„Politische Filter“ & „Klima der Angst“Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen NDR

„Politische Filter“ und ein „Klima der Angst“: Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe gegen NDR – Die Skandale um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk reißen nicht ab. Nachdem erst kürzlich die ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger ob ihrer Maßlosigkeit im Umgang mit Rundfunkgebühren und der Vetternwirtschaft scharf kritisiert und schließlich fristlos entlassen wurde, gibt es nun neuen Zündstoff.
Aufgedeckt wurden die Zustände beim rbb von „Business Insider“, wo man bei weiteren Recherchen auf neue brisante Informationen stieß.
Unter Berufung auf vertrauliche Untersuchungsberichte führt das Nachrichtenmagazin aus, dass es offenbar auch interne Missstände beim NDR in Kiel gebe.
So seien seit 2020 bereits neun Mitarbeiter unter Zusicherung ihrer Anonymität beim Redaktionsausschuss des NDR – der Anlaufstelle für interne Beschwerden – persönlich vorstellig geworden, um sich über „teilweise verhinderte Berichterstattung“ zu beschweren.
Konkret gehe es dabei um den Programmbereich Fernsehen und die trimediale Abteilung „Politik und Recherche“.
Die „Berichterstattung werde teilweise verhindert und kritische Informationen heruntergespielt“. Zudem würden „Autoren abgezogen und Beiträge in den Abnahmen massiv verändert.“
Aus dem vertraulichen Bericht geht laut „Business Insider“ zudem hervor, dass Führungskräfte wie „Pressesprecher der Ministerien“ agierten und bestimmten Themen frühzeitig die Relevanz absprächen.
Die Rede ist von einem „politischen Filter.“
Wie es heißt, sei die Stimmung in der Abteilung toxisch, es herrsche ein „Klima der Angst“, die Redakteurinnen und Redakteure stünden unter großem Druck. „Es werde gezielt versucht herauszufinden, wer sich an den Redaktionsausschuss gewandt hat.“
Zwar sei Intendant Joachim Knuth über die Beschwerden informiert worden, wie eine NDR-Sprecherin auf Anfrage bestätigte, dieser bezeichnete den Vorgang „aus Sicht des Redaktionsausschusses, des beteiligten Mitarbeiters und des zuständigen Programmbereichs“ jedoch als „aufgearbeitet und abgeschlossen“.
Angeblich hätten sich die kritischen Schilderungen als „nicht zutreffend erwiesen“.
Nach einer erneuten Anfrage ruderte der NDR jedoch zurück und gestand ein, dass der Austausch über die Vorwürfe „bis heute“ andauert.
Im Speziellen richten sich die Vorwürfe an den Umgang mit einem kritischen Bericht über Ministerpräsident Daniel Günther bezüglich seiner Rolle im Falle des Rücktrittes von Innenminister Hans-Joachim Grote. Dieser sei von Ressortchefs entschärft worden,
„Es werde teilweise nicht vom Ministerpräsidenten Daniel Günther oder seinem Stellvertreter Heiner Garg, sondern von ,Daniel’ oder ,Heiner’ gesprochen“, zitiert „Business Insider“.
In einer Stellungnahme weist der NDR die Vorwürfe eines „politischen Filters“ im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein zurück.
„Die Berichterstattung ist unvoreingenommen und unabhängig.“
Weiter heißt es: „Die pauschale Beurteilung zum Arbeitsklima hat sich aus Sicht des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein nach persönlichen Gesprächen mit zahlreichen Mitarbeitenden nicht bestätigt. Sowohl Chefredaktion als auch Redaktionsausschuss führen weiter Gespräche mit den Mitarbeitenden der Redaktion im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein.“
Quellen: businessinsider.de , ndr.de