Silvester in der Corona-KriseBaumärkte wollen auf Verkauf von Feuerwerk verzichten

Silvester in der Corona-Krise: Baumärkte wollen auf Verkauf von Feuerwerk verzichten – Aktuell weiß wohl keiner so genau, wie das diesjährige Weihnachtsfest hinsichtlich der gültigen Kontaktbeschränkungen verlaufen wird. In Sachen Silvester zeichnet sich jedoch ein Bild ab, plant die Regierung doch, das traditionelle Geböller in der Nacht des Jahreswechsels zu verbieten. Einerseits natürlich, um Menschenansammlungen und damit Neuinfektionen zu vermieden. Vor allem aber, um die Krankenhäuser zu entlasten, die sich anlässlich des Jahreswechsels üblicherweise um unzählige Feuerwerks-Verletze kümmern müssen.
Wie genau ein entsprechendes Verbot formuliert und ablaufen wird, muss sich erst noch erweisen. Klar ist aber, dass nicht geböllert werden kann, wenn keine Feuerwerkskörper angeboten werden. Von daher haben einige Händler Stellung bezogen und wollen auf das umsatzstarke Silvestergeschäft verzichten.
Auf Anfrage von CHIP erklärte zum Beispiel die Pressestelle des Baumarktes Obi:
„Wir haben uns als Unternehmen dazu entschieden, in diesem Jahr keine Feuerwerkskörper anzubieten.“
Man weist aber darauf hin, dass es in vereinzelten Filialen dennoch zum Verkauf kommen könnte, wenn es sich dabei um Franchisepartner handelt. „Wir können das als Franchisegeber nicht verhindern, weil diese den lokalen Bedarf an Produkten auch von anderen als den Systemlieferanten beziehen können.“
„2020 verkauft Hagebau zum letzten Mal Feuerwerkskörper zu Silvester“, antwortete der Pressesprecher der Handelsgesellschaft für Baustoffe (Hagebau). Er fügte hinzu: „In den vergangenen Jahren haben immer mehr Hagebau-Gesellschafter auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern verzichtet, in diesem Jahr ist es bereits mehr als die Hälfte.“
Dem Trend der Baumärkte entgegen könnten Feuerwerksbegeisterte bei den Discountern in diesem Jahr allerdings fündig werden.
So tat Aldi Süd kund: „Wir richten unser Angebot nach den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden aus. Die Erfahrung zeigt, dass das Interesse unserer Kunden an Feuerwerk zu Silvester seit Jahren sehr groß ist. Und auch wenn die Silvesterfeier in diesem Jahr eher klein ausfallen wird, rechnen wir mit einer entsprechenden Nachfrage.“
Allerdings möchte man sich dort die Option, den Verkauf anzusagen, offen halten – und bittet um Verständnis, dass man sich zu konkreten Aktionen aktuell noch nicht äußere.
Lidl, Rewe, Penny, Netto und auch Edeka wollen sich offenbar noch nicht in die Karten schauen lassen und bleiben CHIP eine Antwort schuldig. Recherchen des Magazins zufolge haben einige Rewe- und Edeka-Märkte aber bereits im letzten Jahr auf den Verkauf von Feuerwerk verzichtet, beziehungsweise das Sortiment stark reduziert.
Seitens Kaufland, ebenso wie Lidl der Schwarz-Gruppe angehörig, heißt es wiederum: „Derzeit planen wir einen Feuerwerksverkauf in unseren Filialen.“ Allerdings handelt es sich mit Blick auf die dynamische Corona-Situation dabei um keine verbindliche Aussage.
„Die aktuelle Diskussion zum Thema Feuerwerksverbot an Silvester verfolgen wir sehr aufmerksam. Sollte es entsprechende Reglementierungen geben, werden wir diese selbstverständlich einhalten.“
Und dass es dazu kommen könnte, gilt zumindest als wahrscheinlich, sollten Bundesgesundheitsministerium oder das Bundesinnenministerium eine entsprechende Änderung in der geltenden Sprengstoffverordnung umsetzen. In den Niederlanden wurde ein entsprechendes Verbot bereits ausgesprochen, um zu verhindern, dass sich Ärzte und Krankenpfleger zusätzlich um Patienten kümmern müssten, die sich an Feuerwerkskörpern verletzen.
Doch noch ist sich die Politik in dieser Frage nicht einig. Präsident Roland Schäfer vom Städte- und Gemeindebund NRW spricht sich klar dagegen aus: „Große Partys können wir uns aus dem Kopf schlagen, so viel ist sicher. Aber deswegen sollten wir nicht direkt landesweit das Abbrennen von Feuerwerk verbieten.“
Auch der Berliner SPD-Innenpolitiker Frank Zimmermann steht einem Feuerwerksverbot ablehnend entgegen: „Ein generelles Silvesterverbot würde bedeuten, dass wir den Menschen den Spaß komplett nehmen. Ich bin skeptisch, ob das nicht eine Überreaktion wäre.“
Während die Deutsche Umwelthilfe dafür plädiert, ein Verbot noch Ende November zu entscheiden, pocht auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Antje Kapek darauf, den Niederlanden zu folgen: „Das ist ein wichtiger Schritt, um Krankenhäuser zu entlasten, Sanitäter zu schützen und Neuinfektionen zu verhindern.“
Zum Weiterlesen
Quelle: chip.de