KursänderungKann der Asteroid Apophis die Erde 2068 treffen?

Kursänderung: Kann der Asteroid Apophis die Erde 2068 treffen? – 2004 machten Astronomen aus Arizona eine Entdeckung: Ein 350 Meter durchmessender Asteroid namens „2004 MN4“, 14,41 Millionen Kilometer zog er einige Monate nach seiner Entdeckung an der Erde vorbei. Dies erlaubte eine relativ präzise Bestimmung seiner Umlaufbahn. 323 Tage braucht er für das Umkreisen der Sonne. Damit ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit vorhanden, dass er unsere Erde treffen könnte.
2,7 Prozent betrug die zuerst berechnete Chance, dass der Brocken am 13. April 2029 unseren Heimatsplaneten treffen könnte. So wahrscheinlich, dass man dem Asteroiden bereits 2005 deshalb einen neuen, unheilvollen Namen verlieh: Apophis, der griechische Name für die riesige Schlange der Finsternis Apep, die in der altägyptischen Mythologie die Rolle des Zerstörers und Chaosgottes einnimmt und dort in der dunkelsten Unterwelt haust.
Man beobachtete den Asteroiden weiter und konnte für die Annäherungen für 2029, 2036 und 2068 vorläufig eine Entwarnung verkünden, wonach ein direkter Treffer der Erde durch den Gesteinsbrocken weitgehend ausgeschlossen sei. Doch nun haben die Astronomen für das Jahr 2068 eine andere Haltung. Bei der Berechnung der Apophis-Umlaufbahn hatte man bis dato den sogenannten „Jarkowski-Effekt“ nicht miteinbezogen.
Dieser besagt, dass Sonneneinstrahlung einen Asteroiden unter gewissen Umständen nicht symmetrisch anstrahlt, sodass er sich ungleichmäßig erwärmt. Dabei kommt es zu einer asymmetrischen Abstrahlung seiner Wärmeenergie, was bedeutet, dass der Asteroid ganz leicht vom Kurs abweichen kann. Im Falle von Apophis konnte ein Expertenteam ermitteln und in einer Studie veröffentlichen, dass der Brocken 170 Meter von der prognostizierten Umlaufbahn abweicht.
Nach kosmischen Maßstäben mag das nicht nach viel klingen, aber kombiniert mit der kurzen Umlaufzeit verändert dies nachhaltig den Kurs – dies reiche aus, „um das Einschlagsszenario für 2068 weiter im Spiel zu halten.“ Bereits bald wollen die Experten Apophis aufgrund seiner Nähe zur Erde näher betrachten. Dabei soll das NEOWISE-Weltraumteleskop der NASA Verwendung finden.
Noch näher kommt der Brocken uns dann am prognostizierten 13. April 2029 – mit nur 38.000 Kilometern ist er dann in etwa so weit von der Erde entfernt wie geostationäre Satelliten, sodass er mit bloßem Auge erkennbar wird. Dann kann er mit bodengestützten Teleskopen in Augenschein genommen werden.
„Nach diesem Besuch werden wir genaueres über seine Umlaufbahn wissen und das wird es uns viel leichter machen, mögliche zukünftige Einschlagsszenarien vorherzusagen“, so der Astronom David Tholen, einer der damaligen Entdecker von Apophis. Die Experten rund um Tholen gehen bislang nicht davon aus, dass sich eine ermittelte Trefferwahrscheinlichkeit von 1:150.000 für 2068 durch die 170 Meter Abweichung drastisch erhöhen wird.
Sollten sie sich irren, so betonen sie, dass dann Zeit genug für Gegenmaßnahmen bleibe. Die Wissenschaft geht bereits seit einigen Jahren der Frage nach, wie ein Einschlag eines Asteroiden auf der Erde vermieden werden könnte – etwa durch den Beschuss mit Laserstrahlen zur Zertrümmerung des Gesteins/Eises oder kinetischen Geschossen, die die Flugbahn des Brockens durch ihr eigenes Gewicht beim Einschlag ändern könnten.
Im Zuge kommender Missionen der europäischen Raumfahrtorganisation ESA sowie der US-Raumfahrtbehörde NASA will man einen ersten Test eines solchen „Impaktor“ genannten Geschosses durchführen – der 800 Meter große Asteroid Didymos hat einen kleinen Mikromond, der diesen in 1,1 Kilometern umkreist. Dieser „Didymoon“ genannte Begleiter des Asteroiden soll per Einschlag vom Kurs abgebracht werden.
2068 könnte es also ernst werden. Sollte Apophis entgegen aller wissenschaftlicher Erwartung und vorbereitenden Maßnahmen unseren Planeten tatsächlich treffen, so würde die freigesetzte Energie 900 bis 1200 Megatonnen TNT-Äquivalent entsprechen. Das wäre ca. 20-mal stärker als die größte Kernwaffen-Explosion, die die Menschheit je hervorgebracht hat, bzw. rund 80.000-mal so stark wie die Hiroshima-Bombe „Little Boy“.
Auf dem Land würde der Einschlag einen minimal fünf Kilometer großen Krater in der Erdkruste hinterlassen. Sollte Apophis das Meer treffen, wären bis zu 100 Meter hohe Tsunamis die Folge, die an fernen Küsten immer noch eine Höhe von bis zu 30 Metern anlanden könnten.
Quelle: derstandard.at