spielzeit für ein "Yakuza" mit rund 15 Stunden vergleichsweise kurz. Den Sprint zum Abspann schafft man aber nur, wenn man dafür sämtliche Nebenbeschäftigungen links liegen lässt – aber warum sollte man das tun? Stellt euch von daher eher auf die doppelte Spielzeit ein, lassen sich doch vor allem mit dem süchtig machenden Pocket Circuit ganze Abende füllen.
Aber von vorne.
Nach den Ereignissen von "Yakuza 6: The Song of Life" hat Kazuma seinem alten Leben abgeschworen – und das in jeder Konsequenz. Seinen Tod vortäuschend, ist der legendäre Yakuza abgetaucht und fristet seine Zeit nun unter falschem Namen in einem Kloster. Unterstützt, dafür allerdings auch unter der Knute gehalten, wird er dabei von der dubiosen Daidoji-Fraktion, die im Gegenzug für Kazumas Dienste als Agent und Bodyguard den Schutz und die Finanzierung eines Waisenhauses in Okinawa garantiert, welchem der Ex-Yakuza sich zutiefst verpflichtet fühlt.
Nachdem im Zuge eines großangelegten Einsatzes zur Überwachung eines Goldtransportes Kazumas Kontaktperson und einziger Vertrauter bei den Daidojis entführt werden soll, geraten die Ereignisse jedoch zunehmend außer Kontrolle. Alsbald sieht sich der Drache von Dojima dazu gezwungen, auf die Straße zurückzukehren, um das zu tun, was er am besten kann: Jeden, der sich ihm in den Weg stellt, solange zu verprügeln, bis er bekommt, was er will.
Der Plot von "Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name" nimmt wie gewohnt viel Zeit in Anspruch, die man passiv vor dem Bildschirm sitzt, um ausschweifenden Dialogen und zum Overacting neigenden Zwischensequenzen beizuwohnen. Das gehört jedoch zur Reihe, wie die Hostessenbars zum quirligen Osaka-Distrikt Sotenbori, in welchem wir die meiste Zeit verbringen.
Den Machern ist es aber glücklicherweise gelungen, einen spannenden und wendungsreichen Thriller zu inszenieren, der in bester Serientradition nach einem arg gemächlichen Auftakt immer weiter an Fahrt aufnimmt und schließlich in einem furiosen Finale kulminiert. Eine Vorkenntnis der äußerst komplexen Zusammenhänge der Vorgänger ist hilfreich, jedoch nicht vonnöten. Zwar gibt es immer wieder Anspielungen auf Ereignisse der Serienhistorie, da Kazuma aber selbst einen Neuanfang anstrebt, stellt "The Man Who Erased His Name" auch für Serienneulinge einen guten Einstieg in die Reihe dar.
Während Ichiban, dessen Abenteuer in "Like a Dragon" zeitlich parallel ebenfalls in Sotenbori stattfindet, in bester Rollenspielmanier mit einer Gruppe zum Kampf antritt, ist Kazuma eine Ein-Mann-Armee auf zwei Beinen. Im Zuge der Haupt- und Nebenaufträge ist seine Kampfkraft meist das entscheidende Argument, um Probleme zu lösen. Und auch in den frei begehbaren Arealen des Spiels – neben Sotenbori besuchen wir außerdem den ebenfalls bereits bekannten Isezaki Ijincho-Distrikt in Yokohama –, stellen sich ihm immer wieder Schlägertrupps entgegen, die um eine Abreibung betteln.