Da geht noch mehr„AEW: Fight Forever“ im Test für PS5 und Xbox Series

„AEW: Fight Forever“ im Test für PS5 und Xbox Series – In den frühen 2000ern war die Wrestling-Welt noch in Ordnung – zumindest mit Blick auf die entsprechenden Videospiele, gilt diese Ära doch als eine der Besten überhaupt. Fragt man erwachsene Gamer nach ihrem Lieblings-Wrestling-Game, wird von daher auch auffällig häufig der Name „WWF No Mercy“ fallen, ein absoluter Klassiker aus seligen N64-Tagen. Inzwischen hat sich das Genre jedoch immer mehr in Richtung Simulation entwickelt, was mal besser und mal deutlich schlechter geklappt hat.
Die WWE gab ihre Lizenz über den Publisher 2K dabei lange Zeit vertrauensvoll in die Hände des Entwicklers Yukes’s, wo man den Fackelstab aber schließlich desillusioniert an Visual Concepts weitergab, die mit „WWE 2K20“ dann auch prompt eine schmerzhafte Bauchlandung hinlegten.
Yuke’s kündigte seinerzeit an, ein neues Wrestlingspiel angehen zu wollen.
Und wie es in der Welt des Showsportes nun einmal so ist, wird aus Freund schnell Feind und durchaus auch mal das Lager gewechselt. Wie bald bekannt wurde, arbeitete der Entwickler nämlich an einem Spiel für die Konkurrenz: der aufstrebenden Wrestling-Liga AEW, die mit „AEW Fight Night“ nun ihren ersten Videospielauftritt feiert.
Die Zielsetzung war dabei von Anfang an, an die guten alten Zeiten anzuknüpfen, als Wrestlingspiele noch arcadige Klopper waren und mit einer Simulation in etwa so viel gemein hatten, wie der Undertaker mit einem bunten Schmetterling.
Übersetzt man PR in Pressesprache, bedeutet dies letztlich, dass der spielerische Anspruch von „AEW: Fight Forever“ deutlich niedriger angesetzt wurde als bei der Konkurrenz, was aus unserer Sicht aber kein ein Nachteil sein muss. Immerhin kommen die launigsten Runden mit Kumpels auf der Couch bei Spielen zustande, die schnell verstanden sind.
Im Grunde gilt das auch für die Gaming-Premiere von AEW, wenngleich man sich dort dann doch etwas mehr Mühe hatte geben können, dem Spieler die Grundlagen zu vermitteln.
Startet man das Spiel so wie wir mit einer klassischen 1-gegen-1-Runde, ploppen nach und nach Textfenster auf, in denen niemand Geringeres als Wrestling-Legende William Regal grob darauf eingeht, wie man schlägt, tritt, in den Grapple geht und einen Irish Whip initiiert. Dass die Kreis-Taste zum Rennen dient, findet kurioserweise zwar keine Erwähnung – man aber bald selbst heraus.
Generell hat man den Eindruck, sich das Gameplay erst erarbeiten zu müssen, präsentiert sich doch selbst der Trainingsmodus als nüchterner Raum, zum Erproben der Moves gegen einen programmierbaren Dummy. Ein halbwegs interaktives Tutorial suchten wir vergebens.
Mit der Zeit kommt man jedoch in das Spiel rein, lernt das Tempo kennen, wie man bei mehreren Gegnern im Ring die verschiedenen Wrestler gezielt anvisiert und selbst das Klettern auf die Ringseile sollte uns schließlich gelingen. Und tatsächlich: Irgendwann wähnten wir uns wieder Anfang 2000 und es keimte durchaus dieser ganz besondere Spaß auf, den Arcade-Games allzu ernsten Ansätzen nun einmal stets voraushaben.
Der Kritiker in uns kam jedoch nicht umhin, die schwammige Steuerung zu bemerken, die außerdem auch noch gefühlt verzögert auf unsere Eingaben reagiert.
Nur selten hatten wir den Eindruck der vollen Kontrolle, und präzise Angriffe ausführen zu können. Immer wieder gingen Schläge, die eigentlich hätte sitzen müssen, ins Leere, spektakulär geplante Kicks vom Seil auch gerne mal durch den Gegner im Hold unseres Partners hindurch.
Die KI ist in Tag-Team Matches mit ihren Aussetzern ohnehin keine große Hilfe, bleibt unser Partner doch immer wieder hängen, wenn dieser doch eigentlich einen Pin unterbrechen oder ins Match eingreifen sollte, während die Gegner-KI auf die immer gleichen Move-Abfolgen unsererseits wiederum kaum reagiert oder schlicht unlogisch handelt.
Immer wieder geärgert haben wir uns außerdem über das für Wrestlingspiele eigentlich so wichtige Kontersystem, welches sich auf zwei Schultertasten verteilt, um Angriffe oder Grapples abwehren zu können. Dieses wirkte auf uns etwas beliebig und zufällig, wollte zuweilen gar überhaupt nicht funktionieren, was im Ring für zusätzliche Hektik und für Frust sorgt.
Und so verkommt das Geschehen rasch zu einem seltsam hölzern wirkenden Chaos, das unserem Fan-Herzen dann aber doch immer wieder mit teils schönen Animationen und den spektakulären Signature- und Finisher-Moves des vom Start weg mit fast 60 Wrestlern angenehm großen Rosters zu erfreuen weiß. Auch der Einsatz der vielen Waffen – Tische, Baseballschläger, Stühle mit Stacheldraht, Feuerlöscher oder sogar Reißzwecken – macht ordentlich Laune und verleiht „AEW: Fight Forever“ einen angenehm anarchischen Charme.