Weil sie ihren mutmaßlichen Vergewaltiger erstach: 17-Jährige muss Entschädigung zahlen – In den USA erhitzt derzeit ein Fall die Gemüter, bei dem eine junge Frau unter anderem dazu verurteilt wurde, eine Entschädigung an die Familie des Mannes zu zahlen, den sie getötet hatte. Das Perfide daran: Die Angeklagte hatte die Tat begangen, weil der Mann sie angeblich mehrfach vergewaltigt hatte.

Neben der Entschädigung von 150.000 Dollar, wurde Piper Lewis zu einer fünfjährigen Bewährungsstrafe und 200 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

Lewis war mit 15 Jahren von Zuhause abgehauen, nachdem sie dort offenbar von ihrer Stiefmutter misshandelt worden war. Sie fand zunächst Zuflucht bei Freundinnen und Nachbarn, bis sie schließlich bei einem Mann unterkam, der sie mit Gewalt zur Prostitution zwang.

Unter den Männern, denen sie zum Sex angeboten worden war, befand sich auch das 37-jährige Opfer, welches mehrfach dafür bezahlt haben soll, Lewis zu vergewaltigen.

Die mittlerweile 17-Jährige erklärte vor Gericht, dass sie nach einer der Vergewaltigungen zu einem Küchenmesser griff und ihren Peiniger in seiner Wohnung damit erstochen habe – mit 30 Messerstichen, wie es heißt.

Im Zuge der Verhandlung wegen Mordes bekannte sich Lewis des Totschlags und der schweren Körperverletzung für schuldig.

Zwar bestritten weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft, dass das Mädchen Opfer sexueller Ausbeutung geworden war, die Anklage argumentierte jedoch, dass der Mann zur Tatzeit geschlafen und somit in der Situation keine unmittelbare Gefahr mehr dargestellt habe.

Nun hätte eine Verurteilung Lewis 20 Jahre Haft einbringen können, mit Blick auf die Umstände entschied der zuständige Richter jedoch, lediglich eine Bewährungsstrafe zu verhängen.

„Die nächsten fünf Jahre deines Lebens werden voll von Regeln sein, mit denen du nicht einverstanden bist, da bin ich mir sicher“, so der Richter zu Lewis.

„Das ist die zweite Chance, um die du gebeten hast. Eine dritte bekommst du nicht.“

Wie die „New York Times“ berichtete, soll Lewis ihre Bewährungsstrafe in einer stationären Einrichtung verbringen und in dieser Zeit ein GPS-Ortungsgerät tragen.

Was die Entschädigungszahlung betrifft, erklärte das Gericht, aufgrund der geltenden Rechtslage „keine andere Wahl“ gehabt zu haben, gibt es im Bundesstaat Iowa doch kein Gesetz, welches Opfern von Menschenhandel ein gewisses Maß an Straffreiheit zuspricht – dafür aber eines, welches vorsieht, dass Angehörige von Mordopfern entschädigt werden müssen.

Ein ehemaliger Lehrer der Verurteilten bezeichnete das Gesetz daraufhin als „moralisch nicht zu rechtfertigen“ und rief auf „Gofundme“ eine Spendenaktion für Lewis ins Leben. „Ein Kind, das vergewaltigt wurde, sollte unter keinen Umständen der Familie des Vergewaltigers Geld schulden.“

Bislang kamen dort fast 550.000 Dollar zusammen.

Nachdem das Urteil verkündet war, las Lewis aus einer vorbereiteten Erklärung vor, in der sie schrieb: „Meine Seele ist verbrannt, aber sie glüht immer noch durch die Flammen. Hört mich brüllen, seht mich leuchten und seht zu, wie ich wachse. Ich bin eine Überlebende.“

Der Mann, der Lewis seinerzeit aufnahm und sie gegen ihren Willen auf Dating-Plattformen anmeldete, um sie dort Männern gegen Geld anzubieten, sei laut der „New York Times“ bislang nicht angeklagt worden. Wie die zuständige Staatsanwaltschaft der Zeitung zufolge erklärte, werde die Angelegenheit aktuell aber untersucht und könne deshalb nicht kommentiert werden.

Quellen: nytimes.com , stern.de , gmx.net