Neue Corona-Höchststände: RKI-Präsident Wieler zeigt sich im Update besorgt – Heute trat der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Prof. Dr. Lothar Wieler, vor die Kameras, um die derzeitige Corona-Lage zu erörtern. Demnach sei die Lage sehr ernst, obschon die Chance bestehe, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Dabei betonte Wieler: „Dafür müssen sich aber alle an die Hygiene-Regeln halten.“

Momentan verzeichne das RKI eine Verdreifachung der Fälle im Vergleich zu noch vor zwei Wochen – „Heute waren es 11.000“, so der RKI-Präsident. Das Virus könne sich auch in Deutschland unkontrolliert ausbreiten, so mahnte er. Zugleich habe sich die Zahl der ernsten Fälle in den letzten zwei Wochen ebenfalls verdoppelt: „Es müssen immer mehr Menschen intensivbehandelt werden.“

Demnach werde die Zahl der Toten weiter steigen, zudem sei zu erwarten, dass auch mehr alte Menschen wieder betroffen sein werden. Geändert hätten sich die Faktoren bei der Ansteckung, hier sei es vor allem der private Bereich, der eine Rolle spiele: „Ein Großteil der Menschen steckt sich im privaten Umfeld an. […] Hier sehen wir eben doch einen Zusammenhang mit privaten Feiern mit mehr Teilnehmern als zehn Personen“, so Wieler.

Denn das Virus müsse erst einmal in den Haushalt kommen und in besagten Privatfeierlichkeiten verortet Wieler den Hauptgrund für die Erhöhung: „Meine Bitte an alle deswegen: Halten Sie Hygiene-Regeln ein und achten Sie auf Symptome.“ Bislang sei Deutschland wegen seiner Strategie gut durch die Krise gekommen. Als drei Säulen des Systems bezeichnete Wieler folgende Faktoren: Eindämmung, Schutz und Milderung.

„Dazu gehören die Behandlungskapazitäten, die Arbeit der Gesundheitsämter und die Hygieneregeln in der Bevölkerung“, erläuterte der RKI-Präsident und unterstrich: „Unser Ziel ist es weiterhin, die Fallzahlen so gering wie möglich zu halten.“ Probleme bei der Verfolgung des Infektionsgeschehens seien auf verschiedene Gründe zurückzuführen.

So könnten sich die Menschen „manchmal einfach nicht erinnern“. Zudem würden die Gesundheitsämter unterschiedliche Software für die Erfassung verwenden. Dies könne ebenfalls zu Problemen bei einer einheitlichen Darstellung der Infektionen führen. Daher sei es umso wichtiger, „Einzelfällen weiterhin aktiv hinterherzugehen.“

Besorgt zeigte sich der RKI-Präsident, weil mehr als 20 Städte und Kreise bereits moniert haben, dass Infektionsgeschehens alleine nicht mehr bewältigen zu können.

Wieler räumte Sorgen diesbezüglich ein, stellte dem aber Länder gegenüber, welche die Kontaktverfolgung eingestellt haben. Es sei nun vor allem wichtig, nicht aufzugeben, da jede verhinderte Verbreitung die Infektionszahlen mindere. Auch dann „wenn Gesundheitsämter an ihre Grenzen stoßen.“ Zum Thema Risikogruppen äußerte sich Wieler ebenfalls. Er betonte, dass man in den Altenheimen nun deutlich besser ausgestattet sei, um Infektionen zu erkennen.

Vom Virus betroffen seien aktuell junge Menschen. Dies führe dazu, dass das Virus langsam in die Gesellschaft diffundiere. Politische Maßnahmen sollten entsprechend ausgerichtet sein: „Wir müssen vor allem unsere Anstrengungen auf private Feiern richten. Hier gibt es das größte Infektionsgeschehen“, so Wieler. „Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft, in der Jung und Alt stark zusammenleben. Aktuell tragen die Jungen die Verantwortung dafür, dass die Fallzahlen steigen – und das werden auch die Alten merken.“

Deutliche Worte fand der RKI-Präsident für Stimmen, die sich angesichts frei stehender Beatmungsplätze und Kapazitäten für Intensivbetten kritisch äußerten:

„Wer sagt, es wären noch genügend Plätze frei, dann ist das aus zwei Gründen zynisch.“ Das Ziel sei erstens, die Schwerkranken-Zahlen so niedrig wie möglich zu halten. Zudem, so Wieler, „sehen wir den Anstieg von Neuinfektionen immer erst zeitverzögert. Auch das muss bei den Kapazitäten miteinbezogen werden.“

Auch Argumenten bezüglich einer erhöhten Positivrate, weil durch entsprechend höhere Testvolumen auch höhere Fallzahlen entstünden, erteilte Wieler eine Absage: „Obwohl wir über die letzten Wochen gleichmäßig viel testen, liegen wir mittlerweile bei einer Positivrate von drei Prozent.“

Die vollständige Pressekonferenz des RKI mit sämtlichen Informationen findet ihr im Anschluss.

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Quelle: focus.de