Steuerpläne der Regierung: Familienbesteuerung soll Ehegattensplitting ersetzen – Geht es nach der Ampel-Regierung, soll das bisherige Ehegattensplitting in eine sogenannte Familienbesteuerung umgewandelt werden. Dadurch sollen insbesondere Familien in finanzieller Hinsicht entlastet werden, während Paare ohne Kinder dann wohl höhere Steuern werden zahlen müssen.

Gegenüber „RTL“ erklärt „Finanztip“-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen:

„Das Ehegattensplitting kommt aus einer Zeit, wo einer gearbeitet hat und eine – meistens – zu Hause auf die Kinder aufgepasst und den Haushalt geworfen hat. Das ist heute nicht mehr das Standard-Lebensmodell, das ist auch überhaupt nicht angemessen.“

Generell werden Menschen, die verheiratet oder verpartnert sind, im Rahmen der Steuererklärung automatisch „zusammen veranlagt“:

Sie geben eine gemeinsame Steuererklärung ab, anhand derer auch nur ein zu versteuerndes Einkommen ermittelt wird, welches sich aus beiden Einkommen zusammensetzt.

Tenhagen weiter: „Dann wird geguckt: Was haben die beiden gemeinsam verdient. Und es wird gemeinsam versteuert, indem man das durch zwei teilt.“

Das aktuelle System für die Einkommenssteuer funktioniert von daher so, dass im Falle sehr unterschiedlicher Einkommen derjenige, der viel verdient, deutlich weniger Steuer zahlt.

„Und deswegen ist das ein Vorteil für Leute, die verheiratet sind oder in einer festen Beziehung sind, die staatlich anerkannt ist.“

Ein Rechenbeispiel des Lohnsteuerhilfevereins macht die Sache in Zahlen deutlich:

Ausgehend von einem Partner in Vollzeit mit einem zu versteuernden Einkommen von 45.000 Euro im Jahr und einem Partner in Teilzeit mit einem zu versteuernden Einkommen von 15.000 Euro im Jahr, zahlt der erste – als nicht veranlagtes Paar – 10.244 Euro und der zweite 1.085 Euro – Soli und Kirchensteuer sind dabei nicht berücksichtigt.

Werden beide hingegen zusammen veranlagt und der Splittingtarif angesetzt, errechnet sich ein gemeinsames Einkommen von 60.000 Euro und das Paar zahlt 955 Euro weniger Steuern.

Die Pläne der neuen Regierung sehen aber keine gänzliche Abschaffung des Ehegattensplittings vor, sondern eher eine Modernisierung, welche besser auf die heutige Lebenswirklichkeit angepasst ist.

Wie Tenhagen erläutert, sollen die Steuerklassen 3 und 5 „durch eine Steuerklasse 4 und 4 ersetzt“ werden. Steuerklasse 4 gibt es zwar schon, künftig soll dabei aber für eine fairere Aufteilung des monatlichen Nettogehaltes gesorgt werden.

Wer mehr verdient, zahlt auch mehr Steuern und hat damit weniger Netto.

Dabei sollen vor allem kinderreiche Familien von dem neuen Familiensplitting profitieren. Tenhagen führt aus:

„Familiensplitting ist relativ einfach: Ein Paar hat zwei Kinder und muss auch die beiden Kinder versorgen. Es muss weniger Steuern zahlen, weil dann sozusagen die Steuerlast durch vier Personen aufgeteilt wird. Während ein Paar, das keine Kinder hat, eben nur durch zwei teilen könnte. Und deswegen würden Familien auf diese Art und Weise steuerlich begünstigt.“

Das neue Steuersystem greift aber nicht nur Familien unter die Arme, es soll auch Frauen dazu motivieren, arbeiten zu gehen, haben diese damit doch mehr Nettogehalt zur Verfügung und sorgen außerdem besser für ihre eigene Rente vor.

Quelle: rtl.de