Wunder der Tiefsee in seltenen Aufnahmen: 142 Eishaie von Forscherinnen entdeckt – Auch heutzutage, wo es vermeintlich keinerlei weißen Flecken mehr auf der Landkarte gibt, werden beinahe täglich faszinierende Entdeckungen und Funde gemacht. Einer der Schatzhorte unseres Blauen Planeten dafür: die Tiefsee. Hier gelang es nun, seltene Filmaufnahmen von Grönlandhaien zu machen. Es handelt sich um eine Hai-Art, deren Vertreter älter als 400 Jahre alt werden können und die nur schwer zu finden sind.

Die Forscherinnen Brynn Devine und Laura Wheeland vom Marine-Institut der Memorial Universität von Neufundland hatten eigentlich nur geplant, einige Routine-Aufnahmen des Ökosystems anzufertigen. 2015 und 2016 versetzten sie laut einem Bericht von „Welt“ daher Teile des Ozeans um die kanadische Arktis mit 31 Unterwasserkameras. Doch gingen ihnen bei dieser für sie alltäglichen Arbeit überraschende Aufnahmen ins Netz, welche die ebenso einzigartigen wie scheuen Grönlandhaie zeigten.

Diese werden auch als Eishaie bezeichnet

Über die Fische ist nur wenig bekannt, da sie in den eisigen Fluten des Nordatlantiks und des Nordpolarmeers in der kalten Tiefe leben. Entsprechend selten sind Aufnahmen aus ihrem natürlichen Habitat gesät und ihre Lebensweise wenig erforscht. Wie sie in ihrer auf „nature.com“ veröffentlichten Studie erläutern, gelang es den Forscherinnen, über 250 Stunden Videomaterial der Tiere zu sammeln. 142 verschiedene Eishaie konnten dabei aufgrund von einzigartigen Charakteristika wie Hautmustern identifiziert werden.

Jeder der Haie war auf den Aufnahmen jeweils nur ein einziges Mal zu sehen, wie „Welt“ erläutert. Dabei ist besonders deutlich zu erkennen, wie träge die Tiere sich bewegen. So schwimmen Grönlandhaie lediglich mit einem Tempo von anderthalb Stundenkilometern, gelten damit als langsamste bekannte Haiart. Das Wasser, welches sie bewohnen, befindet sich mit einer Temperatur von gerade einmal zwei Grad Celsius nahe am Gefrierpunkt, erlaubt keine raschen Muskelbewegungen.

Jedoch ist bekannt:

Trotz ihrer zeitlupenartigen Bewegungsmuster können die Eishaie Robben erlegen – Wissenschaftler vermuten, dass sie sich an schlafende Tiere heranpirschen. Die Raubfische sind alles andere als klein, können bis zu acht Meter Länge erreichen und gelten damit als die größten Fische in Polargewässern. Die größten Tiere auf den Videoaufnahmen der Wissenschaftlerinnen erreichten eine Größe von bis zu 3,25 Metern – die Expertinnen sind sich sicher, dass diese Tiere demnach noch nicht die Geschlechtsreife erreicht haben.

Sie sind noch jung – eine relative Definition, da Eishaie nach aktuellem Kenntnisstand ein Alter von 130 bis 170 Jahren erreichen müssen, ehe sie sich vermehren. Das Wachstum der Tiere erfolgt „Welt“ zufolge mit etwas mehr als einem Zentimeter pro Jahr. Angesichts der enormen Größe, welche die Tiere dennoch erreichen können, nahm die Biologie schon lange an, dass sie ein enormes Alter zu erreichen vermögen. 2016 konnten Experten sie untersuchen und fanden dabei den wohl ältesten Hai der Welt (MANN.TV berichtete).

Experten vermuten, dass Eishaie mindestens ein Alter von 400 Jahren erreichen können

Damit werden sie älter als jedes andere bekannte Wirbeltier des Planeten. Doch ihr langsames Wachstum und ihre Lebensweise sind bedroht: Die Eisschmelze in der Antarktis sowie das Vordringen der Fischerei in ihre Lebensräume haben dafür gesorgt, dass die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Grönlandhai unter „potenziell gefährdet“ auf ihre Rote Liste gesetzt hat.

Quelle: welt.de