StudieWas unser Gehirn treibt, während wir schlafen

Studie: Was unser Gehirn treibt, während wir schlafen – Obwohl wir gut ein Drittel unseres Lebens im Schlaf verbringen, bekommen wir erstaunlich wenig von dieser Zeit mit, erinnern wir uns doch häufig nicht mehr daran, was wir in dieser Zeit so getrieben haben. Wie eine aktuelle Studie gezeigt hat, sollte man daraus aber nicht schließen, dass das Gehirn in den Pausenmodus geht, wenn wir nächtigen – ganz im Gegenteil.
Aus Untersuchungen mit MRT-Scans an schlafenden Probanden weiß man bereits, dass unser Gehirn in den Schlafstunden sehr aktiv ist, Erinnerungen verarbeitet und überdies schädliche Eiweiße und Stoffwechselprodukte abbaut.
Wissenschaftler der Universität Genf haben aber nun erstmals die Gehirnaktivitäten im Schlaf entschlüsseln können und herausgefunden, woran das Gehirn denkt, wenn wir weggetreten sind.
Verblüffend: Im Tiefschlaf findet quasi eine Art Dialog zwischen den verschiedenen Hirnregionen statt.
Der Teil des Gehirns, welcher die temporären Erinnerungen speichert – der sogenannte Hippocampus – sendet Eindrücke und Informationen, die sich im Laufe des Tages angesammelt haben, demnach an die Großhirnrinde.
Dies hat einen Austausch zur Folge, der dafür sorgt, dass die Ereignisse des Tages ins Langzeitgedächtnis übertragen und die Verbindung zwischen Neuronen verstärkt werden.
Eine äußerst interessante Erkenntnis ist dabei, dass unser Gehirn Informationen bevorzugt und besser einprägt, welche es als besonders schön erlebt hat.
Das Genfer Team um die Studienleiterinnen Sophie Schwartz und Virginie Sterpenich haben für ihre Untersuchungen eigens einen „neuronalen Dekodierer“ entwickelt. In einer Pressemitteilung heißt es vonseiten Sterpenichs: „Wir wollten vor allen Dingen sehen, inwieweit positive Emotionen in diesem Prozess eine Rolle spielen.“
Um die Bedeutung der Hirnaktivität messen und entziffern zu können, ließen die Forscherinnen und Forscher Probanden zwei verschiedenen Videospiele spielen, während an ihnen ein Kernspintomografie-Scan (MRI) durchgeführt wurde.
Das erste Spiel verlangte, Gesichter zu erkennen, Spiel Nummer zwei, den Weg aus einem 3D-Labyrinth zu finden. Allerdings hatten die Wissenschaftler die Spiele so manipuliert, dass die eine Hälfte der Teilnehmer bei der Gesichtserkennnung gewann, die andere Hälfte beim 3D-Labyrinth.
Anschließend legten sich die Probanden für einen gesamten Schlafzyklus in die MRI-Röhre, währenddessen ihre Gehirnströme mit einem EEG (Elektroenzephalographen) gemessen wurden. Daraufhin konnte man anhand des neuronalen Dekodierers die Spielphase mit der Schlafphase vergleichen.
Wie sich dabei zeigte, ähnelte sich das Muster der Hirnaktivität während eines bestimmten Spieles und der Tiefschlafphase sehr.
Sterpenich: „Es war sehr klar zu erkennen, dass das Gehirn das gewonnene und nicht das verlorene Spiel erneut durchspielte, indem es die Hirnregionen aktivierte, die während des wachen Zustands aktiv waren.
Sobald man schläft, verändert sich die Hirnaktivität. Nach und nach begannen unsere freiwilligen Teilnehmer, wieder an beide Spiele zu denken. Als sie in die Tiefschlafphase eintraten, dachten sie dann aber meistens nur noch an das Spiel, das sie gewonnen hatten.“
Nach zwei Tagen waren die Teilnehmer schließlich aufgefordert, einen Gedächtnistest zu absolvieren. Im Zuge dessen galt es einerseits, sich an die Gesichter aus dem ersten Spiel zu erinnern und andererseits, den Startpunkt des Labyrinthes zu finden.
Und siehe da: Das gewonnene Spiel hatte sich stärker ins Gedächtnis eingeprägt.
Der Erfolg, welcher positive Gefühle und Erinnerungen in den entsprechenden Hirnregionen im Schlaf ausgelöst hat, wurde als Belohnung abgespeichert, so dass die Leistung der Probanden in dem darauffolgenden Test entsprechend besser ausfiel.
Quelle: 24vita.de