Bootcamp für eure grauen ZellenDr. Kawashimas Gehirn-Jogging im Test für Nintendo Switch

„Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ im Test für Nintendo Switch: Wer hätte seinerzeit schon gedacht, dass ausgerechnet ein Spiel, das sich der geistigen Fitness widmet, den 2006 ohnehin schon beliebten Nintendo DS noch populärer machen sollte? Tatsächlich aber steckte ein gewisses Kalkül dahinter, verfolgte Nintendo mit dem Label „Touch! Generations“ – unter dem „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ als erster Titel erschien – doch das Ziel, die zockende Zielgruppe um ältere und ansonsten eher Videospiel-desinteressierte Menschen zu erweitern. Das Experiment gelang, und was heute mit Blick auf den mobilen Gaming-Markt völlig normal erscheint, nahm damals seinen Anfang.
Nach weiteren Spielen auf dem DS, 3DS und dem Smartphone, darf der japanische Gehirnforscher Ryūta Kawashima nun endlich auch auf der erfolgreichen Switch-Konsole die Ergebnisse seiner intensiven Forschung im Bereich der neuralen Leistungsfähigkeit des Menschen präsentieren. Den Wissenschaftler, der im Spiel traditionell charmant als kantiger Kopf auftritt, gibt es nämlich wirklich.
Ob das sogenannte „Gehirn-Jogging“ tatsächlich eine Steigerung der kognitiven Fähigkeiten nach sich zieht, ist unter Experten umstritten. Fakt ist aber, dass es definitiv nicht schadet und wir nach einigen Runden nachweislich wieder deutlich fitter in Sachen Kopfrechnen waren, als vor der Testphase. Denn wie schon zu seligen DS-Zeiten gilt es, jeden Tag eine Reihe von Zähl-, Rechen- Merk- und Multitasking-Aufgaben zu absolvieren, um das geistige Alter unseres Gehirnes im Laufe der Zeit auf den Idealwert von 20 zu bringen.
Jenes zu testen ist neben dem täglichen Training der zweite große Aspekt von „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“. Hier gilt es, in teils exklusiv für diesen Modus entworfenen und schnell aufeinanderfolgenden Aufgaben, eure grauen Zellen unter Beweis stellen, was gerade zu Beginn sehr ernüchternd sein kann. Der schlechteste Wert ist dabei 80. Und jetzt ratet mal, wie alt das Gehirn des Autors dieser Zeilen beim ersten Versuch wohl war…
Also absolvierten wir fleißig das tägliche Programm, das mit einer Dauer von wenigen Minuten ohne weiteres in den Alltag eingebaut werden kann. Zwar könnt ihr die Übungen, von denen im Laufe der Zeit immer mehr freigeschaltet werden, so oft wie ihr wollt wiederholen, es werden aber nur die Ergebnisse der ersten Runde am Tag gewertet.
Äußerst begrüßenswert fanden wir, dass dem verpackten Spiel ein Touchpen für die Switch beiliegt. Damit spielt es sich nicht nur wie damals auf dem DS, die Handhabung gestaltet sich auch gleich ein ganzes Stück komfortabler. Zwar zickt die Eingabeerkennung beim Schreiben von Ziffern und Buchstaben noch immer, was die Ergebnisse aufgrund des unverschuldeten Zeitverlustes verfälscht, dafür kommen aber auch andere Features der von Nintendos Hybridkonsole zum Einsatz.
Bei manchen Aufgaben müsst ihr den rechten Joy-Con abdocken, und mit der darin verbauten Infrarotkamera die Gesten eurer Hand abfragen. Die Switch erkennt dabei erstaunlich gut, wie viele Finger ihr hochhaltet oder ob ihr Stein, Schere oder Papier anzeigt. Achtet allerdings darauf, dass der Raum dafür nicht zu hell ist. Im Docking-Modus könnt ihr euch schließlich in geselligen Multiplayerpartien mit Freunden und Verwandten am großen Bildschirm in einigen unterhaltsamen Disziplinen messen.
Die Bandbreite der Übungen ist zwar abwechslungsreich ausgefallen, einige der Aufgaben sind allerdings selbst für „Gehirn-Jogging“-Verhältnisse arg dröge ausgefallen. Laut aus einer alten Zeitung vorzulesen macht halt weit weniger Spaß, als auf einer virtuellen Klaviatur Melodien nachzuspielen.
Über das tägliche Training nebst Alterstest hinaus lässt sich „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ trotz Sudoku und einem abgespeckten „Dr. Mario“-Klon auf lange Sicht naturgemäß zwar nicht viel abgewinnen, aber das ist schließlich auch nicht der Sinn und Zweck. Wer Spaß daran hat, seine grauen Zellen immer mal wieder für ein paar Minütchen zu fordern, kommt auf jeden Fall auch auf der Switch voll auf seine Kosten.
Der beliebteste Hirnforscher aller Zeiten macht uns endlich auch auf der Switch fit. Das neue „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ bleibt der erfolgreichen Formel treu und fordert eure grauen Zellen, nüchtern aber charmant präsentiert, zum täglichen geistigen Training. Dank beigelegtem Stylus geht die Bedienung komfortabel von der Hand, auch wenn die Schrifterkennung immer mal wieder zickt. Die Einbindung der Funktionen von Nintendos Hybridkonsole und der Multiplayermodus gefallen, auch wenn manche Aufgaben abermals recht dröge ausgefallen sind.