Wiedergutmachung für Höllenqualen: Unschuldig Inhaftierter erhält 45 Mio. US-Dollar – Wegen des Falschverdachts angeblicher Vergewaltigungen war ein Mann aus den USA in den 90er Jahren zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. 20 Jahre hatte er bereits in Haft verbracht, dann sollte sich nach und nach zeigen, dass er unschuldig war, bis er schließlich noch einmal mit gehörigem zeitlichen Abstand auch offiziell für nicht schuldig erklärt wurde. Nun wurden ihm 45 Millionen US-Dollar Entschädigung zugesprochen.

1991 warf man Roger „Dean“ Gillispie vor, sowohl ein Paar 22-jähriger Zwillingsschwestern als auch eine 28-jährige Frau im US-Bundesstaat Ohio vergewaltigt zu haben. Ebenso wurde ihm Raubüberfall in einem besonders schweren Fall zur Last gelegt. Ein Gericht befand Gillispie für schuldig, er sollte für 56 Jahre ins Gefängnis. Während der ganzen Zeit seiner Haft beteuerte Roger Gillispie seine Unschuld. Nach zwei Jahrzehnten konnte er 2011 aufgrund neuer Beweise das Gefängnis verlassen.

Doch für nicht schuldig erklärt wurde er erst viel später:

Erst 2021 wurde sein Name auch offiziell von den Behörden reingewaschen. In den USA ebnet dies Personen den Weg dazu, danach auf zivilrechtlichem Wege Schadenersatzsummen für die verlorene Lebenszeit einzuklagen. Nun befand ein Richter, dass es keine „physischen Beweise“ gab, welche die Fälle mit dem Mann verbunden hatten. Mehr noch: Es war dem Urteil zufolge zudem zu einer Manipulation von Beweismitteln gekommen.

Allesamt Faktoren, die dazu führten, dass man Gillispie nun ganze 45 Millionen US-Dollar Schadenersatz zukommen ließ – die größte Entschädigungssumme dieser Art in der Geschichte des Bundesstaats Ohio. Eine Jury befand der Zeitung „The Columbus Dispatch“ zufolge, dass die Rechte des Angeklagten vom ermittelnden Kriminalpolizisten Scott Moore verletzt worden waren. Der habe Beweise zurückgehalten, die der Verteidigung des Angeklagten gedient hätten.

Mehr noch:

Demnach habe Moore bei einer Gegenüberstellung dafür gesorgt, dass Gillispie viel größer erschien. So konnten diese Opfer getäuscht werden und sollen daher den Mann als ihren Angreifer bei den Taten benannt haben. Zudem soll der Detective ein Alibi zurückgehalten haben, welches bewies, dass sich der vermeintliche Täter zum Tatzeitpunkt in einem ganz anderen Bundesstaat aufgehalten hatte.

Geholfen hat Gillispie in seiner misslichen Lage die Organisation Ohio Innocence Project. Dort betonte man, dass nichts die von Gillispie erlittenen Qualen wiedergutmachen könne.

Wörtlich sagte der Direktor des Projekts, Mark Godsey:

„Das Grauen, das Dean, seiner Familie und seiner Gemeinde zugefügt wurde, ist kaum zu fassen. Die Art und Weise, wie die Behörden eine Verurteilung durchsetzten und sich dann wehrten und sich weigerten, ihren Irrtum einzugestehen, war so enttäuschend. Nichts kann Dean für diesen Schrecken entschädigen. Das Urteil der Geschworenen ist ein deutliches Signal, dass die Machthaber ihre Vorgehensweise ändern müssen.“ Nun, da seine Unschuld lückenlos nachgewiesen ist, meldete sich Gillispie einmal mehr selbst zu Wort.

Er verlangt Gerechtigkeit für viele Tausende Menschen, die noch immer zu Unrecht im Gefängnis sitzen. Wörtlich sagte er: „Ich bin nur einer von 3.199 Menschen, denen dies in den Vereinigten Staaten von Amerika passiert ist. Diese Menschen haben über 28.000 Jahre im Gefängnis verbracht für Straftaten, die sie nicht begangen haben. Das muss aufhören. Dieses System muss korrigiert werden. Das Ohio Innocence Project hat mir das Leben gerettet.“

Quelle: unilad.com