Rundgang um Fukushima: Video erkundet verwaiste Wohngebiete – Fukushima. Die Region um das Atomkraftwerk ist seit der Reaktorkatastrophe nach Erdbeben samt Tsunamis einer der bedrückendsten und zugleich größten „Lost Places“ der jüngeren Vergangenheit, die man sich vorstellen kann. Dennoch gibt es Menschen, die solche Orte freiwillig aufsuchen. Die meisten von ihnen haben Technik dabei, um das Gesehene zu dokumentieren. So ist dieses Video entstanden, das eine verstörende Tour durch die leeren Straßen der Region um Fukushima I zeigt.

Am 11. März 2011 ereignete sich in Japan ein schweres Erdbeben, bei dem Zehntausende Menschen ums Leben kamen. Gewaltige Flutwellen waren mitverantwortlich, 470.000 Menschen mussten in der Folge evakuiert werden. Besonders verheerend waren die Folgen für die Menschen in der direkten Region um das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I). Es kam dort zu einer schweren Reaktorkatastrophe, in deren Folge erst vier der sechs Reaktoren von Fukushima I abgeschaltet werden mussten.

In drei der Anlagen kam es dabei zur Kernschmelze:

Große Mengen radioaktiver Stoffe gelangten in die Luft und in den Boden, massive Emissionen beeinflussten bis zu ihrer Eindämmung das Meer in der Küstenregion. Mehr als 100.000 Menschen mussten ihre Heimat dauerhaft oder vorübergehend verlassen. Mindestens ein Mensch starb in direktem Zusammenhang mit der Strahlung an Krebs. Der Unfall hielt die Welt jahrelang in Atem – und führte dazu, dass einige politische Akteure, Bewegungen und Personengruppen die Sicherheit der Kernenergie bis heute nachhaltig in Frage stellen.

„Exploring The Unbeaten Path“ heißt der YouTube-Kanal, von dem die Tour durch die einsame Landschaft stammt. Zu Deutsch etwa: „Erkundung des nicht begangenen Pfades“. Es gibt viele faszinierende Touren durch verlassene Orte und verwaiste Stätten – aber nur wenige reichen nach Meinung des Verfassers an dieses Video heran. In rund 20 Minuten führt es in die Umgebung von Fukushima I und zeigt die unmittelbaren Folgen in einer Umgebung, die praktisch über Nacht von den Menschen aufgegeben werden musste.

Es sind Bilder, die man sonst eher aus Endzeit-Serien kennt:

Wir sehen Straßenzüge voller leerer Autos, in denen teils auf fast verstörende Weise noch Ampeln blinken. Drohnen der Videomacher fliegen mit uns in jene Teile des Gebiets, die nicht betreten werden dürfen. Sie liefern hochauflösende Bilder aus dem Herzen der Zone. Kinderzimmer ohne Kinder, aber noch voller Spielzeug. Tankstellen und Einkaufsläden, randvoll mit Waren und Wertgegenständen, die niemand geplündert hat.

Ein faszinierender Ausflug an einen Ort, der wie verlassen wirkt – doch die japanische Regierung kämpft wohl seit einem Jahrzehnt um seine Rückeroberung, nachdem die Mehrheit der Japaner das Krisenmanagement der Behörden und des Kraftwerksbetreibers Tepco in Folge der Katastrophe heftig kritisiert hat. Eines Tages könnte wieder Leben in die Region einkehren – ein ehrgeiziger Plan, den es zu beobachten gilt.