Tagung zum Fermi-Paradoxon: Wenn es Aliens gibt, warum melden sie sich nicht? – Die Suche nach außerirdischem Leben beschäftigt die Menschheit seit langem. Manche sagen, es sei unmöglich, dass wir die einzige intelligente Art in der Unendlichkeit sind. Andere widersprechen ihnen. Wenn es Außerirdische gibt, warum melden sie sich dann nicht bei uns? Wissenschaftler aus Paris gingen der Frage nach, warum wir nach Jahrzehnten der Suche keine Alien-Signale empfangen.

Seit den sechziger Jahren sucht die Menschheit organisiert und technisch nach außerirdischem Leben – der US-Physiker Frank Drake wollte Signale aus dem All empfangen, die auf die Existenz der Aliens hinweisen, ging jedoch leer aus. Bis heute sucht das Programm „SETI“ („Search for Extraterrestrial Intelligence) das All gezielt nach Signalen anderer Intelligenzen ab. Bis dato vergeblich.

Warum wir keine Signale empfangen, obwohl nach allen Wahrscheinlichkeitsberechnungen der führenden Köpfe aus Astrophysik und Biologie eine ganze Menge außerirdische Zivilisationen existieren müssten, damit beschäftigte sich der italienische Physiker Enrico Fermi.

Seinetwegen spricht man dabei vom Fermi-Paradoxon.

Eine Fragestellung, die bis heute die Wissenschaft fasziniert. Alle zwei Jahre treffen sich Experten in Paris zu einer Konferenz zu dem Thema. Am vergangenen Montag war es wieder soweit, Forscher aus Biologie, Physik, Philosophie, Psychologie und Soziologie kamen im Wissenschaftsmuseum Cité des Sciences zusammen und diskutierten interdisziplinär über dieses Paradoxon.

Im Zentrum ihrer Tagung stand die Frage, ob die Menschheit nicht selber stärkeren Einsatz zeigen müsse, um Intelligenzen jenseits unseres Planeten auf uns hinzuweisen. Der Veranstalter der Tagung ist die Organisation METI, „Messaging to Extraterrestrial Intelligence“, die Botschaften an Aliens senden möchte. Das betonte in Paris auch METI-Präsident Douglas Vakoch, Astrobiologe aus den USA.

Es reiche nicht länger, passiv zu lauschen. Vakoch vertritt folgende Theorie: „Vielleicht beobachten uns die Außerirdischen so ähnlich wie wir Tiere im Zoo. Wie können wir unsere galaktischen Zoowärter dazu bringen, sich uns zu offenbaren?“ Danielle Briot, Astrophysikerin des Observatoire de Paris, bezweifelt, dass sich uns Aliens zeigen würden – selbst dann, wenn sie uns kennen:

„Bereits auf der Erde lehrt uns die Erfahrung, dass die Begegnung von unterschiedlichen Kulturen gefährlich für beide Seiten sein kann. Deshalb werden hochentwickelte Zivilisationen im All nicht versuchen, mit uns Kontakt aufzunehmen.“ Damit widerspricht sie in gewisser Weise auch den Plänen, aktiv Erdsignale ins Weltall zu schicken. Allerdings ist das bewusst schon mehrfach geschehen – und passiert auch sonst weniger beabsichtigt täglich.

Schon seit knapp 100 Jahren nutzt die Menschheit elektromagnetische Trägerwellen: Rundfunk, Fernsehen und verschiedene Formen des Radareinsatzes.

Der Vorschlag, mögliche gefährliche außerirdische Zivilisationen besser nicht auf unseren Planeten und seine möglicherweise für andere Intelligenzen interessanten Ressourcen aufmerksam zu machen, kommt spät. Denn eine Zivilisation, die unsere Signale empfangen,  einen Flug durchs All über unglaubliche Entfernungen zu uns in kurzer Zeit vollbringen könnte, wäre uns nach Meinung der Experten auch in militärischer Hinsicht überlegen.

Neben den terrestrischen Signalen, die wir täglich nutzen, wurden wie erwähnte auch bewusst Hinweise auf uns ins All gesandt: 1974 schickte Frank Drake zusammen mit dem wohl berühmtesten Fernsehastronomen, Carl Sagan, die „Arecibo“-Nachricht ins All – auf einer Trägerfrequenz von 2,38 Gigahertz. Darin codiert: die Struktur unseres Sonnensystems und eine Strichzeichnung eines Menschen. Auch an Bord der 1977 gestarteten US-Welt Raumsonde Voyager-1 ist ein umfangreiches Zeugnis unserer Kultur in Form einer „Golden Disc“:

Mehr als 100 Bilder, dazu Geräusche wie Meeresrauschen und Herzklopfen sowie Musik. Es werfen sich viele Fragen auf, wie mögliche außerirdische Intelligenzen auf einen solchen Fund reagieren. Allzu schnell vermuten wir, dass sie diese Schallplatte mit Händen aufnehmen würden, weil unser ganzes Weltbild menschengemacht und anthropozentrisch ist.

Diesen Vorstellungen widersprechen Experten jedoch.

Der Paläontologe Jean-Sébastien Steyer des Muséum national d’Histoire Naturelle sowie der Physiker Roland Lehoucq vom Commissariat à l’Énergie Atomique hatten sich die Entwürfe von Aliens aus einer Vielzahl von Science-Fiction-Filmen genauer angesehen: Sie kamen zu dem Schluss, dass die Menschheit selbst fremdartige Außerirdische oft mit zu menschenähnlichen Eigenschaften darstellt.

Den beiden Experten zufolge dürften Außerirdische aber nicht viel mit unserer Vorstellung von intelligentem Leben zu tun haben.

Anders sah das auf der Tagung der Forschungsdirektor des Institut National de la Recherche Agronomique, Jean-Pierre Rospars. Für ihn ist das Weltall bislang aus einem gänzlich anderen Grund still geblieben. Würden wir von der Existenz außerirdischer Hochkulturen erfahren, käme es „zu einer kulturellen Disruption“ bei uns. Dies sei den Außerirdischen klar. Rospars: „Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass wir Menschen den höchstmöglichen kognitiven Level erreicht haben.“

Quelle: welt.de