Statt Holz und Zement: Firma will Gras als Bau-Material nutzen – Fast alle Branchen beschäftigen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Auch die Bauindustrie setzt verstärkt auf nachhaltige Materialien. Das Ziel: Beim Bauen und Wohnen sollen weniger Schadstoffe freigesetzt und vor allem CO2 eingespart werden. Ein US-Start-up namens Plantd Materials setzt dabei auf Baustoffe aus dem nachwachsenden Rohstoff Gras.

Der Firmenname ist ein Wortspiel und bedeutet so viel wie „Gepflanzte Materialien“. Das Start-up hat sich auf Grobspanplatten spezialisiert, die bereits auf Testbaustellen eingesetzt werden, wie das Technikportal „Golem“ berichtet. Sie sollen unter anderem für Fußböden, Wandelemente oder auch als Dachplatten verwendet werden. Dabei handelt es sich um Zusammenballungen langer Späne, die in einem Hochdruckverleimungsverfahren hergestellt werden.

Herkömmliche Spanplatten sind schon seit Jahrzehnten im Einsatz:

Dabei handelt es sich in der Regel um Holzabfälle, die unter hohem Druck zu belastbaren und extrem widerstandsfähigen Bauplatten gepresst werden. Bei Plantd Materials setzt man dagegen auf verholztes Gras. Aus diesem Material werden im Start-up 1,2 mal 2,4 Meter große Platten hergestellt. Rund 23 Kilogramm Grasmasse sind nötig, um eine solche Platte mit dem entsprechenden Material zu versorgen. Um welche Sorte oder gar Pflanzenart es sich bei den verwendeten Gräsern genau handelt, verrät das Unternehmen nicht.

Ein Blick durch „Golem“ auf die Website des US-Unternehmens lässt Bambus oder Schilf als möglichen Rohstoff vermuten. Einer möglichen Vermutung, dass Spanplatten aus Gras weniger stabil sein könnten als solche aus Holzabfällen, widerspricht die Website von Plantd Materials. Vielmehr seien die eigenen Platten leichter, stabiler und gleichzeitig feuchtigkeitsbeständiger. Außerdem sei der Preis mit dem der bekannten Grobspanplatten vergleichbar.

Jedoch gelte:

Die eigenen Grobspanplatten sollen umweltverträglicher sein, im Gegensatz zur Zementproduktion entsteht beispielsweise nur wenig Kohlendioxid. Auch der Flächenverbrauch für ein Werk ist deutlich geringer. Für ein mittelgroßes Grobspanplattenwerk werden knapp 57.000 Hektar Waldfläche benötigt. Da Gras wesentlich schneller nachwächst als Bauholz, soll auch weniger Anbaufläche für den Rohstoff benötigt werden. Nach Unternehmensangaben reichen 6.000 Hektar Anbaufläche für ein vergleichbares Werk.

„Golem“ zitiert den Chef von Plantd Materials, Josh Dorfman, der dem US-Technologieportal „Techcrunch“ Rede und Antwort stand. Dorfman war früher beim US-Raumfahrtkonzern SpaceX tätig. Wörtlich sagte der Mitbegründer des Start-ups zur Nachhaltigkeit der Grasplatten: „Im Gegensatz zu Bäumen, die für Holzwerkstoffe verwendet werden und nach zehn bis zwölf Jahren Wachstum geerntet werden, wächst unsere Biomasse nach und wird jedes Jahr von derselben Fläche geerntet.“

Weiter erläuterte Dorfman:

„Dadurch kann Plantd schneller als Bäume mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden, und das mit weniger Land.“ Eine erste Finanzierungsrunde von Plantd Materials wurde vor kurzem abgeschlossen und brachte der Firma zehn Millionen US-Dollar ein. Derzeit handelt es sich bei den Grasspanplatten noch um Prototypen, so dass keine Informationen über die Serienproduktion oder die Markteinführung vorliegen.

Quelle: golem.de