Das ist gut:

Gleich zu Beginn macht „Valhalla“ klar, dass euch die Ubisoft-Fragezeichen diesmal nicht im Schlaf verfolgen werden. Die Map wirkt aufgeräumt, ein paar leuchtende Punkte weisen auf Schätze, Ressourcen oder Ereignisse unbekannter Natur hin, und laden damit zum Entdecken anstatt zum Abgrasen ein.

War das Inventar in „Odyssey“ bereits nach wenigen Spielstunden schon hoffnungslos überfLOOTet (Obacht: kreative Wortkreation) beschränkt sich „Valhalla“ auf weniger Ausrüstung, die ihr dafür aber eben auch länger pflegt und aufwertet. Wer mag, spielt das Game von A nach Z mit der Klamotte und den Waffen vom Beginn des Spiels durch.

Das wäre aber natürlich etwas langweilig, da euch „Valhalla“, trotz Entsagung des Aufrüstwahnsinns des Vorgängers natürlich immer noch eine breite Auswahl an Totbringern zur Verfügung stellt, die ihr frei kombinieren könnt. Wer will, kämpft mit Speer in der einen, und dem Schild in der anderen Hand. Der nächste häckselt sich mit zwei Äxten durch das Feindesvolk oder greift gleich zu den ganz schweren Zweihändergeschützen.

Im Kampf erwehrt ihr euch mit einer leichten, einer schweren sowie einer speziellen Attacke für zwei gleichzeitig geführte Waffen eurer Haut, blockt, weicht behände aus und pariert, um eine mächtige Gegenattacke oder gar einen derben Finisher zu landen. Im Laufe des Spieles entdeckt ihr zudem noch besondere Spezialmanöver, die ihr je nach Bedarf auf die Richtungstasten legt.

Zwar steigt ihr nach wie vor durch gesammelte Erfahrung in eurer Stärkestufe auf, allerdings skalieren die Gegner in „Valhalla“ nicht mehr. Soll heißen, sie werden nicht mit euch stärker, sodass ihr euch alsbald wie ein Derwisch durch die Gegnerhorden pflügt. Aber keine Sorge, es warten immer wieder dicke Bosse, die euch ordentlich Paroli bieten. Darunter auch wieder allerlei mythische Gestalten, so ihr diese denn entdeckt.

Und zu entdecken gibt es in England, Norwegen – in das ihr übrigens jederzeit wieder zurückkehren könnt – und noch anderen Locations, über die wir an dieser Stelle aber höflich den Mantel des Schweigens breiten, so einiges. Offensichtlich hat man sich im Hause Ubisoft Mühe gegeben, die Aktivitäten nicht nur abwechslungsreich, sondern auch so zu gestalten, dass diese nun ein gewisses Maß an Eigeninitiative vom Spieler fordern, die darüber hinausgeht, stumpf der Questmarker-Karotte zu folgen.

Dies zeigt sich vor allem an den sogenannten Welt-Ereignissen, welche die klassischen Nebenquests ablösen und euch zuweilen lediglich einen Hinweis geben, was überhaupt die Aufgabe, und wie diese zu lösen ist. Was auf dem Papier wie eine interessante Rätselkomponente klingen mag, ist meist jedoch bloß eine Sache von wenigen Minuten, aber dazu später mehr.

Ansonsten zieht ihr mit gesammelten Ressourcen nach und nach eine lebendige Siedlung hoch, die neben Schmied oder Händler später auch Zugang zu speziellen Quests gewährt, haut euch in einem Sauf-Minispiel die Rübe dicht, schlagt den Gegner in einem „Monkey Island“-artigen Beef-Reimduell, spielt ein äußerst interessantes Würfelspiel, das wie ein urtümlicher „Might & Magic“-Vorgänger anmutet, und geht natürlich dem Wikinger-Handwerk nach.

In seiner wohl typischsten Form natürlich, indem ihr brandschatzend und mordend durch die Lande zieht. Hier tun sich die groß angelegten und mehrstufigen Eroberungsschlachten hervor, die nicht nur eine gelungene Evolution der Massenschlachten aus „Odyssey“, sondern auch mit die Höhepunkte des Spieles darstellen. Erst klammheimlich über die Mauern kraxeln, den Feind sabotieren und dann laut brüllend seine Mannen in die Schlacht führen. Das ist echter Wikinger-Chic.

Apropos heimlich: So richtig kommen die eigentlichen Assassinen ja schon seit „Origins“ nicht mehr zum Zuge, was logisch ist, spielen die neuen Teile doch vor der Gründung des Ordens. Habt ihr dann aber irgendwann die verstecke Klinge erhalten, ist diese auch endlich wieder tödlich, anstatt dem Feind bloß auf Basis eines im Hintergrund tickenden Rollenspiel-Uhrwerkes Lebenspunkte zu stehlen.

Zwar merkt man schnell, dass das Gameplay von „Valhalla“ den offenen Nahkampf zu präferieren scheint, wer seine gesammelten Talentpunkte in den Schleichen-Skilltree investiert, kann sich aber fast wieder wie ein echter Assassine fühlen. Zumal das Manöver, sich in Menschenmengen zu verstecken, eine Rückkehr feiert.

Es gäbe mit Blick auf die spielerischen Möglichkeiten noch so einiges zu sagen, immerhin beschäftigt euch alleine die Hauptkampagne von „Assassin‘s Creed Valhalla“ rund 50 Stunden lang. Doch um im Rahmen zu bleiben, wollen wir erst einmal die Technikfrage klären.

Ja, die Welt sieht umwerfend schön aus! Glasklar wie das Wasser in Norwegen, mit einer herrlichen Weitsicht und Gänsehaut-Panoramen bei äußerst stimmungsvollen Klängen. Die eisige Kälte Norwegens ist schon eine Wucht, die England mit seinen Wäldern, Mooren und Städten in nichts nachsteht. Aber ist das Next-Gen?