Lost Place mitten in der StadtForscher entdecken verschollene Bunker-Kneipe

Lost Place mitten in der Stadt: Forscher entdecken verschollene Bunker-Kneipe – Üblicherweise verortet man Archäologen in irgendwelchen Wüsten oder Dschungeln, doch es gibt auch sogenannte Stadtarchäologen, wie zum Beispiel Ingmar Luther – und dass es versteckt inmitten der Zivilisation durchaus noch einiges zu entdecken gibt, beweist jüngst ein Sensationsfund mitten im Dortmunder Kreuzviertel.
In einem seit Jahrzehnten versiegelten Tiefbunker stießen Luther und sein Team kürzlich auf eine alte Kneipe aus dem Jahr 1948.
Sinnigerweise auf den Namen „Zur Grotte“ getauft, war die Existenz des Lokals, welches nach dem Zweiten Weltkrieg dort unten entstand, durchaus bekannt, doch nun gelang es den Forschern erstmals, einen Blick in die Kneipe unter Tage zu werfen.
Etwa 1,5 Meter unter den Füßen der Dortmunder erstreckt sich der Gastraum, in dem nach wie vor Tische, Stühle und Garderobenständer ihren Platz haben. Um in dem ehemaligen Bunker für eine etwas heimeligere Atmosphäre zu sorgen, wurden die Wände mit Blendmauerwerk versehen und einige Bleiglasfenster eingesetzt. Sogar tapeziert hat man dort unten.
Luther: „Es gab sogar Nischen für Blumenkästen. Man hat viel Aufwand betrieben, um hier für Gastfreundlichkeit zu sorgen.“
Auf der Karte standen dabei neben Kaffee und Schaumwein unter anderem auch Dortmunder Union-Bier als Export-Hell oder auch als Pils. Sogar Eis hatte man dort im Angebot: Mocca- oder Ananassorbet gab es für 0,73 Mark, einen Cherry-Becher für 1,09 Mark, ein Schoko-Becher kostete 1,19 Mark.
Eine Konzession war den Unterlagen der Stadt Dortmund zufolge bis 1971 vorhanden. Die Wahl des Ortes für den Schankbetrieb hatte dabei aber wohl weniger etwas mit Event-Gastronomie zu tun als vielmehr damit, dass im Zuge der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg Räumlichkeiten in Dortmund knapp waren.
Stadtarchäologe Luther weiter: „Man springt in eine andere Zeit. Eigentlich sind es sogar zwei Zeiten. Während der Kriegszeit war das ein Ort, an dem die Leute Schutz gesucht haben. Danach saßen die Leute hier beisammen und hatten Spaß.“
Funde vor Ort belegen, dass der Schutzraum für 390 Menschen mit seinen 250 Quadratmetern später von einem Fotografen zum Entwickeln seiner Filme genutzt wurde, bis Unbekannte dort schließlich im Jahr 1981 Feuer legten, woraufhin man den Bunker versiegelte.
Um zu verhindern, dass der aktuelle Zustand durch Vandalismus zerstört wird, wurde der Bunker nach der fachmännischen Sichtung nun abermals mit tonnenschweren Betonplatten versiegelt und soll künftig in die offizielle Denkmalliste der Stadt aufgenommen werden.
Quellen: dortmund.de , bild.de