„Stopp hätte ungeahnte Folgen“: RWE ist gegen Energie-Lieferstopp aus Russland – Die Versorgungssicherheit für den nächsten Winter wird debattiert. Nun hat sich der Energiekonzern RWE zu Wort gemeldet und der Politik Unterstützung zugesagt. So versprach RWE-Vorstandschef Markus Krebber am Dienstag in Essen: „Als Teil der kritischen Infrastruktur kennen wir unsere Verantwortung und nehmen sie an.“ Es geht dabei spezifisch um die deutsche Stromerzeugung aus Erdgas.

Unter Umständen könnte diese durch Kohlestrom ersetzt werden, dem Energiemanager zufolge läuft eine Prüfung des Wirtschaftsministeriums. Diese soll über eine eventuelle Überführung von zur Stilllegung anstehenden Kohlekraftwerken in eine vorübergehende Reserve befinden. Bei RWE prüfe man ebenfalls, welche Kohlekraftwerke im Notfall wieder ans Netz gehen oder länger als geplant am Netz bleiben könnten, so Krebber.

Krebber: „Massive Konsequenzen“

Braunkohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 2700 Megawatt sowie ein Steinkohlekraftwerk mit 800 Megawatt werden geprüft. Krebber: „Es ist an der Bundesregierung zu entscheiden, ob diese Blöcke temporär genutzt werden müssen und in welchem Umfang sie etwa zur Reduktion des Gasverbrauchs eingesetzt werden sollen.“ Im Bedarfsfall eines temporären Einsatzes „bringen wir diese Anlagen vorübergehend zurück ans Netz – oder schalten sie nicht ab“, erläuterte der RWE-Vorstandschef.

Dabei betonte Krebber, dass dies nichts am Kohleausstiegspfad ändere: „Es ist keine Rolle rückwärts, sondern allenfalls ein Schritt zur Seite für eine begrenzte Zeit.“ Angesichts einer „Abhängigkeit von Russland“ in Fragen der Energieversorgung bezog RWE Position gegen einen Stopp russischer Energielieferungen. Krebber zufolge hätte dieser „massive Konsequenzen“: „Ein sofortiger Stopp hätte ungeahnte Folgen für die Wärmeversorgung der Haushalte.“

Unabhängigkeit bei der Energieversorgung als Ziel

Dem Energiemanager zufolge dürfte eine längere Lieferunterbrechung zudem sowohl die Produktionsanlagen der Industrie als auch die des Mittelstandes langfristig schädigen. Die Position der Bundesregierung gegen Sanktionen von Energielieferungen könne er daher sehr gut nachvollziehen: „Sanktionen müssen so gewählt werden, dass wir sie auch durchhalten können.“ Durch den Krieg werde sich dem RWE-Vorstandschef zufolge der Energiemarkt fundamental verändern.

Es sei daher richtig, „so schnell wie möglich in der Energieversorgung unabhängig und nachhaltig zu werden.“ Wie nie zuvor seien Versorgungssicherheit und Klimaschutz miteinander verbunden. Das Kerngeschäft von RWE bilden nicht mehr Kohle und Kernenergie, man konzentriert sich darauf, erneuerbare Energien auszubauen, und setzt auch auf den Energiehandel. 50 Milliarden Euro will das Unternehmen von 2021 bis 2030 investieren.

Quelle: zeit.de