Nach 600 JahrenNächstes deutsches Traditionsunternehmen insolvent

Nach 600 Jahren: Nächstes deutsches Traditionsunternehmen insolvent – Die geballte Vielzahl an Krisen schlägt eine immer breiter werdende Schneise in die Landschaft deutscher Traditionsunternehmen. Jüngstes Opfer der aktuell so hohen Rohstoff- und Energiepreise ist nun das älteste sächsische Unternehmen überhaupt: das Eisenwerk Erla.
Laut einem Bericht der „Sächsischen Zeitung“ hat der Betrieb nach nicht weniger als ganzen 600 Jahren des Bestehens nun Insolvenz anmelden müssen.
Wie es heißt, hätte das Amtsgericht Chemnitz bekanntgegeben, dass bereits ein entsprechendes Verfahren über den Besitz und das Vermögen des Unternehmens eröffnet wurde.
Während das Management angehalten ist, in Zusammenarbeit mit einem gerichtlichen Sachverwalter einen Sanierungsplan zu erstellen, sollen die wichtigsten Gläubiger zu einem Treffen im Mai zusammenkommen.
In dem Eisenwerk Erla werden von den rund 300 hochspezialisierten Beschäftigten unter anderem Turboladergehäuse, Abgaskrümmer und Motorenbauteile für die Automobilindustrie gefertigt.
Mit Blick auf die Homepage des Betriebes bezeichnet man sich dort selbstbewusst als eine „der leistungsfähigsten und modernsten Kundengießereien Deutschlands“.
Die Historie des Unternehmens geht auf eine erstmalige Erwähnung in einer Urkunde aus dem Jahr 1380 zurück, als das heutige Eisenwerk noch unter dem Namen „Hammer in der Erl“ bekannt war.
Zu Zeiten der DDR wurden dort unter anderem Zylinder für Kraftfahrzeugmotoren hergestellt.
Im Jahr 1994 ging der Betrieb zunächst in den Besitz der Familie Schubert & Salzer aus Ingolstadt über, wurde 2011 dann aber an einen indischen Großkonzern veräußert.
Die Schieflage war schon länger bekannt, vor der Insolvenz durchlief das Unternehmen jedoch eine Phase unter einem Schutzschirm. Eisenwerk-Geschäftsführer Enrico Fischer hatte seinerzeit noch von einer soliden Ausgangsbasis gesprochen und „gute Aussichten auf Erfolg“ geäußert.
In dem Geschäftsjahr 2020/21 türmten sich die Verluste dann aber zu zwei Millionen Euro auf, wobei der Umsatz um ganze vier Millionen auf 51,3 Millionen Euro sank – im Jahr zuvor war der Verlust mit 3,6 Millionen Euro sogar noch höher.
Hauptgrund für die Schließung dürften aber die 2022 explodierten Energiekosten sein, bringt es das Eisenwerk der „Sächsischen Zeitung“ zufolge doch auf rund 40 Millionen Kilowattstunden Verbrauch für Strom und Gas.
Quelle: focus.de