Studie: Darum sind Männer Putz-Muffel – Dass wir uns lediglich auf dem Weg zu einer aufgeklärten Gesellschaft und noch lange nicht am Ziel einer solchen befinden, beweist die sprichwörtliche Unlust des Mannes, sich an der Hausarbeit zu beteiligen. Wir wollen hier beim besten Willen nicht alle über einen Kamm scheren, aber laut einer Studie gibt es tatsächlich einen wissenschaftlich fundierten Grund, weshalb die Herren der Schöpfung sich passioniert vor der Hausarbeit drücken.

Forscher der University of Cambridge führen die Putz-Gap im Wesentlichen auf einen Grund zurück: Männer nehmen Unordnung anders wahr als Frauen.

Zwar erkennen Männer durchaus, wenn es unordentlich und schmutzig ist, allerdings löst dieses Wissen keinen inneren Putzbefehl aus, während Frauen darin instinktartig eine Aufgabe zu erkennen glauben, die es zu lösen gilt.

Dieses „weitgehende soziale Training“ ist kein Problem, solange man alleine lebt. Treffen Frau und Mann dann aber in einem gemeinsamen Haushalt aufeinander, kann es für sie schnell zu einem Konflikt kommen, da ihre Schmutz- und Chaostoleranz nicht so ausgeprägt ist wie seine.

Dieses Phänomen der sehr unterschiedlichen Sichtweisen der gleichen Umstände haben die Wissenschaftler in ihrer Studie als „Affordanztheorie“ bezeichnet. Weiter heißt es: „Jede beliebige häusliche Aufgabe fordert einen Akteur auf, sie zu erledigen.“

Beispiel: „Wenn Jill die unordentliche Küche betritt, sieht sie das Geschirr zum Abwaschen, den Boden zum Fegen, den Kühlschrank zum Auffüllen, die Arbeitsplatte zum Abwischen, die Wertstofftonne zum Mitnehmen, die reifen Bananen auf der Theke zum Aufessen.“

„Jack sieht natürlich, dass Geschirr in der Spüle steht, dass die Bananen eher braun als gelb sind oder dass der Kühlschrank leer ist. Aber diese Wahrnehmungen 'zerren' nicht an ihm – sie stellen die entsprechende Aufgabe nicht als 'das musst du erledigen' dar.“

„Wir vermuten, dass Frauen bei vielen häuslichen Aufgaben mit größerer Wahrscheinlichkeit die entsprechende Aufforderung wahrnehmen.“

Prof. Paulina Sliwa ergänzt: „Die Neurowissenschaft hat gezeigt, dass die Wahrnehmung einer Aufforderung neuronale Prozesse auslösen kann, die einen auf eine körperliche Handlung vorbereiten. Dies kann von einem leichten Drang bis hin zu einem überwältigenden Zwang reichen, und es erfordert oft eine mentale Anstrengung, nicht auf so eine Aufforderung zu reagieren.“

Eine Zwickmühle für entsprechend gepolte Frauen: Entweder sie erledigen die Hausarbeit, oder sie müssen die Pein ertragen, die es mit sich bringt, wenn die Aufgabe nicht erledigt wird – „entweder Ungleichheit bei der Arbeit oder Ungleichheit bei der kognitiven Belastung“.

Für Männer darf diese Erkenntnis aber natürlich nicht als Freifahrtschein gelten, sich auf die Couch zu legen, können diese sich doch immer noch bewusst dazu entscheiden, im Haushalt aktiv zu werden. Auf Dauer lässt sich die zuvor antrainierte Haltung dann sogar umprogrammieren, wie Tom McClelland von der Universität Cambridge weiß:

„Wir können die Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen, durch kontinuierliche bewusste Anstrengung und die Kultivierung von Gewohnheiten ändern.“

„Ein Mann könnte sich zum Beispiel vornehmen, jedes Mal, wenn er darauf wartet, dass der Wasserkocher kocht, Krümel weg zu fegen. Dies würde ihm nicht nur helfen, die Aufgaben zu erledigen, die er nicht sieht, sondern auch seine Wahrnehmung allmählich umschulen, so dass er die Aufforderungen des Haushalts in Zukunft sehen kann.“

Quelle: stern.de