Wissenschaftlicher Durchbruch: Kabelloses Implantat lässt Gelähmten gehen – Der technologische Fortschritt macht derzeit quasi wöchentlich gewaltige Sprünge, sei es nun der Einsatz von Künstlichen Intelligenzen, Quantensprünge bei Computerprozessoren oder die Entwicklungen in der Medizin. Vieles, was wir einst Science-Fiction nannten, ist heute bereits möglich. Doch bei allem gebotenen Vorsicht dem blinden Fortschritt gegenüber gibt es eben auch Meldungen wie diese, über einen gelähmten Mann, der nun wieder gehen kann, die Hoffnung in technologische Entwicklungen stärken.

2011 brach sich in China ein heute 40-jähriger Niederländer namens Gert-Jan Oskam bei einem Verkehrsunfall mit dem Fahrrad das Genick. Ihm wurde seinerzeit die Hiobsbotschaft unterbreitet, dass er nie wieder gehen werde. Doch Fortschritte auf dem Gebiet der Medizintechnologie haben ihm nun genau dies ermöglicht – die Kommunikation zwischen seinem Gehirn und seinem Rückenmark konnte wiederhergestellt werden.

Die Folgen bisher:

Seit einem Eingriff, der sein Leben veränderte, kann Oskam wieder Treppen steigen, zudem Strecken von über 100 Meter am Stück bereits wieder gehen. Verantwortlich dafür zeichnet ein Wireless-System – eine kabellose „digitale Brücke“, welche das Hirn und die Rückenmarksnerven Oskams wieder miteinander verbindet. Bereits Tage nach der OP beschrieb der Patient laut einem Bericht von „Unilad“, dass er große Unterschiede bei seiner Beweglichkeit registrierte.

Die Gehirn-Computer-Schnittstelle besteht aus zwei elektronischen Implantaten – eines wird im Rückenmark implantiert, das andere im Gehirn verankert. Es sitzt dort in jenem Bereich unseres Denkorgans, der die Steuerung der Beinbewegungen übernimmt. Dieses Implantat kann elektrische Signale interpretieren und realisieren, die unser Gehirn erzeugt, sobald wir daran denken, uns zu bewegen.

Entsprechend liegt das Empfänger-Implantat in dem Teil des Rückens, der unsere Beine kontrolliert

Für den betroffenen Gert-Jan Oskam ein lebensverändernder Eingriff – vor zwölf Jahren stand nach dem damaligen medizinischen Kenntnisstand schlicht fest, dass er nie wieder einen einzigen Schritt gehen würde. Der Niederländer wörtlich: „Vor ein paar Monaten konnte ich zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder aufstehen und mit meinen Freunden ein Bier trinken gehen. Das war echt cool. Ich möchte das in meinem Alltag nutzen.“

Ersonnen und implementiert wurde das System von Experten am Schweizer Universitätskrankenhaus Lausanne. Eine der Leiterinnen des Projektes ist die Neurochirurgin Professorin Jocelyne Bloch. Sie kommentierte: „Was wir erreicht haben, stellt eine praktische Anwendung der Technologie dar: Wir konnten die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Bereich des Rückenmarks, der die Beinbewegung steuert, mit einer digitalen Brücke wiederherstellen.“

Patient bisher der Einzige – Hoffnung auf Massentauglichkeit

Auch erläuterte Bloch, das System könne „die Gedanken von Gert-Jan erfassen und diese Gedanken in eine Stimulation des Rückenmarks übersetzen, um die freiwilligen Beinbewegungen wiederherzustellen“. Bislang ist Gert-Jan Oskam der einzige Mensch auf unserem Planeten, bei dem diese digitale Brücke praxisnah zum Einsatz kam. Doch Hoffnung besteht, dass diese Technologie zukünftig und vor allem breiter dabei helfen kann, etwa die Arm- und Handmobilität von Menschen wiederherzustellen.

Quelle: unilad.com