StudieNeuer Test soll Krebs Jahre vor Symptomen erkennen

Studie: Neuer Test soll Krebs Jahre vor Symptomen erkennen – Bei einer Krebserkrankung kann eine Früherkennung den entscheidenden Unterschied für eine Heilung bedeuten. Wissenschaftler sind daher stets auf der Suche nach Wegen, die Krankheit früher ausfindig zu machen. Laut einem Bericht eines Fachmagazins ist chinesischen Wissenschaftlern dabei ein Erfolg gelungen.
Wie es im Fachblatt „Nature Communications“ heißt, soll ein neuartiger Bluttest verschiedene häufige Krebsarten weitaus früher nachweisen können – bis zu vier Jahre vor bislang gängigen Diagnosetechniken. Ji Lin von der Fudan-Universität in Shanghai und sein Team werteten dazu an Blutproben aus, die zuvor für eine Studie untersucht worden waren.
Die Studienteilnehmer stammen aus der Stadt Taizhou, wo es zu relativ vielen Magen- und Darmkrebserkrankungen kommt.
100.000 Teilnehmer zwischen 25 und 90 hatten bereits Jahre vor späteren Krebserkrankungen gesunde Blutproben abgegeben. Von dieser Zahl nahm das Team um Lin 200 Proben von Männern und Frauen. Bei ihnen waren bis zu vier Jahre nach der Blutentnahme Tumore an Magen, Darm, Lunge, Leber oder Speiseröhre festgestellt worden.
Die Werte dieser Teilnehmer verglichen sie mit Proben von 200 Personen, die zum Zeitpunkt der Blutabnahme bereits mit Krebs diagnostiziert worden waren, und stellten diesen 400 frühen und späteren Krebsfällen weitere 400 Patienten gegenüber, die auch fünf Jahre nach der Blutabnahme keine Krebsdiagnose erhalten hatten.
Daraus entwickelten sie einen Test, der auf den Namen „PanSeer“ hört. Dieser macht sogenannte epigenetische Veränderungen im Erbgut ausfindig. Diese sind für Krebsfälle typisch. In Blutproben lassen sich bei vielen Krebsfällen Erbgutspuren der krankhaften Zellen finden – von den wachsenden Tumoren gehen Zellen aus, die ins Blut gelangen.
Der Knackpunkt bei der Entwicklung von „Panseer“ war es demnach, Krebskranke hochpräzise als solche ausfindig zu machen, damit der Test nicht auch bei gesunden Menschen anschlägt und diese fälschlicherweise diagnostiziert.
Schritt zwei der Entwicklung diente dazu, mit dem Test tatsächlich Kranke und Gesunde klar unterscheiden zu können.
Laut dem Bericht des Teams konnte der Test von den Proben, die bereits eine bestätigte Krebsdiagnose aufwiesen, 88 Prozent richtig erkennen. Bei Probanden, die erst in den Jahren nach der Blutabnahme Krebs entwickelt hatten, lag der Test sogar in 95 Prozent der Fälle richtig. Auch konnten damit 96 Prozent der Gesunden erkannt werden.
Bei den übrigen, nicht erkannten Probanden ist sich das Forschungsteam unsicher, ob es sich um Menschen handelt, die später noch eine Krebsdiagnose erhalten könnten, oder ob es verfälschte Positiv-Ergebnisse sind. Nicht erkennen kann „PanSeer“ hingegen, um welche Krebsarten es sich bei den potentiellen Erkranken handeln wird. Dazu müssten dann weitere Untersuchungen zur Abklärung durchgeführt werden.
Die Forscher betonen, dass der Test nicht dazu dient, vorherzusagen, ob oder dass jemand irgendwann Krebs bekommen könnte. Vielmehr dient er dazu, Tumoren früh zu erkennen, bevor diese sich erst in späteren Jahren durch Beschwerden offenbaren. Nicht sagen lässt sich heute mit der Studie, so die Wissenschaftler, ob ein solcher Bluttest wie „PanSeer“ den Patienten damals hätte helfen können.
Nun hoffen die Wissenschaftler, mit gesunden Probanden eine neue Studie starten zu können – damit soll aufgezeigt werden, ob ein „PanSeer“-Test in der Praxis helfen könnte, die Zahl der Krebstodesfälle zu reduzieren. Zudem vermuten die Wissenschaftler, dass solche Früherkennungen auch Behandlungskosten senken würden.
Lungen- sowie Darmkrebs kommen als häufigste Krebsarten vor. Beim Darmkrebs gibt es eine etablierte Früherkennung – diese wird jedem Menschen ab 50 empfohlen. Für die anderen in der Studie untersuchten Krebsformen gibt es solche Programme bis heute noch nicht.
Quelle: spiegel.de