UPS: Schwere Vorwürfe gegen Paketdienstleister – Seit Jahren stehen diverse Paketdienstleister ob ihrer Arbeitsweisen oder der Behandlung ihrer Mitarbeiter in der Kritik. Nun wurden dem Politikmagazin „Report Mainz“ im Ersten anonym Bilder und Videos zugespielt. Diese beziehen sich auf den weltweit agierenden Paketdienstleister UPS und zeigen chaotische Zustände, Arbeitszeitmanipulation und Datenschutzverstöße.

Am zentralen Luftumschlagplatz am Flughafen Köln/Bonn beschäftigt UPS 3000 Mitarbeiter, die täglich Hunderttausende Pakete für ganz Europa verarbeiten. Der Datensatz, auf den sich „Report Mainz“ bezieht, zeigt jede Menge haarsträubende Verfehlungen seitens UPS. Demnach sollen regelmäßig Pakete von Förderbändern fallen, Fluchtwege sollen offenbar versperrt und es immer wieder zu Arbeitsunfällen gekommen sein.

Das zugespielte Material enthält zudem über 30.000 ärztliche Atteste, die in den letzten fünf Jahren bei UPS eingegangen sind. Besonders brisant: Bereits einfache Vorarbeiter haben Zugriff auf diese sensiblen Gesundheitsdaten – Diagnosen inklusive.

Bußgelder in erheblichem Umfang drohen

Stefan Brink, Datenschutzbeauftragter des Landes Baden-Württemberg: „Wenn wir es mit Fällen zu tun haben, wo sehr, sehr viele Daten zu lange gespeichert werden oder wenn besonders sensible Daten, zum Beispiel Gesundheitsdaten, nicht ordnungsgemäß verarbeitet werden, drohen Bußgelder und das auch in erheblichem Umfang. Auch die Tatsache, dass ein Unternehmen kein Daten-Löschkonzept hat oder dieses nicht umsetzt, wird mit einem Bußgeld von bis zu 20 Millionen Euro bestraft.“

Doch damit nicht genug, so berichteten Mitarbeiter anonym, dass es bei UPS zu massiven Arbeitszeitverstößen gekommen sei. Demnach arbeiten die Mitarbeiter acht oder neun Stunden ohne Pause durch, tragen dann aber in ihren Stechkarten Pausen per Hand ein. Laut der internen Arbeitsanweisung von UPS ist das untersagt. Diesbezüglich liegen der Redaktion von „Report Mainz“ hundert Stechkarten vom Standort am Flughafen Köln/Bonn vor.

Einer der Insider berichtete dem Politikmagazin:

„Da gibt es Arbeitsbereiche, da kommt die Anweisung, dass ab einer bestimmten Uhrzeit keiner mehr in die Pause geht. Das ist nicht höflich formuliert. Und dann kommt es auch vor, dass sich Mitarbeiter in die Hose machen und sich nicht trauen, dagegen vorzugehen.“

Zudem wird UPS vorgeworfen, dass sie Mitarbeiter unter Druck setzen, wenn diese ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pausen einforderten. Dies wurde sogar von einem ehemaligen Mitarbeiter aus einer Führungsposition bestätigt.

Arbeitsrechtsexperte Peter Schüren von der Universität Münster sieht sogar den Verdacht auf Straftaten gegeben: „Das deutet darauf hin, dass hier im großen Stil Ruhepausen nicht gewährt und nicht bezahlt werden, dass also hier einerseits im Arbeitsschutz eine Menge böse Sachen passieren und strafbare Beitragshinterziehung vorliegt. Das ist etwas, das ausermittelt werden muss. Und dann muss man sehen, ob diese Straftaten begangen worden sind.“

UPS geht den schweren Vorwürfen nach

Mittlerweile hat die Redaktion von „Report Mainz“ UPS mit einem Fragenkatalog konfrontiert. Während sich der Betriebsrat aus formellen Gründen noch nicht zu den Fragen äußerte, bezog UPS zu den Vorwürfen Stellung:

„Diese mutmaßlichen Vorfälle sind nicht tolerierbar und sind Gegenstand laufender Untersuchungen. Wir arbeiten mit den Behörden zusammen und beabsichtigen, auf der Grundlage etwaiger Erkenntnisse geeignete Maßnahmen zu ergreifen. (…) Wir legen Wert auf Sicherheit, Professionalität und Integrität und tolerieren keine Belästigung in irgendeiner Form.“

Hier geht es zur Seite des Politikmagazins „Report Mainz“ im Ersten inklusive des Video-Beitrags.

Quelle: tagesschau.de