Woker Stein des Anstoßes entfernt: Uralter Brocken soll rassistisch sein – Es muss ein ziemlich gewaltiger Stein des Anstoßes sein, wenn er ganze 70 Tonnen wiegt und dennoch mit großem Aufwand entfernt werden muss. Doch genau das ist der Fall: Ein seltener Gletscherbrocken, mehr als zwei Milliarden Jahre alt, musste an einer Universität der USA weichen. Der Grund: Der Stein soll rassistisch sein, er verletze die Gefühle von Studenten.

Eine Zeitung schrieb 1925, dass das Wahrzeichen der Universität, der sogenannte „Chamberlin Rock“, in seiner Form dem Kopf eines schwarzen Menschen ähnele – 100 Jahre alte mutmaßliche Äußerungen rassistischen Unfugs, die den Aktivisten der „Black Students Union“ ein Dorn im Auge waren. Historiker waren den Beschwerden der Studenten daraufhin nachgegangen und fanden keine Hinweise für Rassismus. 

Stein weg, Schild weg

Was die Historiker sehr wohl fanden: In der Gegend von Madison Wisconsin hatte der Ku-Klux-Klan seinerzeit immer wieder für Unruhen gesorgt. Auch habe die Uni in dieser Epoche immer wieder durch Schriften und Vorführungen schwarze Menschen abgewertet und beleidigt – dies wird von der Institution der „University of Wisconsin-Madison“ auf ihrer Webseite so eingeräumt.

Zuletzt war 2020 verlangt worden, den Stein zu entfernen – ebenso wie eine Statue des historisch wohl bedeutsamsten US-Präsidenten Abraham Lincoln. Der entschiedene Gegner der Sklaverei war während der Proteste nach dem Tod George Floyds im letzten Jahr wie viele Figuren aus der Kolonialzeit ein Dorn im Auge von „Woken“ und „Black Lives Matter“. 2020 wurden in den USA, Kanada und Europa etliche Statuen beschmiert, umgeworfen oder enthauptet.

Diesmal also protestierten die woken Studenten in Wisconsin mit Erfolg. Der gewaltige Felsen wurde nun mithilfe eines Krans verlegt:

Kostenpunkt: 50.000 US-Dollar

Umgerechnet also 42.500 Euro, um den Felsen auf ein anderes Stück des Uni-Geländes zu verlegen, wo sein Anblick nicht zu Kontroversen führen soll. Benannt ist der Gesteinsbrocken nach dem 1928 verstorbenen Geologen Thomas Crowder Chamberlin, der zwischen 1887 und 1892 den Vorsitz der Universität innehatte. Das den Felsen erklärende Schild mit dem Namen Chamberlins zu dessen Ehrung wurde ebenfalls entfernt.

Es soll nun beim Physik-Gebäude der Uni einen neuen Platz finden, das ohnehin auf den Namen „Chamberlin Hall“ hört. Die Uni kommentierte das Vorgehen: „Den Stein als Monument von seinem prominenten Platz wegzubringen, schützt unsere Gemeinschaft vor weiteren Verletzungen, wobei gleichzeitig sein Wert für Bildungs- und Forschungszwecke für die Studenten erhalten bleiben kann.“

Cancel Culture gibt es nicht?

Die sogenannte „Cancel Culture“ gibt es nach Meinung vieler Medienvertreter und Polit-Aktivisten gar nicht – die Soziologin Prof. Dr. Ulrike Ackermann sieht in der Stein-Verlegung jedoch genau das. Sie sprach mit „Bild“ und erläuterte: „Das ist ein klassischer Fall von Entsorgung der Geschichte: Dass man früheren Rassismus nicht mehr sieht, wenn man ihn tilgt. Man muss sich mit früheren, rassistischen Taten der Vergangenheit auseinandersetzen und dazu muss man sie sehen und man kann sie nicht wegradieren.“

Was heißt „Woke“ in diesem Kontext? Das Wort bedeutet so viel wie aufgewacht, wie in dem „Bild“-Artikel erläutert wird. Die Anhänger der Denkart beanspruchen demnach für sich die moralische Oberhoheit über viele Missstände „westlicher“ Gesellschaften, darunter etwa bei Themen wie „Gender“, Diskriminierung und Rassismus – und liefern vermeintliche Patentlösungen. Dabei werden weiße Menschen pauschal als rassistisch diskriminiert, Univeranstaltungen werden nach Hautfarben getrennt oder Uni-Tage eingerichtet, von denen weiße Personen ausgeschlossen sind.

Quelle: bild.de