„Demnächst noch ohne Ball“: DFB-Vize wettert gegen Reform im Kinderfußball – Als DFL-Aufsichtsratsvorsitzender, 1. DFB-Vize-Präsident und BVB-Geschäftsführer zählt Hans-Joachim Watzke zu den wohl einflussreichsten Männern im deutschen Fußball – und dieser ist ganz und gar nicht glücklich darüber, wie sich der Sport hierzulande aktuell entwickelt. Dabei geht es ausnahmsweise aber nicht um die Leistungen unserer Nationalelf, sondern um den Nachwuchs – konkreter: den Kinderfußball.

Anlässlich eines Unternehmertages in Essen machte Watzke seinem Frust nun Luft:

„Unfassbar und für mich nicht nachvollziehbar. Wenn du als Sechs-, Acht- oder Neunjähriger nie das Gefühl hast, was es ist, zu verlieren, dann wirst du auch nie die große Kraft finden, um auch mal zu gewinnen. Wenn wir Angst haben, dass ein Achtjähriger komplett aus dem Lebensgleichgewicht geworfen wird, weil er mal 5:0 mit seiner Mannschaft verliert, dann sagt das auch sehr viel über die deutsche Gesellschaft aus.“

Hintergrund ist eine bereits beschlossene Reform, die unter anderem die Abschaffung von Tabellen zum Inhalt hat, da Spielergebnisse gar nicht mehr erfasst werden. Tore werden dabei zwar gezählt, aber nicht mehr dokumentiert. Doch diese umstrittene Reform wolle Watzke nun abermals reformieren: „Das haben wir gerade beschlossen.“

Der neue DFB-Direktor Hannes Wolf sei bereits beauftragt worden, „in den nächsten ein, zwei Jahren Handlungsalternativen aufzuzeigen.“

Dabei ist Wolf ein Befürworter des neuen Konzepts: „In den neuen Spielformen im Kinder- und Jugendfußball wird Leistung gefordert und durch die unmittelbare Rückmeldung des Gewinnens und Verlierens gefördert.“

Und weiter: „Wir wollen Spielerinnen und Spielern die Möglichkeit geben, möglichst viele Ballaktionen zu haben (...) Dafür brauchen wir im Training und am Spieltag kleine Felder mit nicht zu vielen Spielerinnen und Spielern auf dem Platz.“

Zwar tritt die Neuregelung erst ab der Saison 2024/25 für G-, F- und E-Jugend (U6- bis U11-Mannschaften) bindend in Kraft, kommt aber jetzt schon zur Anwendung. Abgeschafft werden ferner die A- und B-Jugend-Bundesliga. Ein Absteigen in den neuen Nachwuchsligen ist nicht mehr möglich, was die individuelle Entwicklung von Spielern fördern soll.

Watzkes klare Meinung dazu: „Demnächst spielen wir dann noch ohne Ball. Oder wir machen den eckig, damit er den etwas langsameren Jugendlichen nicht mehr wegläuft.“

Quelle: bild.de