US-Studie zu Cannabis auf Rezept: Kaum Wirkung, dafür aber Abhängigkeit – Cannabis wird auch zu medizinischen Zwecken eingesetzt und ist dafür sowohl in Deutschland als auch in Bundesstaaten der USA legalisiert. Insbesondere bei Schmerzpatienten oder Personen mit psychiatrischen Erkrankungen kommt es dabei zum Einsatz. Eine Untersuchung aus den USA zeigte auf, dass der Stoff oftmals nicht zum gewünschten Effekt führt und zudem vermehrt für Abhängigkeit sorgt. Dabei ist zu beachten, dass man in der Studie im Vergleich zu deutschen Dosierungen auf den sehr großzügigen Einsatz von Cannabis in den USA einging.

Laut einem Bericht des Apothekerfachportals „Pharmazeutische Zeitung“ soll es sich bei der Untersuchung um eine kleine Studie handeln. Dort wird auch erläutert, dass Cannabis zu medizinischen Zwecken seit 2017 in Deutschland eingesetzt wird – dies bei den meisten Indikationen jedoch ohne eine Zulassung erfolge. Demnach hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 2019 eine Auswertung vorgenommen, der zufolge die Droge am häufigsten zur Schmerzbehandlung verordnet wird.

Medizinisches Cannabis: in den USA in 36 Staaten legal.

Rund zwei Drittel der mit Cannabis behandelten Patienten waren 2019 demzufolge Schmerzpatienten. Auf dem Rezept müssen nicht nur die Darreichungsform, sondern auch die Art der Anwendung sowie die Dosis angegeben werden, die Auflagen sind weitaus strenger als in den Vereinigten Staaten. Dort ist Cannabis als Medikament mittlerweile in 36 Bundesstaaten legal, Patienten können spezielle „Cannabis-Ärzte“ aufsuchen. Laut der „Pharmazeutischen Zeitung“ handelt es sich dabei meist nicht um den Hausarzt. Gegen eine Gebühr von 50 US-Dollar – umgerechnet rund 45,45 Euro – bekommt man dort ein Attest.

Diese sogenannte Medical Marijuana Card (MMC) kann nach einer kurzen, vergleichsweise oberflächlichen Untersuchung gekauft werden, wie das Fachblatt erläutert und sich dabei auf eine Pressemitteilung des Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston beruft. Die Cannabis-Ärzte legen den Patienten demnach keine anderen Therapien nahe und verfolgen in der Regel auch deren Schicksal nicht weiter, so dass Bostoner Krankenhaus. Wer ein MMC-Attest besitzt, kann damit Cannabis für medizinische Zwecke keineswegs nur kaufen.

Auch Anbau und Besitz sind danach legal.

Ebenso bestimmen MMC-Besitzer selbst über Anwendung und Dosierung, demnach befinde sich die Branche für Medizinalhanf „in der Tat außerhalb regulatorischer Standards, die für die meisten Gebiete der Medizin gelten“, so das Bostoner MGH wörtlich. Am MGH arbeiten auch die Experten rund um die Neurowissenschaftlerin Dr. Jodi M. Gilman. Dr. Gilmans Team führte eine offene Studie mit 186 Patienten durch.

Dabei wurde in Augenschein genommen, ob und in welcher Weise die freizügige Cannabis-Selbsttherapie von Erfolg gekrönt ist. Sämtliche Probanden waren bereits im Besitz eines offenen MMC-Attests, das Spektrum der zu behandelnden Symptome umfasste etwa chronische Schmerzen, Angststörungen, Depressionen oder Schlaflosigkeit. Mit Beginn der Studie beschafften sich 105 Teilnehmer direkt eine MMC und begannen mit der Cannabis-Anwendung, 81 weitere Probanden warteten damit noch zwölf Wochen.

Fazit der Experten

Gilman und ihr Forscherteam wussten auf „JAMA Network Open“, einer Fachplattform zur Veröffentlichung, zwar zu berichten, dass jene Patienten, die in den ersten zwölf Wochen direkt mit der Behandlung begonnen hatten, eine Besserung ihrer Schlafprobleme erfuhren. Dabei war es jedoch nicht zu einer signifikanten Verbesserung von Schmerzen, Angst- oder Depressionssymptomen gekommen. Zudem verzeichnete die Gruppe der Sofortbeginner etwas mehr Symptome einer Cannabis-Gebrauchsstörung (CUD), also einer Abhängigkeit.

Eine CUD, welche nach den medizinischen Kriterien des sogenannten „Diagnostic and Statistical Manual“ (DSM-V) relevant ist, entwickelten etwa doppelt so viele Patienten (17,1 Prozent) in der Sofortstarter-Gruppe gegenüber solchen, die noch zwölf Wochen gewartet hatten (8,6 Prozent). Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um eine leicht ausgeprägte Gebrauchsstörung. Eine besondere Anfälligkeit für eine solche Abhängigkeit zeigten insbesondere Patienten mit Angststörungen oder Depressionen.

Unterschied zwischen USA und Deutschland

Gilman zufolge entstammen die meisten Anwender in den USA dieser Patientengruppe – in Deutschland wird Cannabis laut „Pharmazeutischer Zeitung“ viel seltener aus diesen Gründen verordnet, hierzulande geschehe dies vor allem aufgrund von chronischen Schmerzen.

Daher ist die Studie für deutsche Leser auch mit Vorsicht zu genießen, da die Therapie in den USA demnach wohl „unkontrollierter“ ablaufe als in der Bundesrepublik.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2019 hatte aufgezeigt, dass insbesondere in den psychiatrischen Indikationen noch Belege fehlen, dass Cannabis überhaupt Wirkung zeigt. Die Erhebung des BfArM hatte hingegen Nebenwirkungen wie eine Gewöhnung als einen der Gründe für einen Abbruch der Cannabis-Therapie durch mehr als jeden dritten Patienten offenbart.

Quelle: pharmazeutische-zeitung.de