Zwischenfall mit Verkehrsflugzeug: Piloten sollen in 11 km Höhe eingeschlafen sein – Es dürfte hinlänglich bekannt sein, dass es mittlerweile Flugzeuge gibt, in denen zahlungskräftige Passagiere einem Hotel nicht unähnlich in Schlafkabinen die vielen Stunden Flugzeit mit einem erholsamen Schlaf überbrücken können. Auch in der Touristenklasse kann man mit einem Kissen zumindest ein Nickerchen versuchen. Wenn es jedoch beide Piloten sind, die schlafen sollen, ist das weder erholsam noch nach den Maßstäben der Flugsicherheit vertretbar. Ein Vorfall dieser Art wurde nun publik

Demnach sollen sowohl Pilot als auch Copilot einer Boeing der Ethiopian Airlines so tief eingeschlafen sein, dass sie den Zielflughafen verpassten. Erst durch die Warntöne des Autopiloten wurden sie geweckt, wie „Welt“ berichtet. Das Portal erläutert anhand eines weiteren Falles über Südfrankreich und anderer Schilderungen auch, dass es sich keineswegs um einen Einzelfall handele. Die Maschine von Ethiopian Airlines jedenfalls sei frühmorgens um 3:30 Uhr gestartet und „Welt“ mutmaßt, dass dies zu dem gefährlichen Zwischenfall beigetragen haben könnte.

Beide Piloten sollen demnach am Steuerknüppel eingenickt sein, verpassten den Zielflughafen in Addis Abeba und schliefen in elf Kilometern Höhe. Zum Zielort geflogen hatte sie der Autopilot der Boeing 737-800. Das Computersystem erwartete nach Koordinaten eine Landung auf der Piste – als diese ausblieb, gab die Maschine einen Warnton von sich. Dieser weckte die beiden Piloten, welche erst dann in den Sinkflug übergingen. Dies wird von einem Branchendienst namens „Aviation Herald“ so gemeldet.

Erst einmal geweckt, landeten die beiden Piloten ihren Flug ET-343 aus dem Sudan ohne weitere Verzögerungen oder Probleme in der äthiopischen Hauptstadt. Um ganze 25 Minuten hatten Pilot und Copilot Addis Abeba verpasst. Auch mehrfache Versuche der Flugaufsicht, sie zu erreichen, sollen dem Branchendienst zufolge nicht zu den Männern im Cockpit durchgedrungen sein. Einer der Piloten soll aus Bolivien, der andere aus Nigeria stammen – beide wurden „Welt“ zufolge nach dem Zwischenfall vorläufig beurlaubt.

Zwischenfall über Südfrankreich 

Das deutsche Portal berichtet auch über eine vergleichbare Situation, welche sich im Mai 2022 über Südfrankreich ereignet hat. Dort soll ein Airbus der früheren Alitalia, also der italienischen ITA Airways, zehn Minuten lang nicht auf Versuche reagiert haben, Funkkontakt herzustellen. Vorwürfe wurden seinerzeit gegen den Flugkapitän erhoben, er sei auf dem Langstreckenflug von New York in Richtung Rom eingeschlafen. Der Pilot bestreitet dies. In Europa wird bei ausbleibendem Kontakt zu Piloten nicht nur im Tower reagiert.

In solch einem Fall werden obligatorisch Abfangjägerjäger der Luftwaffen für den Fall einer Entführung oder des Missbrauchs des Flugzeugs als Terrorwaffe gestartet – so war es auch bei dem Vorfall in Südfrankreich, die Flugkontrolle hatte zwei Kampfjets entsandt. Datenbanken für Luftfahrtzwischenfälle enthalten laut „Welt“ gleich mehrere Vorkommnisse, bei denen die Crew im Cockpit nachweislich eingeschlafen war und dem Autopilot die Arbeit überließ.

Der Artikel nennt mehrere Beispiele:

Darunter den eines Piloten, der nach einem Toilettengang aufgrund des verschlossenen Cockpits und eines schlafenden Copiloten nicht wieder hineingelangte. Aufsichtsbehörden, Fluggesellschaften und Gewerkschaften debattieren demnach seit Jahren über das Thema Piloten, welche durch Langstreckenflüge, Zeitverschiebungen und Schichtdienste ermüdet seien. Matthias Baier, Sprecher der Vereinigung Cockpit, erklärte „Welt“ auf Anfrage, dass das Einschlafen bei der Piloten wie bei Ethiopian Airlines einen extremen Einzelfall darstelle.

Für Piloten in Europa gilt demnach, dass sie zwischen zwei Flügen mindestens zehn Stunden Ruhepause einhalten müssen.

Quelle: welt.de